Hamburg/Landkreis Harburg. 2G, 3G oder gar kein G? Veranstalter gehen ganz unterschiedlich mit Corona-Regeln um. Behörde spricht von verschiedenen Optionen.
Im vergangenen Jahr mussten die Hamburger Weihnachtsmärkte wegen Corona ausfallen. In diesem Jahr wird es aber wieder gesellige Zusammenkünfte bei Glühwein und Punsch geben. Die Planungen der Veranstalter in der Innenstadt und in St. Georg laufen auf Hochtouren.
Anträge für die Nutzung von Flächen für Weihnachtsmärkte liegen dem Bezirksamt Mitte bereits für den Rathausmarkt, Spitalerstraße, Gerhart-Hauptmann-Platz, Jungfernstieg, Lange Reihe, Bei der Petrikirche und dem Gänsemarkt vor. Für die Weihnachtsmärkte, „werden die Verordnungsregelungen in der kommenden Woche im Senat (Anm. d. Red. am Dienstag) beraten und dann erlassen“, sagte Martin Helfrich, Sprecher der Sozialbehörde, auf Abendblatt-Anfrage.
2G oder 3G? Harburger Weihnachtsmarkt öffnet am 22. November
Zunächst hieß es, bei den Weihnachtsmärkten müsse generell das 2G-Modell – also das nur Genesene und Geimpfte Zugang haben – angewendet werden. Jetzt sagte Helfrich. „Möglicherweise wird es unterschiedliche Optionen geben, mit dann unterschiedlichen Auflagen.“
Eine gute Nachricht auch aus Harburg: „Ja wir wirbeln“, sagt Harburgs Weihnachtsmarkt-Macherin Anne Rehberg auf Anfrage des Hamburger Abendblattes. „Es muss endlich wieder losgehen.“ Allerdings seien noch nicht alle Details klar.
Der derzeitige Stand: Vom 22. November bis zum 29. Dezember soll es wieder einen Harburger Weihnachtsmarkt in der Innenstadt geben. Die große Weihnachtstanne vor dem Rathaus sei bereits bestellt und einen weihnachtlichen Markt, in welcher Form auch immer, werde es in diesem Jahr geben.
Corona-Auflagen bereiten Veranstaltern Bauchschmerzen
Das Problem: „Die geltenden Corona-Auflagen und die dadurch entstehenden Kosten bereiten uns Magenschmerzen“, sagt Eventmanagerin Rehberg. Aktuell plane man, wie viele Märkte in Hamburg, mit der 2G-Regel, also nur Zugang für Geimpfte und Genesene. Daher benötige der Weihnachtsmarkt vor Harburgs historischem Rathaus eine Einzäunung und durchgängig Sicherheitspersonal.
Das verursacht hohe Kosten und könnte Besucher abschrecken, fürchten die einen. Auf der anderen Seite könnte der Markt nach der Corona-Zwangspause im vergangenen Jahr gerade wieder mehr Leute anlocken, hoffen die anderen.
Dafür sorgen sollen die Angebote: So soll es wieder die Aktionshütten für Kunsthandwerker geben, auch Frau Holle hat ihr Kommen angekündigt, Basteltanten und Onkel sowie die Turmbläser stehen bereits in den Startlöchern. Die Kinder dürfen sich auf ein paar Runden im Karussell freuen. Außerdem werde der neue Markt attraktiver für Menschen mit Einschränkungen, im Sommer habe der Veranstalter in die neusten Rollstuhlfahrer gerechten Überfahrrampen investiert. Freuen dürfen sich in diesem Jahr auch Vegetarier und Veganer, für sie ist ein größeres Angebot geplant.
Zu teuer: Buchholz sagt den Weihnachtsmarkt ab
Beim Blick über die südliche Hamburger Landesgrenze hinaus zeigt sich, wie unterschiedlich die Veranstalter mit den Corona-Regeln umgehen. Die ersten, die vorlegen und sich bei einer Pressekonferenz am Mittwoch festlegten, sind die Buchholzer. Und hier ist die Nachricht eine traurige: „In Buchholz wird es in diesem Jahr keinen Weihnachtsmarkt geben“, sagt Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse. „Die Vorgaben aus Hannover sind zu teuer und in der Praxis einfach nicht umsetzbar.“
- So sehen die neuen Corona-Testregeln aus
- Geldsegen für Buchholz und Lüneburg: Das planen die Städte
- Krankenhäuser im Landkreis Harburg erhalten Coronahilfe
So hat die niedersächsische Landesregierung in ihrer aktuellen Corona-Verordnung vom 8. Oktober zwar beschlossen, dass Herbst- und Weihnachtsmärkte trotz der andauernden Pandemie möglich sein werden – allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen. So müssen die Betreiber des jeweiligen Marktes ein Hygienekonzept erstellen, das dafür sorgt, dass Personenströme gesteuert und Warteschlangen vermieden werden. Und: Sie müssen garantieren, dass die 3G Vorgaben eingehalten werden.
