Buchholz. Nach nur vier Monaten trennen sich die Wege des Ex-Profis und des Fußball-Oberligisten. Interimstrainer wird Rüdiger Meyer.

Der TSV Buchholz 08 ist nicht Bayern München. Doch die sogenannten Gesetze des Fußballs gelten auch in der Nordheide. Und eine dieser ungeschriebenen Regeln besagt nun einmal, dass der Trainer das schwächste Glied in der Kette ist und fast immer als Erster gehen muss, wenn der sportliche Erfolg ausbleibt. So hat es fast folgerichtig auch Marinus Bester erwischt, der nach nur viermonatiger Tätigkeit seinen Trainerposten beim Tabellenvorletzten der Fußball-Oberliga Hamburg räumen musste. Der Impuls dazu war allerdings vom Trainer selbst ausgegangen.

Bester selbst bat Buchholz um Trennungsgespräch

„Wir haben uns nach einem sachlichen, ruhigen, offenen und partnerschaftlichen Gespräch einvernehmlich getrennt“, beschreibt Simon Beecken, der Fußball-Abteilungsleiter und Ligamanager beim TSV Buchholz 08, wie es zu der einerseits zu erwartenden, andererseits aber doch überraschenden Demission von Marinus Bester gekommen ist.

Es sei der Trainer selbst gewesen, der um ein Gespräch über die wenig erfreuliche sportliche Situation bei den Nordheidern gebeten habe. In Folge des Gesprächs stellte der frühere Bundesligaprofi seinen Posten als Fußballtrainer in Buchholz zur Verfügung, bestätigte Simon Beecken dem Hamburger Abendblatt auf Nachfrage.

Damit endet die Ära Bester bei Buchholz 08 unerwartet früh nach nur etwas mehr als vier Monaten. Mit 23 Jahren als 08-Trainer hatte Thomas Titze Hamburger Fußballgeschichte geschrieben, dessen Nachfolger Thorsten Schneider beendete sein Engagement auf eigenen Wunsch nach vier Jahren im Sommer dieses Jahres. Von der Verpflichtung Marinus Besters als Schneiders Nachfolger hatten sich beide Seiten ebenfalls ein längerfristiges Engagement versprochen.

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Historisch schwache Bilanz unter Marinus Bester

Ausschlaggebend für die Trennung, so Simon Beecken, sei die gemeinsame Analyse der Gesamtsituation gewesen. „Nur zehn Punkte nach 15 Spielen – so schlecht ist die sportliche Lage bei uns noch nie gewesen. Wir haben dann übereinstimmend festgestellt, dass es eine Veränderung geben muss, um neue Impulse zu setzten.“ In der Mannschaft stecke mehr Qualität, als sie bisher zeigen konnte, ist Beecken überzeugt.

Immerhin steht die Mannschaft im Pokalwettbewerb unter den letzten 16 Mannschaften. Nach vier Siegen geht es im Achtelfinale am 15. Dezember allerdings zum Hamburger Vizemeister FC Teutonia 05 nach Ottensen. Dessen Trainer Sören Titze hatte unter Leitung seines Vaters Thomas die erfolgreichsten Oberligazeiten in Buchholz miterlebt.

Bester: "Muss einsehen, dass es nicht gepasst hat"

Vor vier Wochen noch hatte Simon Beecken gesagt, die Trainerfrage stelle sich nicht. „Wir wollen in Ruhe weiterarbeiten, der Trainer hat einen super Draht zur Mannschaft.“ Heute sagt Marinus Bester: „Irgendwann muss man einsehen, dass es nicht gepasst hat.“ Für die sportliche Ausbeute von erst zehn Punkten stehe er als Trainer in der Verantwortung. Bester: „Das ist definitiv zu wenig.“ In den 15 Oberligaspielen der Saison 2019/2020 gelangen den Buchholzer Akteuren lediglich zwei Siege.

Besters Bestreben, der Mannschaft einen neues Spielsystem aufzuerlegen, sei ohne Rückschläge nicht zu realisieren. Aber nach neun Gegentoren zuletzt in Osdorf sei dann doch ein Punkt erreicht gewesen, an dem es so nicht weiter gehen konnte. Vor der 5:9-Klatsche beim TuS Osdorf hatte Marinus Bester beim 2:2-Unentschieden vor heimischem Publikum gegen den SC Victoria noch „eine ganz andere Mannschaft“ gesehen und wähnte sein Oberligateam endlich auf einem guten Weg.

Rüdiger Meyer trainierte bisher Buchholz' Zweite

In die Bresche springt vorerst Rüdiger Meyer, der die zweite Herrenmannschaft von Buchholz 08 trainiert. Das Team steckt als Tabellen-13. der Bezirksliga Süd ebenfalls im Kampf um den Klassenerhalt. Unmittelbar nach dem Gespräch mit Marinus Bester habe ihn Simon Beecken angerufen. „Ich habe sofort zugesagt“, sagte Rüdiger Meyer. „Ich bin seit 30 Jahren 08er und spiele beim Verein in der Ü50. Da muss ich nicht lange überlegen, wenn ich gefragt werde.“ Ein „Buchholzer Urgestein“ nennt Beecken den B-Lizenz-Inhaber, der es zusammen mit dem weiterhin als Co-Trainer agierenden Jan Voß richten soll.

Rüdiger Meyer, der das Auftreten der Mannschaft in Osdorf als „desaströs“ und die Leistung als „schwer verdaulich“ bezeichnet, will erst einmal Ruhe in die Mannschaft bringen und ein positives Gefühl erzeugen. „Wir müssen jetzt in die Spur finden.“

Jan Voß bleibt Co-Trainer an Meyers Seite

Dass am Sonntag, 10. November, ausgerechnet Tabellenführer TuS Dassendorf der nächste Gegner ist, schreckt Rüdiger Meyer nicht. „Da hängen die Trauben sowieso hoch und es erwartet niemand etwas von uns“, sagte er. Der Anpfiff zum Spiel gegen den ungeschlagenen Spitzenreiter erfolgt um 14 Uhr auf der Otto-Koch-Kampfbahn.

Ligamanager Simon Beecken will sich bei der Suche nach einem Nachfolger für Marinus Bester nicht unter zeitlichen Druck setzen. „Montag habe ich mit Marinus gesprochen, Dienstag haben wir die Mannschaft informiert und heute geht es an die Arbeit“, sagte Beecken am Mittwoch und bestätigte, dass es bereits erste Anrufe von interessierten Fußball-Übungsleitern gegeben habe.