Buchholz. Jünger und inhaltlich dynamischer werden sich die Blau-Weiss-Tänzer bei der Deutschen Meisterschaft in Bremerhaven präsentieren.
„Wir haben eine willige Truppe beisammen, werden richtig Gas geben und den anderen ein heißes Rennen liefern.“ Franziska Becker ist die Vorfreude auf die Deutsche Meisterschaft der Lateinformationen an diesem Sonnabend, 13. November, in der Stadthalle Bremerhaven anzumerken. Dabei weiß die erfahrene Tanztrainerin von Blau-Weiss Buchholz noch weniger als die acht Konkurrenten, wo ihre Formation leistungsmäßig aktuell steht.
Vor der langen Coronapause waren die Buchholzer einige Jahre auf den dritten Platz in Deutschland abonniert – sowohl in der 1. Bundesliga als auch bei nationalen Titelkämpfen. Auch im November 2019, als Blau-Weiss Buchholz als Ausrichter der Deutschen Meisterschaften in der Alsterdorfer Sporthalle fungierte, bekamen die Aktiven letztlich Bronzemedaillen umgehängt.
Vom Team der Heim-DM 2019 sind nur vier Sportler noch dabei
Die folgende Bundesligasaison wurde im März 2020 vor dem letzten Turnier abgebrochen, Buchholz auf Rang vier gewertet. Seitdem hat die Lateinformation aus der Nordheide keinen einzigen Wettkampf bestritten. Was noch gravierender ist: Franziska Becker und ihr Trainerteam haben – wie sie es selbst nennen – einen Generationswechsel vollzogen. Von den seinerzeit acht Tänzerinnen und acht Tänzern der A-Formation stehen am Sonnabend nur noch vier auf dem Parkett. „Das ist ein ganz normaler Vorgang. Wir hatten in Buchholz acht oder neun Jahre ein stabiles Team. Für viele war die Saison mit der Heim-DM der krönende Abschluss“, sagt die Cheftrainerin.
Man könne einen Generationswechsel sanft einleiten oder einen klaren Cut machen. „Wir haben uns für den Cut entschieden. Wir wollten, dass frisches Blut reinkommt und wollten neuen Elan kreieren“, so Becker. Das sei nach ihrer Einschätzung gelungen. „Alle sind top motiviert und es macht großen Spaß, mit der Truppe zu arbeiten.“ Die neuen Mitglieder der Buchholzer A-Formation stammen allesamt aus dem eigenen Nachwuchs, sind überwiegend um die Jahrtausendwende herum geboren, blicken aber schon auf viele Jahre tänzerischer Erfahrung zurück. „Das Trainingsalter ist wichtiger als das Lebensalter“, sagt Becker dazu. Einige der Sportlerinnen und Sportler haben bisher im B-Team in der 2. Bundesliga getanzt, andere haben sogar den Sprung aus dem C- oder D-Team ganz nach oben geschafft.
Neue Tänzerinnen und Tänzer kommen aus dem eigenen Nachwuchs
Alle leisten einen enormen Trainingsaufwand. Die Lateinformation trainiert an drei Tagen pro Woche gemeinsam, dazu kommt jede zweite Woche ein Trainings-Wochenende mit Einheiten am Sonnabend und Sonntag. Nicht zu vergessen das für die individuelle Entwicklung wichtige Einzeltraining, mindestens einmal, wenn nicht zweimal wöchentlich. Und was ist mit Freizeit? „Das ist ihre Freizeit. Für viele spielt sich das Sozialleben innerhalb dieser Sportgemeinschaft ab“, sagt Franziska Becker.
Nach der schwierigen Zeit des Corona-Lockdowns, in der zunächst nur Online-, dann Einzel- und irgendwann auch wieder Paar-Training möglich war, hat Becker ihr Team seit Frühjahr 2021 fast wie gewohnt beisammen. Wie die Gerätturnerinnen und Aerobicturnerinnen von Blau-Weiss Buchholz, schwärmt auch sie von den „genialen Möglichkeiten“, die Blau-Weiss Buchholz den genannten Sportarten im ehemaligen Plaza-Baumarkt an der Bremer Straße bieten kann.
„Leistungssporttempel“ – Lob für die Möglichkeiten an der Bremer Straße
„Das ist ein Leistungssporttempel. Wenn alle auf dem gleichen hohen Niveau arbeiten, spricht man die gleiche Sprache, hat Verständnis füreinander und inspiriert sich auch mal gegenseitig. Von dieser Dynamik profitieren alle“, sagt die Tanztrainerin. Ohne die Möglichkeiten des Plaza-Marktes, auch der enormen zeitlichen Flexibilität, wäre der Generationswechsel innerhalb ihrer Formation nicht möglich gewesen.
Franziska Becker hat dem Team gemeinsam mit Co-Trainer Christopher Voigt ein völlig neues Gesicht gegeben. Nur die Musik „A Million Voices“ ist die gleiche geblieben, wurde im Tonstudio aber neu abgemischt. Die Choreographie indes ist komplett neu und enorm dynamisch. „Es war eine Erkenntnis der Deutschen Meisterschaft 2019, dass unsere Choreographie dynamischer werden muss. Jetzt hat sie nochmal einen höheren sportlichen Wert. Dafür haben wir viel Athletiktraining gemacht“, sagt die Cheftrainerin. Davon konnten sich bei einer internen Generalprobe Familien, Freunde und Förderer ein Bild machen.
Choreographie ist komplett neu und enorm dynamisch
Weil es seit anderthalb Jahren keine offiziellen Wettkämpfe für Formationen gab, versuchte das Buchholzer Trainerteam mit vielen internen Wettkämpfen, die spezielle Situation und Anspannung großer Turniere zu simulieren. „Das haben wir exzessiv gemacht“, so Becker, die keine DM-Platzierung als Ziel für den Auftritt in Bremerhaven formulieren will. „Im Vorfeld wird immer viel geredet. Wir wissen, was auf uns zukommt und bereiten uns akribisch vor. Eine junge Mannschaft ist immer auch ein bisschen eine Wundertüte. Ich gehe davon aus, dass wir mit guten Leistungen auftrumpfen werden“, sagt die Trainerin.
Als Favoriten auf den Deutschen Meistertitel gelten die üblichen Verdächtigen vom Grün-Gold-Club Bremen und 1. TSZ Velbert. Auch Gastgeber TSG Bremerhaven macht sich berechtigte Hoffnungen auf eine Medaille. Als Aufsteiger aus den drei Staffeln der 2. Bundesliga sind die Lateinformationen aus Ludwigsburg, Bochum und Kiel neu dabei. Abgerundet wird das Starterfeld der neun Formationen vom Bremer B-Team und der TSG Backnang.
Live-Übertragungen im Internet und NDR-Fernsehen
Während am Sonntag die Standardformationen Deutschlands beste ermitteln, machen am Sonnabend, 13. November, in der Stadthalle Bremerhaven die Lateinformationen den Anfang. In der Vorrunde um 15 Uhr geht es zunächst um den Einzug in die Zwischenrunde, die in die große Abendveranstaltung eingebettet ist.
Von 20.05 Uhr an können Fans im Internet zunächst die Zwischenrunde und von 21.50 Uhr an auch die Endrunde per Livestream unter www.butenunbinnen.de verfolgen. Das NDR-Fernsehen steigt um 23.15 Uhr für eine Dreiviertelstunde mit seiner Berichterstattung von den Deutschen Meisterschaften ein