Harburg. Brückenausbau für besseren Nahverkehr in die City und zurück – Verkehrssenator Tjarks will ÖPNV zunächst „im Bestand stärken“.

Aus Sicht des Hamburger Verkehrssenators Anjes Tjarks (Grüne), gibt es zwar viele denkbare und wünschenswerte Möglichkeiten, die Mobilität im Hamburger Süden zu verbessern – sowohl im Bezug auf die Verkehrsflüsse als auch auf die Umweltbilanz. Doch Priorität müsse der Erhalt und Ausbau der bestehenden Elbquerungen sowie die Stärkung der bestehenden Nahverkehrsangebote haben, sagt der Senator.

Alle weiteren Projekte wären nachrangig, erklärte er auf einer Veranstaltung, zu der die TUHH, der Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden und das Harburger Stadtmarketing eingeladen hatten.

Befürworter der U4-Verlängerung nach Harburg oder einer westlichen S-Bahn-Elbquerung konnten trotzdem aufhorchen: Erstmals erklärte Tjarks einen westlichen Bahntunnel für „wünschenswert“ und sagte ohne Wenn und Aber, dass die U4 eines Tages bis Harburg verlängert werde.

Verkehr Harburg: Erweiterung des Schienennetzes in Hamburg nach Jahrzehnten

Wirtschaftsvereinsvorsitzende Franziska Wedemann begrüßt das, wünscht aber verbindliche Zeitpläne. „Es ist wichtig, dass wir im Hamburger Süden die Ziele, die wir am schnellsten erreichen können, jetzt in den Fokus nehmen“, sagte Tjarks. „Dadurch, dass die Bahn-Elbbrücken ohnehin erneuert werden müssen, ergibt sich die Chance, ihre Kapazität gleich zu erweitern. Das wäre die erste große Erweiterung des Schienennetzes in Hamburg nach Jahrzehnten des Abbaus.“

Um Brücken im laufenden Betrieb – anders ist es bei den Elbbrücken nicht denkbar – zu erneuern, baut die Bahn üblicherweise Behelfsbrücken neben der Baustelle oder neue Brücken neben denen, die abgebrochen werden. Im Fall der Elbbrücken konnte Tjarks mit der Bahn verhandeln, dass die Umleitungsbrücken so gebaut werden, dass sie nach der Bauzeit stehen bleiben. „Wenn wir jetzt noch zwei zusätzliche Gleise über die Elbinsel Wilhelmsburg planen, haben wir alle Möglichkeiten, mehr Regionalzüge aus Niedersachsen und mehr Güterzüge aus dem Hafen darauf fahren zu lassen“, sagte der Senator.

Arbeiten an den Bahnquerungen haben bereits begonnen

Die Arbeiten an den Bahnquerungen haben bereits begonnen. Zwar sind die beiden großen Bahnbrücken noch in der Planfeststellung, aber vor der Norderelbbrücke wird schon an der Bahnquerung der Müggenburger Durchfahrt gearbeitet. Die genieteten Brücken aus der Kaiserzeit haben zwar 30 Jahre länger gehalten, als vorausberechnet, sind nun aber doch fällig. Die Behelfsbrücke ist bereits vorhanden, die alten Brücken werden demnächst verschwinden und dann ersetzt.

Für die S-Bahn ist eine Neuordnung der Linien geplant, die die Betriebsstabilität erhöhen soll. Außerdem schreiten die Arbeiten für eine dritte Linie auf dem selben Ast voran. „Das wird die Kapazität auf der Strecke zwischen Harburg und Hauptbahnhof um 9000 Fahrgäste pro Stunde erhöhen“, versprach Tjarks. Diese Maßnahmen, sowie die Ertüchtigung des Harburger ZOB seien realistisch, weil bereits im Bau oder in Vorbereitung.

Senator: Verlängerung der U 4 bis Harburg wird kommen!

„Die Verlängerung der U 4 bis Harburg wird kommen, aber nicht in absehbarer Zeit. Der nächste Schritt der U 4 im Süden ist auf den Grasbrook und dann zur nördlichen Georg-Wilhelm-Straße“, sagte Tjarks. „Eine westliche Bahnquerung der Elbe würde ich mir ebenfalls wünschen und man darf sie nicht aus den Augen verlieren, aber jetzt muss unser Ziel sein, das derzeit Machbare zügig umzusetzen.“

Grundsätzlich bekannte Tjarks sich auch zur A 26 Ost, aber nur, wenn dann auch die B 73 zurückgebaut wird. Franziska Wedemann vom Wirtschaftsverein freut das: „Wir brauchen hier jede Entlastung und Verbesserung“, sagt sie. „Es wäre aber schön gewesen, zu den einzelnen Vorhaben belastbare Zeitpläne zu erfahren. So hängen wir weiter in der Luft.“