Harburg. Tage der Industriekultur: Am Wahlwochenende locken Veranstalter mit umfangreichen Programm ans Wasser
Pflanzenöle und Gummiindustrie: Diese Branchen nennt Gorch von Blomberg, wenn von der Vergangenheit des Harburger Hafens als Industriestandort die Rede ist. Heute erinnern unter anderem noch die Kräne an diese Zeit. Der 56-jährige Kranführer steht auf einem solchen und blickt von oben auf den Harburger Binnenhafen hinab. Um „Industrie am Wasser“ dreht sich alles am Sonnabend und Sonntag, 25. und 26. September.
Dann werden zum sechsten Mal die „Tage der Industriekultur am Wasser“ in der Metropolregion Hamburg organisiert. 200 Veranstaltungen, 110 Denkmäler an 49 Orten: Das umfangreiche Programm ist vielfältig und verlockend. Hafenanlagen, Schiffe, Brücken, Mühlen, Leucht- und Wassertürme: All das können Interessierte sich von Cuxhaven bis Schwerin, von Ostholstein bis zum Allertal ansehen. Nicht nur geografisch mittendrin, anstatt nur dabei: der Harburger Binnenhafen.
„Wir fahren größer denn je auf“, verspricht von Blomberg als Gründer des Vereins Museumshafen Harburg mit Blick auf das Programm rund um den Harburger Binnenhafen am Sonnabend. Natürlich können dann die beiden restaurierten Kräne besichtigt werden. Zudem können Besucher eine Rundfahrt durch den Binnenhafen unternehmen. Die Vereinsbarkasse JAN von 1921 schippert zwischen 12 und 16 Uhr im Hafenbecken. Die genauen Abfahrtstermine werden vor Ort angezeigt. Außerdem können Interessierte einen „Sackkarren-Führerschein“ machen und einen Seemannsknoten erlernen.
Premiere: Verein Trinkhalle vom Kultur-Kiosk beteiligt sich
Wer etwas über die Brücken im Harburger Hafen lernen möchte, kommt um 13 Uhr zur Fischhalle, Kanalplatz 16. Es werden die Klappbrücke in der Nartenstraße und die „Goebbelsschnauze“, die Brücke am Holzhafenkanal, besichtigt. Der Maschinenraum der ersten Brücke wird sogar für die Besucher geöffnet.
Zudem steht eine Premiere an: Zum ersten Mal beteiligt sich an diesem Tag auch der Verein „Trinkhalle seit 1876“ und öffnet den Kultur-Kiosk in Blohmstraße. Dort stärken sich Besucher mit einem Astra-Knollen oder Kaffee und Kuchen. Abgerundet wird der Sonnabend mit einem Open-Air-Kino am Liebherr Portalkran. Gezeigt wird von 19.30 Uhr an der Dokumentarfilm „Die Pamir“.
Harburger sind nur einen Tag dabei wegen der Wahl
Lokaler Hauptveranstalter der Tage der Industriekultur in Harburg ist der Verein Museumshafen. Gorch von Blomberg erklärt, warum in Harburg dieses Jahr nur am Sonnabend die Pforten geöffnet werden: „Einige von uns werden am Sonntag als Wahlhelfer gebraucht.“ Gemeint ist das Team aus Ehrenamtlichen, das die zahlreichen Veranstaltungen auf die Beine stellt. Zu der Gruppe zählt auch Ernst Kopf. Mit 78 Jahren übernimmt er vorzugsweise die organisatorischen Aufgaben und überlässt die körperliche Arbeit den Jüngeren.
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Für die Vertreter der Metropolregion Hamburg stellt der Termin passend zur Bundestagswahl kein Problem dar. Laut Marion Köhler, Pressesprecherin der Metropolregion, könne man ja schnell wählen gehen und anschließend die Region erkunden. Erste Wahl war der Termin allerdings nicht. Aufgrund der Corona-Pandemie musste die Veranstaltung verschoben werden. Köhler sagt: „Wir wussten nicht, ob es überhaupt stattfindet.“ Deshalb gibt es das Programm diesmal auch nicht in einer gedruckten Variante, sondern es wird ausschließlich online zur Verfügung gestellt.
In Zukunft ist aber auch wieder ein früherer Zeitpunkt vorstellbar, so Köhler. Zumindest den Harburger Ehrenamtlichen käme das entgegen. Nur zwei Wochen liegen in diesem Jahr zwischen den Tagen des offenen Denkmals und den Tagen der Industriekultur am Wasser. So manches Industriegebäude steht eben auch unter Denkmalschutz. Die Vereinsvorsitzende Heike Schieder räumt ein: „Es wäre schön, wenn das Ganze wieder etwas entzerrt wäre.“
Und das ist los in der Region:
- Abgesehen vom Bezirk Harburg können Interessierte am 25. und 26. September in der Region zahlreiche Veranstaltungsorte erkunden. Hier eine Auswahl:
- In Cranz, Estedeich 78, führt der Eigentümer über die Werft mit einer Werkstatt aus dem 18. Jahrhundert, einer Bootshalle von 1905 sowie einer Slipanlage.
- In Buxtehude ist außer der Wassermühle Ovelgönne der Ewer „Margareta“ im Programm zu finden. Dieses Plattbodenschiff aus dem Jahr 1897 symbolisiert die seit dem 13. Jahrhundert bis in das Stadtzentrum betriebene Schifffahrt. Zwischen 11 und 17 Uhr kann der Ewer an beiden Tagen kostenfrei besichtigt werden.
- Auf dem Fahrrad können Teilnehmer in Hollenstedt aktiv werden. Eine Radtour führt am Sonnabend entlang der 1902 eröffneten Eisenbahnstrecke Buchholz-Bremervörde. Vier Brücken und zwei Bahnhöfe liegen auf dem Weg. Frühaufsteher können um 11 Uhr starten, andere um 15 Uhr.
- In Seevetal können Besucher die Wassermühle Karoxbostel besichtigt. In Winsen gibt es Führungen durch den Stöckter Hafen. Eine Station ist die Schiffswerft Eckhoff. Mit Salzmuseum, Hafen und Wasserturm ist die Hansestadt Lüneburg vertreten.
- Infos unter metropolregion.hamburg.de/industriekultur