Harburg. Trotz eines weiter schwelenden Streits soll der Verein Freizeitzentrum Harburg noch nicht durch einen neuen Träger ersetzt werden.

Der Rieckhof erhält vom Bezirksamt vorerst eine sechsmonatige Gnadenfrist. Statt dem Verein Freizeitzentrum Harburg, der das Kultur- und Kommunikationszentrum an der Rieckhoffstraße seit 37 Jahren als Träger betreibt, wie angekündigt zum Jahreswechsel den Geldhahn zuzudrehen und die Trägerschaft des Zentrums als Bürgerhaus zu diesem Zeitpunkt neu auszuschreiben, wird die Arbeit des Rieckhofs nun bis Juni 2022 durch den Bezirk weiterfinanziert. Vom Tisch ist das Interessenbekundungsverfahren für die Trägerschaft des Hauses allerdings nicht, sondern lediglich aufgeschoben.

Der Verein Freizeitzentrum wehrt sich gegen die Neuausschreibung. Deshalb hat der Verein auch Anfang Juli turnusgemäß seinen jährlichen Antrag auf die Finanzierung seiner Arbeit beim Bezirksamt eingereicht. Diesem Antrag wurde nun zur Hälfte entsprochen.

Verschiebungen und Corona bringen die Pläne des Bezirksamts durcheinander

Hintergrund ist auch eine Verschiebung im Zeitplan des Bezirksamts und die Entwicklung der Corona-Lage. Im April, als das Bezirksamt dem Verein die Pläne für die Neuausschreibung mitteilte, ging man dort davon aus, dass eine Öffnung des Rieckhofs im zweiten Halbjahr 2021 pandemiebedingt immer noch nicht möglich sein würde. Deshalb plante man, in dieser Zeit die vorgesehenen Sanierungs- und Umbauarbeiten am Gebäude durchzuführen. Gleichzeitig sollte das Interessensbekundungsverfahren für den Betrieb eines Bürgerhauses umgesetzt werden.

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Daran hat sich einiges geändert: Der Großteil der Umbaupläne liegt auf Eis, weil das Gebäude mittlerweile unter Denkmalschutz gestellt wurde. Die Machbarkeitsstudie für die Wünsche des Bezirksamts, die sich das Sozialdezernat immerhin 20.000 Euro kosten ließ, war damit wenige Wochen nach ihrer öffentlichen Vorstellung hinfällig. Übrig blieb bislang lediglich die energetische Sanierung der Fenster. Die soll im Sommer 2022 stattfinden. Das Interessensbekundungsverfahren, das vor der parlamentarischen Sommerpause hatte starten sollen, beginnt frühestens im September und ist deshalb zum Jahreswechsel nicht abgeschlossen und die Pandemielage gibt derzeit keinen Grund her, das Haus bei einem angemessenen Hygienekonzept geschlossen zu halten.

Umbau muss neu konzipiert werden, weil das Gebäude jetzt unter Denkmalschutz steht

„Uns erschien die mündliche Schließungsankündigung vom April eher politisch motiviert“, sagt Rieckhof-Geschäftsführer Jörn Hansen, „Dadurch sollten wir schonmal aus dem Rieckhof herausgedrängt werden.“

Der Rieckhof hat nun noch einmal formal den Antrag auf eine Förderung für das ganze Jahr 2022 gestellt und außerdem in den vergangenen Monaten ein Veranstaltungsprogramm für den Herbst erstellt. Es beginnt bereits im Spätsommer: Am 26. August präsentiert das Helms-Museum im Rieckhof-Saal den Vortrag „Deine Arena, Caesar, übertrifft die erythräischen Triumphzüge“, des Schweizer Archäologen Thomas Hufschmid.

Verein Freizeitzentrum liegt nicht zum ersten Mal mit dem Bezirksamt im Konflikt

Der Verein Freizeitzentrum liegt nicht zum ersten Mal mit dem Bezirksamt im Konflikt über die Nutzung des Hauses. Schon vor der Eröffnung des Rieckhofs gab es Streit: Entgegen dem vereinbarten Konzept wollte das Bezirksamt hier einen Komplex einrichten, in dem zusätzlich zum Kultur- und Kommunikationszentrum die bezirkliche Seniorenarbeit, die Elternschule sowie die Volkshochschule untergebracht werden.

Dem aus der autonomen Jugendzentrumsarbeit entstandenen Verein Freizeitzentrum waren das zu viele staatliche Institutionen auf einmal und man fürchtete, dadurch Akzeptanz bei den Harburgern zu verlieren. Der Kompromiss war seinerzeit, dass der Rieckhof in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule auch selbstverwaltete Seniorenbildungsarbeit anbietet. Ein Zentrum, in dem Elternschule, Volkshochschule und Jugendarbeit vereint sind, schuf der Bezirk später mit dem „Feuervogel“.