Buchholz. Blau-Weiss-Turnerin Karina Schönmaier gewinnt die Titel im Mehrkampf und am Schwebebalken. Dazu gibt es Silber am Boden und Bronze am Sprung.
Die gute Nachricht musste sofort raus. Kaum war der Wettkampf in Berkheim bei Stuttgart beendet, teilte Silke Guddat ihre Freude. „Karina Schönmaier hat für Blau-Weiss Buchholz im Olympischen Gerätturnen den Titel der deutschen Jugendmeisterin in der AK 15 im Mehrkampf und am Schwebebalken geholt“, sagte die Pressesprecherin der Turnabteilung. Die zwei Titel waren noch nicht alles an diesem nahezu perfekten ersten Advent. Die 2005 geborene Karina Schönmaier gewann zwei weitere Medaillen: Am Boden wurde sie deutsche Vizemeisterin, am Sprungtisch gewann sie Bronze.
Titelkämpfe waren vom Frühjahr in den Herbst verschoben worden
Welche eine grandiose Bilanz unter sehr erschwerten Trainingsbedingungen. Die deutschen Jugendmeisterschaften (DJM) sind naturgemäß der Saisonhöhepunkt schlechthin, alle Planungen sind akribisch auf den Termin ausgerichtet. In diesem Jahr mussten die Pläne mehrfach umgestellt werden. Nach der ersten Corona-Welle und der Verschiebung der DJM in den Herbst hatten die Turnerinnen von Blau-Weiss Buchholz gerade wieder einen guten Trainingsrhythmus gefunden. „Alle Gruppen trainierten mit Freude und hoher Motivation. Auch in den Herbstferien sind wir intensiv an den Geräten geblieben“, so Guddat. Der Lohn: den zweiten Wettkampftag in der 2. Turn-Bundesliga schloss das Turn-Team Kiehn Group Lüneburg-Buchholz, zu dem die Athletinnen von Blau-Weiss Buchholz gehören, auf dem sehr guten dritten Platz ab.
„Dann erlebten wir wie viele andere eine harte Vollbremsung“, so Silke Guddat. Anfang November trat der erneute Teil-Lockdown in Kraft, die Sporthallen in Buchholz mussten schließen, die Planungen für die unmittelbare DJM-Vorbereitung waren Makulatur. Auf der Suche nach alternativen Trainingsmöglichkeiten verstrich die Zeit. „Schließlich haben wir die Bewilligung auf Sondertrainingszeiten in einem benachbarten Bundesland erreicht. Karina konnte endlich wieder trainieren und sich auf den Wettkampf vorbereiten“, berichtet die Pressesprecherin über das Entgegenkommen der Hansestadt Bremen.
Teamkameradinnen verfolgten den Wettbewerb zu Hause am Laptop
Die Reise zu den deutschen Jugendmeisterschaften der Altersklassen (AK) 12 bis 15 trat die Aktive zusammen mit ihrer Trainerin Katharina Kort und ihrer Mutter an. Unter strengen Auflagen und ohne Zuschauer wurden die Titelkämpfe im olympischen Vierkampf und den vier Einzelgeräten in Baden-Württemberg durchgeführt. Teamkameradinnen und Fans verfolgten den Wettkampf vor dem Laptop auf Sportdeutschland.tv.
Der erste Advent wurde für Karina Schönmaier zum Glückstag. Schon nach dem ersten Gerät, dem Sprung, stand die 15-Jährige ganz oben auf dem Tableau. 13,300 Punkte erhielt sie für ihren Überschlag mit anschließendem Salto vorwärts gebückt. Es war der Tageshöchstwert der AK 15, der in die Mehrkampfwertung einging. Für das Gerätefinale zeigten die Turnerinnen einen zweiten Sprung: Schönmaier wählte den Tsukahara gebückt und gewann mit dem Mittelwert aus beiden Sprüngen die Bronzemedaille.
Am Stufenbarren gelang der Jugendlichen, die aus dem TuS Huchting in Bremen hervorgegangen ist und mittlerweile für Blau-Weiss Buchholz turnt, ebenfalls ein sturzfreier Vortrag. In einigen Elementen ihrer schwierigen Übung kam sie etwas aus dem Rhythmus und musste Punktabzüge hinnehmen. Mit exakt elf Punkten verpasste Schönmaier als Viertplatzierte knapp das Treppchen.
„Schwebebalken genauso cool wie der neue Balken in Buchholz“
Vom Schwebebalken hatte die Buchholzerin bei den letzten Zweitliga-Wettkämpfen wiederholt absteigen müssen. Entsprechend groß war die Aufregung. Doch der Balken in Berkheim gefiel der Nordheide-Turnerin. „Er ist genauso cool wie unser neuer Balken in der Halle in der Bremer Straße in Buchholz“, sagte sie nach dem Einturnen. Recht sollte sie behalten: schon der Aufgang, ein Salto vorwärts, gelang sicher.
Und so spulte sie ihre Übung souverän ab: Meni-Spreizsalto, freies Rad, Seitwärtssalto, komplexe gymnastische Sprungverbindungen und der Abgang, ein Rondat-Schraubensalto. Abgesehen von einigen kleinen Wacklern stand Karina Schönmaier alles. Die Kampfrichter belohnten die Darbietung mit 12,200 Punkten und kürten Karina Schönmaier damit zur deutschen AK-15-Meisterin am Schwebebalken.
Auch am Boden blieb Karina Schönmaier cool
Auch auf der Bodenfläche, dem letzten der vier olympischen Geräte, blieb Schönmaier cool. Sie zeigte Doppelsalti, Doppelschrauben und hochwertige gymnastische Elemente. Die Wertung von 12,125 Punkten machte die gebürtige Bremerin zur deutschen Vizemeisterin am Boden. Nun galt es zu warten, bis alle Konkurrentinnen der Altersklasse (AK) 15 die letzten Übungen beendet hatten. Danach stand das Unerwartete und Unglaubliche fest: Karina Schönmaier von Blau-Weiss Buchholz wurde auch deutsche Mehrkampfmeisterin. Mit 48,650 Punkten gewann sie knapp vor Lea Marie Quaas (TuS Chemnitz-Altendorf/48,350 Punkte) und Lona Häcker (TSV Berkheim/47,750 Punkte).
„Ein besonderer Erfolg. Auch für all diejenigen, die an Karinas Erfolg beteiligt sind. Es zeigt, dass wir mit unseren Bemühungen und unserem Einsatz auf dem richtigen Weg sind“, sagte Silke Guddat stolz und glücklich. Normalerweise dominieren auf nationaler Ebene die Teilnehmerinnen aus den großen Turnzentren und Bundesstützpunkten. Nicht so im ungewöhnlichen Jahr 2020. Die Bundesnachwuchstrainerin Claudia Schunk gratulierte der neuen deutschen Meisterin aus Buchholz zu ihrem Erfolg.