Harburg. Am HPA-Standort Hamburg Süd wurden bislang die städtischen Wasserfahrzeuge gewartet. Warum dieses Kapitel nun zu Ende geht.
Nein, die Lichter werden nicht ausgehen, im „Standort Süd", dem Harburger Betrieb der Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA) an der Straße „An der Horeburg“ auf der Schlossinsel. Aber ein Kapitel wird zu Ende gehen. Dies wird nicht mehr die „Hamburger Staatswerft“ sein, wie der Betrieb früher scherzhaft genannt wurde.
Die HPA, die das Flottenmanagement für alle Wasserfahrzeuge der Freien und Hansestadt Hamburg, vom bulligen Löschkreuzer bis zum kleinen Schwanenvaterboot übernommen hat, vergibt die Wartung der Schiffe und Boote, die bislang hier im Harburger Binnehafen stattfand, zukünftig in die Privatwirtschaft. Entlassen werden soll niemand und auch der „Standort Süd“ bleibt an dieser Stelle erhalten.
Werft in Harburg hat Ursprung als königlicher Bauhof
Seit Harburg 1937 Hamburg zugeschlagen wurde, gehört auch die kleine Werft der Freien und Hansestadt. Staatlich war sie bereits vorher. Seinen Ursprung hat der Betrieb als königlicher Bauhof. Hier wurden die Wasserbaumaßnahmen rund um die Harburger Festung vorbereitet und auch die Harburger Schiffe gewartet. Die Schiffswartung übernahm der „Standort Süd“ später für ganz Hamburg. 2017 erhielt die HPA auch das Flottenmanagement für alle Hamburger Schiffe und gründete dafür eine eigene Tochterfirma. Ein Löschboot gehört seitdem nicht mehr der Feuerwehr, sondern der „Flotte Hamburg GmbH“ und die Feuerwehr stellt nur noch die Besatzung.
Nun kommt die nächste Organisationsreform: Unter dem Titel „Technik stärken“ sollen sich die technischen Abteilungen der HPA „auf ihre Kernaufgaben“ fokussieren. Welche das sind, wird nicht preisgegeben. Die Wartung von Wasserfahrzeugen gehört allerdings anscheinend nicht dazu. Am „Standort Süd“ verbleiben aber zahlreiche andere Aufgaben: Die Brückentechniker belegen hier weiterhin Werkshallen, die Fahrwassertonnen des Hamburger Hafens werden auch in Zukunft gewartet und auch Arbeitspontons sollen noch gefertigt und gewartet werden. 150 Männer und Frauen arbeiten hier.
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50 Schiffe und Boote besitzt die Freie und Hansestadt Hamburg. Wenn diese repariert werden müssen oder Routinewartungen anliegen, soll dies in Zukunft aber auf privaten Werften geschehen. Das könnte für den Hamburger Süden sogar ein Gewinn sein. Denn einige mittelständische Werften, die dafür in Frage kommen, befinden sich hier. Allerdings müssen große Aufträge europaweit ausgeschrieben werden. Bei der HPA dürften gern gesehene Stammgäste, wie das Wasserschutzpolizei-Patrouillenboot „Bürgermeister Brauer“ und das Löschboot „Branddirektor Westphal“ dann nicht mehr liegen.
Schrittweise Einstellung des Betriebs im Binnenhafen
Unter dem Strich wäre es günstiger, die Wartung extern zu vergeben, als sie selbst durchzuführen, rechnen die Betriebswirte in der HPA-Zentrale. Ob sich die Stadt damit wirklich einen Gefallen tut, wird die Zukunft zeigen. Lag beispielsweise bislang ein Schiff für eine große Überholung im Harburger Werfthafen wurden viele „Kleinigkeiten“, die hier auffielen oft schnell und unkompliziert mit erledigt. In der privaten Wirtschaft werden dafür neue Aufträge eingeholt und neue Rechnungen geschrieben – oder die Kleinigkeiten bleiben unerledigt.
„Der Werftbetrieb wird nicht von heute auf morgen eingestellt“, sagt HPA-Sprecher Ullrich Kerz. „Die Entscheidung ist, dass diese Dienstleistungen mittelfristig aufgegeben werden. Dies wird in den kommenden 12 bis 18 Monaten schrittweise passieren."
Unklar wie viele Mitarbeiter betroffen sind
Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen sind, ließe sich noch nicht abschätzen, so Kerz. Es ginge letztlich wohl eine niedrige zweistellige Zahl. Entlassen werden soll niemand. Die Konstruktions- und Industriemechaniker würden entweder in den Borddienst bei der Flotte Hamburg oder in andere technische Abteilungen übernommen werden.
„Auch die Ausbildungswerkstatt soll unverändert am Harburger Standort verbleiben“, so Kerz. Zwischen 40 und 50 junge Leute lernen im Harburger Binnenhafen Berufe, die mit Eisen und Stahl umgehen. Schiffsmechaniker, Zerspanungstechniker, Konstruktionsmechaniker und Industriemechaniker haben hier ihre Ausbildungsstätte.
Angehende Hafenschiffer erhalten im Zusammenhang mit ihrer Ausbildung einen Schnellkurs in Flexen und Schweißen, und selbst die Elektroniker-Azubis üben erst einmal an Eisen den Umgang mit Metall, bevor sie an das Kupfer gelassen werden. Nur am echten Schiff wird demnächst keiner von ihnen mehr ausgebildet.