Buchholz. Trotz der 22:24-Niederlage der Handball-Luchse gegen die Neckarsulmer Sport-Union können die Linksaußen und die Torhüterin überzeugen.
Dubravko Prelcec war hin- und hergerissen. Zum dritten Mal in den vergangenen vier Spielen hatte er eine gute bis sehr gute Leistung seiner Mannschaft gesehen, zum dritten Mal in den vergangenen vier Spielen standen die Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten nach dem Schlusspfiff ohne zählbaren Erfolg da. Und selbst beim einzigen Punktgewinn vor Wochenfrist in Blomberg hätte es angesichts einer Drei-Tore-Führung 90 Sekunden vor dem Ende ein Sieg sein müssen.
Trainer sieht gute Leistung, ist aber nicht zufrieden
Das jüngste Kapitel schrieb der Bundesliga-Aufsteiger am Sonnabendabend beim 22:24 (13:14) in Buchholz gegen die Neckarsulmer Sport-Union (NSU). „Es war eine gute Leistung, aber ich bin doch unzufrieden“, sagte Luchse-Trainer Prelcec. Sein personell gebeuteltes Team hatte kämpferisch wieder alles in die Waagschale geworfen, bis eine gute Minute vor Schluss war das Unentschieden in greifbarer Nähe.
Dann erregte ein mindestens unglücklicher Pfiff der Schiedsrichterinnen aus Leipzig die Gemüter. Kim Berndt traf bei einem erweiterten Tempogegenstoß mit einem flachen Wurf von halbrechts ins lange Eck zum 23:23-Ausgleich – vermeintlich. Denn bevor der Ball im Tor war, pfiffen die Referees ein Foul an Berndt. Der Treffer zählte nicht, stattdessen wurde das Spiel „nur“ mit einem Freiwurf für die Luchse fortgesetzt.
Rechtsaußen Maj Nielsen erwischt rabenschwarzen Tag
Wenig Sekunden später konnte Rechtsaußen Maj Nielsen, die einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte, ein zugegebenermaßen schwieriges Anspiel nicht unter Kontrolle bringen. Im Gegenzug machte der Tabellenfünfte aus Neckarsulm den Sack mit dem Treffer zum 24:22-Endstand zu. In den verbleibenden 25 Sekunden passierte nichts mehr. Während die von der ehemaligen Luchse-Trainerin Tanja Logvin betreuten Gäste im Kreis hüpften und feierten, saßen die Gastgeberinnen minutenlang mit leerem Blick auf der Bank.
In seiner Analyse brachte Dubravko Prelcec weniger die beschriebene Szene auf die Palme, er stellte die erfahrenen Spielerinnen in den Mittelpunkt der Kritik. „Von den erfahrenen Spielerinnen erwarte ich, dass sie in der entscheidenden Phase Ruhe ins Spiel bringen“, sagte der Luchse-Coach. Das sei aus seiner Sicht nicht gelungen. Gleichzeitig räumte Prelcec ein: „Natürlich sind meine Ansprüche im Lauf der Saison größer geworden.“
Zoe Ludwig hält zwei Siebenmeter und 42 Prozent aller Bälle
Den erfahrenen Spielerinnen, die vor allem im Rückraum zu finden sind, muss man zugutehalten, dass sie angesichts geringer Wechselmöglichkeiten körperlich an der Belastungsgrenze waren. Damit leidet naturgemäß auch die Konzentration. Kim Berndt, Fatos Kücükyildiz und Sarah Lamp mussten bis auf wenige Minuten auf der Bank quasi durchspielen. Marleen Kadenbach strahlte an diesem Abend wenig Selbstvertrauen und wenig Torgefahr aus, die verletzte Louise Cronstedt weilt in ihrer schwedischen Heimat.
Schon in der ersten Halbzeit war das Spiel der Luchse von zu vielen Fehlpässen und Fehlwürfen geprägt, auch stellte sich die Gästedeckung immer besser auf die Rückraumspielerinnen ein. Jeden Ballgewinn nutzte das Team von Tanja Logvin zu einem erweiterten Tempogegenstoß. Dass die Partie nicht früh entschieden war, war auch ein Verdienst der starken Torhüterin Zoe Ludwig. Für die 21-Jährige war es das erste Spiel als Nummer eins der Luchse. Mareike Vogel hatte sich in Blomberg einen Kreuzbandriss im rechten Knie zugezogen, fällt monatelang aus und wird voraussichtlich am 1. April operiert.
Mareike Vogel wird am 1. April am Kreuzband operiert
„Ich habe eine überragende Torwartleistung gesehen“, lobte Trainer Prelcec seine junge Torhüterin. Ludwig parierte zwei Siebenmeter, kam auf 42 Prozent gehaltener Bälle und leitete mehrere Tempogegenstöße mit punktgenauen Pässen auf Linksaußen Alexia Hauf ein. Sie, die zweite Gewinnerin des Abends, schloss sehr sicher ab und hielt die Handball-Luchse Mitte der zweiten Halbzeit im Spiel, als aus dem Rückraum kaum noch etwas kam. Mutig ihr überraschender Pass von Linksaußen auf Kreisläuferin Evelyn Schulz, den diese zum 17:17 versenkte. Das 18:17 und 19:17 warf Alexia Hauf selbst und war – nach drei Gegentoren in Folge – mit einem spektakulären Dreher kurz über dem Hallenboden zum 20:20 (53.) erfolgreich. Es sollte der letzte Ausgleich für die Handball-Luchse gewesen sein. Nach 60 Minuten hatte die 22-Jährige sieben Tore auf dem Konto.
„Unsere Abwehr war ein bisschen besser und wir haben etwas mehr Routine. Das hat den Ausschlag gegeben“, sagte NSU-Trainerin Tanja Logvin. „Rosengarten hat ein unglaublich gutes Spiel gemacht.“ Von lobenden Worten allein können die Luchse den Klassenerhalt in der 1. Bundesliga nicht schaffen, es müssen Punkte her. „Natürlich sind Fortschritte sind zu erkennen. Ich wünsche mir einen weiteren Schritt nach vorn“, sagte Dubravko Prelcec. „Die Mädels müssen es schaffen, in den entscheidenden Phasen einen klaren Kopf zu haben. Wir müssen uns noch mehr auf Kleinigkeiten konzentrieren. Kleinigkeiten, die am Ende groß sind.“
Duell der Aufsteiger am Sonnabend in Halle-Neustadt
In den kommenden Tagen gilt es, den Kopf wieder frei zu bekommen und Konzentration aufzubauen für das wichtige Auswärtsspiel am kommenden Sonnabend, 19 Uhr. In das Duell gegen Mitaufsteiger und Tabellennachbar SV Union Halle-Neustadt gehen die Handball-Luchse nicht als krasser Außenseiter. In solchen Spielen boten sie zuletzt unterdurchschnittliche Leistungen. Eine gute Gelegenheit, den Trend umzukehren, damit der Trainer nur in eine einzige Richtung gerissen wird.
Luchse-Tore: Alexia Hauf, Fatos Kücükyildiz (beide 7), Kim Berndt (3/1), Sarah Lamp, Evelyn Schulz (beide 2) und Maj Nielsen (1)