Maschen. Bezirksligatrainer Matthias Dieterich versucht den Spagat zwischen Entwicklung der Mannschaft und guten Ergebnissen hinzubekommen.
Die Bezirksliga-Fußballer des VfL Maschen sind in die zweite, die heiße Phase der Saisonvorbereitung gestartet. Knapp drei Wochen bleiben noch Zeit, ehe am Sonnabend, 14. August, das erste Punktspiel beim SV Bendestorf auf dem Programm steht. Trainer Matthias Dieterich hatte sein Team bereits Mitte Juni zum ersten Trainingsblock gebeten. Danach folgte eine Woche trainingsfrei.
Der Coach, der das Team vor einem Jahr übernommen hatte, merkte schnell: „Es ist schwierig, nach einer so langen Pause eine vernünftige Belastungssteuerung zu finden.“ Viele Spieler klagten immer wieder über kleinere muskuläre Probleme. Ein Grund für Dieterich, in den kommenden Wochen verstärktes Augenmerk auf Kraft und Athletik zu legen. „Obwohl wir eigentlich auch fußballerisch etwas machen müssten.“
Nach der langen Pause haben viele Spieler kleinere Muskelprobleme
Trainer und Verein verfolgten bei den Planungen in der Pause weiter das Ziel, „den Kader auf die Zukunft auszurichten.“ So schlossen sich mit Moritz Esmann, Simon Pfeiffer, Dennis Auber und Sven Netzlaff gleich vier Spieler des Ligakonkurrenten TSV Winsen den Seevetalern an. Adem Aydin (FC Bingöl/Landesliga Hamburg) soll künftig helfen, das Spiel im Mittelfeld zu lenken. Dazu wurde mit Dominik Hintelmann ein Angreifer reaktiviert, der allerdings nach längerer Pause und Verletzung langsam an alte Leistungsstärke herangeführt werden muss. Demgegenüber verließen David Willms (TV Meckelfeld II) und Marcel Kopmann (eigene zweite Herren) Maschens Bezirksligateam.
Ein Ziel für eine erfolgreiche Saison will der Trainer nicht ausgeben, zumindest keines, dass sich an einem Tabellenplatz festmachen lässt. „Der Gesamtprozess steht im Vordergrund.“ Bereits in der vergangenen, abgebrochenen Saison seien im Verein viele Weichen innerhalb des Teams und im Umfeld gestellt worden. „Wir haben Qualität dazu bekommen“, ist Matthias Dieterich überzeugt, dass der Kader insgesamt stärker geworden ist. „Es muss unser Anspruch sein, in die Meisterrunde zu kommen. Dann wäre vielleicht alles möglich.“
„Offensiv, kreativ, dominant!“ – so will Maschen spielen
Allerdings weiß Dieterich auch, dass man sich von Anfang an keine Schwächephase erlauben darf. Er werde dennoch versuchen, nicht zu sehr auf die Punktausbeute zu achten, sondern die Balance zwischen Entwicklung der Mannschaft und Ergebnissen zu finden. In der Vorsaison stand der VfL beim Saisonabbruch mit neun Punkten aus sieben Spielen auf dem siebten Platz seiner Staffel.
Das Spielsystem, das künftig in Maschen zu sehen sein soll, lässt sich mit drei Worten beschreiben: „Offensiv, kreativ, dominant!“ Dafür ist auch der Kader zusammengestellt. Vor allem in der Offensive sieht Trainer Dieterich sein Kollektiv mit Basar Sahin, Marius Landowski und Franz Hasselbring sehr gut aufgestellt. Das Trio zeichnete in der abgebrochenen Saison für 80 Prozent aller VfL-Tore verantwortlich.
Deutliche Testspiel-Niederlagen gegen HSV II und TSV Sasel
Die große Aufgabe ist es, die Defensive zu stabilisieren. Dieterich sah auch in den Freundschaftsspielen gegen klassenhöhere Gegner, den Regionalligisten Hamburger SV II (0:7) und den Oberligisten TSV Sasel (1:8), trotz der deutlichen Niederlagen gute Ansätze. „Die Spieler hatten hier die Möglichkeit, unter Druck zu lernen.“
Allerdings behält Dieterich die Corona-Zeit noch im Blick. „Bei aller Vorfreude: Man weiß nicht, wie sich die Pandemie und ihre Folgen entwickeln.“ Damit meint er nicht unbedingt einen erneuten Abbruch oder eine verkürzte Saison. Vielmehr müsse man sich beim VfL Maschen mit dem Thema „Long Covid“ beschäftigen. Bei einem Spieler wurde deutlich, dass „genesen“ nicht gleichbedeutend mit „voll belastbar“ sein muss. Unter Umständen kann diese Erkrankung für einen betroffenen Spieler einen langen Weg zurück zu alter Stärke bedeuten. „Das sind Sachen, bei denen du nicht weißt, wie es verläuft und was auf dich als Trainer, den einzelnen Spieler und auf das Team zukommen kann“, sagt Matthias Dieterich.
In niedersächsischen Clubs zählt Vereinstreue mehr als in Hamburg
Der Trainer kam vor einem Jahr aus Hamburg und hat schon in den ersten Spielen der Bezirksliga festgestellt: „Die Liga hat ein gutes Niveau.“ Werde in Hamburg zur neuen Saison häufig das gesamte oder ein Großteil des Teams ausgetauscht, herrsche in Niedersachsen eher Vereinstreue. Das stärke die Gemeinschaft. „Hier kommen die Mannschaften verstärkt über den Charakter und die Mentalität zum Erfolg“, hat Dieterich festgestellt. Auch der hohe Stellenwert einzelner Spiele, vor allem bei Nachbarschaftsduellen, war neu für den Coach. „Manche Siege haben unwahrscheinliche Bedeutung. Das ist in Hamburg doch anders.“