Lüneburg. Auftakt in die Play-offs: Der Tabellenfünfte ringt den Vierten mit 3:2 nieder. Entscheidung über Halbfinaleinzug fällt am Wochenende in Bayern.

Äußerlich wirkte Stefan Hübner ruhig. Dass es nach einem extrem spannenden Spiel innerlich anders in ihm aussehen dürfte, verriet er wenig später. „Heute abend werde ich nur noch entspannen. Vielleicht gönne ich mir einen Gin Tonic oder einen schönen Wein“, sagte der Volleyballtrainer der SVG Lüneburg. Das Getränk und die ruhigen Momente seien ihm gegönnt. Einerseits als Belohnung für einen extrem wichtigen Sieg in der heißen Saisonphase der Volleyball-Bundesliga, andererseits um Kraft zu tanken für die bereits am Wochenende anstehenden, nicht minder schwierigen Aufgaben.

Zweites Play-off-Spiel am Sonnabend, drittes eventuell Sonntag

Am heutigen Freitag sitzen Coach Hübner und seine Spieler bereits wieder im Reisebus gen Süden. Nach der Ankunft ist ein Spaziergang am Ammersee geplant. Was nach einem romantischen Kurzurlaub klingt, ist nichts anderes als die Ruhe vor dem Sturm. Nicht auf dem See, vielmehr in der benachbarten Nikolaushalle. Dort geht es am Sonnabend, 19 Uhr, und womöglich auch am Sonntag, 15 Uhr, um den Einzug in das Play-off-Halbfinale um die deutsche Meisterschaft. Zu verfolgen ist der weitere Viertelfinale-Verlauf unter www.sporttotal.tv im kommentierten Livestream.

Die SVG Lüneburg geht mit einer 1:0-Führung im Gepäck auf die Fahrt nach Herrsching. Am Mittwochabend gewann sie in Reppenstedt ein dramatisches erstes Duell mit den WWK Volleys Herrsching nach 124 Minuten Netto-Spielzeit mit 3:2 (25:21, 21:25, 25:21, 17:25, 16:14). Wer in der Best-of-three-Serie zuerst zwei Siege landet, zieht in die Runde der letzten Vier ein. Die Lüneburger können mit einem weiteren Sieg am Sonnabend schon alles klar machen. Wenn nicht, haben sie am Sonntag einen weiteren Matchball. So oder so werden sie zweimal in Oberbayern übernachten und am Sonntagabend nach Lüneburg zurückkehren.

Co-Trainer Bernd Schlesinger wurde am Spieltag 62 Jahre

Zuspieler Gijs van Solkema (SVG Lüneburg, links) und Jori Alexander Mantha (TSV Herrsching, rechts) wurden als wertvollste Spieler (MVP) ihrer Teams ausgezeichnet.
Zuspieler Gijs van Solkema (SVG Lüneburg, links) und Jori Alexander Mantha (TSV Herrsching, rechts) wurden als wertvollste Spieler (MVP) ihrer Teams ausgezeichnet. © HA | Markus Steinbrück

„Es ist das eingetreten, was beide Seiten erwartet haben“, sagte Stefan Hübner. Erwartet worden war ein Duell auf Augenhöhe, besser: auf Netzhöhe, zwischen dem Tabellenfünften der Bundesliga-Hauptrunde (Lüneburg) und dem Tabellenvierten (Herrsching). Nach 20 Spielen trennten die Clubs nur drei Punkte. Und so entwickelte sich am 62. Geburtstag von Co-Trainer Bernd Schlesinger von Anfang an ein offener Schlagabtausch auf hohem Niveau. Die SVG-Spieler wirkten sehr fokussiert, brachten eine gute Energie auf die Platte und hielten sich auffällig mit Reklamationen zurück, wenn eine Schiedsrichterentscheidung nach ihrem Geschmack hätte anders ausfallen sollen.

In den ersten drei Sätzen war es jeweils ein Spieler, der den Unterschied ausmachte und seiner Mannschaft den Satzgewinn bescherte. Das war zunächst Lüneburgs Viktor Lindberg, der allein im ersten Satz fünf Asse schlug. Eine ähnlich starke Aufschlagserie von Herrschings Jalen Penrose, er machte aus einem 15:16-Rückstand eine 21:16-Führung, brachte den Satzausgleich für die Gäste.

In der Endphase des dritten Durchgangs war es dann Jannik Pörner mit guten Blocks und gelungenen Angriffsschlägen, ergänzt durch eine spektakuläre Rettungsaktion dreier SVG-Spieler, der auf 2:1 für die Gastgeber stellte. Zum Sieg sollte das noch nicht reichen. Früh im vierten Durchgang lag der TSV Herrsching mit drei, vier und sechs Punkten vorn und schaffte dank des deutlichen 25:17 schließlich den 2:2-Satzausgleich – der Tiebreak musste entscheiden.

Jordan Ewert und Viktor Lindberg mit den meisten Punkten

Ist es nach einem schwächeren Durchgang nicht sehr schwierig, im fünften Satz sofort wieder seine Leistung abrufen zu müssen? „Wir denken nur von Punkt zu Punkt und spielen einfach weiter. Bei jedem Ball geben wir alles“, sagte Stefan Hübner. „Nach einem deutlichen Satz kann es auch für den Gewinner schwierig sein, den Schwung mitzunehmen.“ Der Tiebreak wurde zum Spiegelbild der gesamten Partie. Wieder wogte das Momentum hin und her. Herrsching führte 6:3 und 11:9, Lüneburg hatte bei 8:7 und 12:11 die Nase vorn. Nach dem 13:13 waren es dann Jordan Ewert mit einem gedrückten Ball, Michel Schlien durch die Mitte und Viktor Lindberg von Linksaußen, dessen Ball vom Block ins Aus ging, die die letzten Punkte zum umjubelten 16:14-Erfolg machten. Nun konnte auch das Geburtstagsständchen für Bernd Schlesinger angestimmt werden.

„Die perfekte Bilanz gibt es nicht. Wie haben lange gebraucht, ehe wir direkte Blockpunkte gemacht haben und haben uns bei Diagonalangriffen etwas schwergetan. Insgesamt mussten wir uns durchwühlen“, so Hübner. „Den Fokus versuchen wir auf Dinge zu richten, die gut klappen, und nicht so sehr auf schlechtere Bereiche.“ Die meisten Punkte für die SVG Lüneburg machten Jordan Ewert (23), Viktor Lindberg (22) und Jannik Pörner (11). Als wertvollster Spieler wurde Zuspieler Gijs van Solkema ausgezeichnet, die silberne MVP-Medaille ging an Herrschings Top-Scorer Jori Alexander Mantha (22 Punkte).