Finkenwerder. Der Zweimaster „Catarina“ der Stiftung Hamburg Maritim erhält einen neuen Anstrich und ein ausgebessertes Heck.
Er ist wohl der älteste Zeuge der Elbfischerei von Altenwerder und bekommt auf Finkenwerder nun einen neuen Anstrich: Der Ewer „Catarina“ wurde 1889 erbaut und ist zumindest in Teilen noch im Original erhalten. Damit gilt er als ältester Elbfischer-Ewer. Er gehört zur Flotte der Stiftung Hamburg Maritim und wird vom Hanseatischen Segel Club (HSC) betrieben. „Wir hoffen, dass wir zum Ende dieser Woche wieder ins Wasser können“, sagt dessen Vorsitzender Thees Fock.
Doch zunächst braucht „Catarina“ ein paar Meter neues Eichenholz: Eine 3,30 Meter lange morsche Planke wurde entfernt. Weitere kleinere Schadstellen kommen hinzu, so dass insgesamt 5,50 Meter neu beplankt werden müssen. Das übernehmen die Fachleute der Behrens-Werft. Schiffszimmerer Arne Becker müht sich gerade, hinter den Planken einen Bolzen zu entfernen, um ein Holzstück abzunehmen. „Es ist schwierig, in Deutschland noch Holzbootsbauer zu finden“, sagt Thees. „Die Behrens-Werft ist im Raum Hamburg die einzige, die diese Arbeiten macht.“
Im März bekam der Ewer den aufgearbeiteten Großmast zurück
Im Winter hatten die stiftungseigenen Bootsbauer bereits den Großmast aufgearbeitet, ihn „in Farbe gesetzt“, wie der Fachmann sagt, und die 40 Jahre alte Takelage aufgefrischt. Mitte März wurde der Mast im Hansahafen mit einem Kran der Hafenverwaltung HPA wieder aufgestellt. Einen Monat später ging’s zur Behrens-Werft nach Finkenwerder, und der knapp 14 Meter lange Ewer wurde ins Trockene gehievt. Nun teilen sich die Profis von der Werft und die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder des HSC die Arbeiten am Rumpf der alten Lady mit der Schiffskennung ALT 287.
Die Werftkosten trage die Stiftung als Eigentümerin, sagt Thees. Sein Verein mit gut 20 Mitgliedern könne das nicht leisten, übernehme aber die Betriebskosten. „Wir sind auf Spenden angewiesen. Dafür präsentieren wir das Schiff in Häfen und nehmen an Veranstaltungen wie dem Hafengeburtstag teil. Das fehlt uns sehr. Auch wir gehen jetzt durch Corona in die nächste schwierige Saison.“ Da das Schiff auch in normalen Zeiten für einen Charterbetrieb zu klein ist, wird es vom Freundeskreis gesegelt und gepflegt. Zu ihnen gehört Harald Niemeyer, der am Rumpf die letzten Farbreste entfernt und ihn für den Anstrich vorbereitet.
Ende des 19. Jahrhunderts kamen die Kutter als Schiffstyp auf
Der Verein freut sich über weitere Mitglieder. Er wirbt dafür auf der Website der Stiftung Hamburg Maritim: „Das gaffelgetakelte Schiff eignet sich besonders, um Erfahrungen im Segeln und in der Pflege historischer Schiffe zu sammeln. Für die Schiffsführung ist neben dem Sportbootführerschein als Mindest-Qualifikation vor allem ausreichende Erfahrung erforderlich. Diese kann bei Elbfahrten oder kurzen Törns erworben werden. Ein ideales Schiff für Einsteiger und alle, die einmal den Traditionsschiffer-Schein erwerben wollen!“
Der erste Schiffsführer war der Elbfischer Hans Rübcke aus Neuhof; er gab „Catarina“ in Auftrag. Vermutlich ist sie der letzte Fischerewer, der gebaut worden ist – Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich der modernere Kutter bereits durchgesetzt. „Catarina“ trägt einige Merkmale des damals neuen Schiffstyps. So hat sie statt der für Ewer typischen Seitenschwerter ein eisernes Mittelschwert, das in der Bünn angebracht war, dem mit Flusswasser durchspülten Fischkasten in der Schiffsmitte.
1976 wurde das Fischereischiff stillgelegt
Fischer Rübcke siedelte später nach Altenwerder über, daher die Kennung ALT. 60 Jahre blieb der Zweimaster im Besitz der Familie und wurde dann an die Weser verkauft. Von Bremerhaven aus diente er weitere Jahrzehnte der Hamenfischerei (Fischfang mit seitlich ausgelegten Schleppnetzen), bis „Catarina“ 1976 stillgelegt wurde.
2004 erhielt die Stiftung Hamburg Maritim das Holzschiff als Vermächtnis des Kaufmanns Wolfgang Friederichsen. Er hatte das Schiff gerettet und 28 Jahre lang besessen. Die Stiftung ließ „Catarina“ vom Verein Jugend in Arbeit im Harburger Binnenhafen ein weiteres Mal aufwendig restaurieren. Seither ist der Gaffelsegler wieder in seinem alten Revier in Fahrt. Er hat seinen Liegeplatz im Sandtorhafen, dem Traditionsschiffhafen der Stiftung Hamburg Maritim.