Kontrollen durch Standbetreiber seien "völlig absurd"
„Das ist nur möglich, wenn wir den Weihnachtsmarkt einzäunen, an den Ein- und Ausgängen Einlasskontrollen aufstellen und die berechtigten Besucher markieren“, sagt Veranstalter Holger Bleckert. Das aber würde Mehrkosten von mindestens 30.000 Euro bedeuten. Alternativ, so der Vorschlag der Landesregierung, könnten auch die Standbetreiber eigenständig kontrollieren. „Völlig absurd“, so Bleckert. „Das ist einfach nicht leistbar.“
Die Stadt Buchholz hat deshalb beschlossen, dass auch in diesem Jahr kein Weihnachtsmarkt auf dem Peets Hoff stattfinden wird. Stattdessen werden – wie bereits im vergangenen Jahr – über die Fläche verteilt drei Buden aufgestellt. Dort bietet die Schaustellerfamilie Lühmann für die Stadtbesucher Crepes, Schmalzkuchen und gebrannte Mandeln an. Peter Lühmann und Sohn Patrick, die seit 40 Jahren auf dem Weihnachtsmarkt Buchholz stehen, bedauern die Absage. „Wir hätten uns ein wenig mehr Spielraum gewünscht“, sagt Peter Lühmann.
Besonders feierlich schmücken statt Weihnachtsmarkt
Doch diesen sieht Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse nicht. „Die Fußgängerzone wird zweimal in der Woche für den Wochenmarkt gebraucht“, sagt er. „Da können wir nichts machen.“ Um dennoch ein wenig Weihnachtsstimmung für die Buchholzerinnen und Buchholzer aufkommen zu lassen, solle die Stadt in diesem Jahr besonders festlich geschmückt werden, verspricht der Bürgermeister.
Frank Kettwig vom Stadtmarketing Buchholz befürchtet, dass die Absage für den Weihnachtsmarkt auch das Weihnachtsgeschäft in der Buchholzer Innenstadt schmälern wird. „Ein Weihnachtsmarkt wäre eine Chance gewesen, den durch Corona stark gebeutelten Einzelhandel in dieser Weihnachtssaison zu beleben. Dass diese Chance verpasst wird, ist nicht nachvollziehbar.“ Die Entscheidung aus Hannover sei weltfremd. „Da ist mal wieder etwas am grünen Tisch entstanden ohne mit den Betroffenen vor Ort zu sprechen“, so Kettwig.
„Winsener Adventsvergnügen“ mit Glühwein-Ausschank
In Winsen hingegen haben Stadt und Veranstalter eine Möglichkeit gefunden, die Regeln der Corona-Verordnung raffiniert zu umgehen. Einen echten Weihnachtmarkt plant die Stadt hier nicht. „Die Kosten für Einzäunung und zusätzliches Personal zur Gewährleistung der Einlasskontrollen sind einfach zu hoch. Die Variante der 3G-Kontrolle an den Imbiss- und Getränkebuden bzw. beim Nutzen eines Karussells ist für die Winsener Schausteller keine Alternative“, heißt es auf Anfrage dazu.
Wie im vergangenen Jahr plane die Stadt als Alternative dafür wieder das „Winsener Adventsvergnügen“. Das heißt: In der Adventszeit werden Kunsthandwerker-, Imbiss-, Getränke- und Schaustellerbuden dezentral in der Innenstadt aufgestellt. Um das Rathaus herum sorgt ein beleuchtetes Weihnachtswäldchen für entsprechende Stimmung. Darüber hinaus gibt es an bestimmten Tagen weihnachtliche Straßenmusik. Um einen Glühweinausschank zu ermöglichen, wird der Betreiber vom „Hotel zum Weißen Roß“ in diesem Jahr seine Gastronomie-Außenfläche erweitern und über die komplette Advents- und Weihnachtszeit Glühwein und winterliche Köstlichkeiten anbieten. Für Gastronomen gelten andere Corona-Auflagen als für die Standbetreiber.
Lüneburg setzt auf die 3G-Regel zu Weihnachten
In Lüneburg gibt es Bestrebungen ein weihnachtliches Angebot in der Innenstadt umzusetzen. Warum die Antwort hier so schwammig klingt? Das liegt daran, dass noch darum gerungen wird, in welcher Form es einen Weihnachtsmarkt geben könnte. Also den klassischen Markt an einem Standort mit erhöhtem Aufwand und Kosten oder ein entzerrtes Angebot mit Buden im ganzen Innenstadtbereich, wie es Winsen favorisiert.
„Sowohl eine möglicherweise nötige Einzäunung als auch die Kontrolle der 3G-Regeln sorgen für einen deutlich erhöhten Personal- und damit Kostenaufwand“, erklärt Florian Beye als Pressesprecher der Stadt auf Anfrage. „Aktuell prüfen wir daher, inwieweit eine entzerrte Variante des weihnachtlichen Angebots über das gesamte Innenstadtgebiet die wirtschaftlichere und zugleich corona-gerechtere Variante sein kann.“
Buxtehude plant einen Markt, Details in den kommenden Tagen
Klar ist dagegen schon, dass man in Lüneburg auf 3G setzen möchte. Also Zugang für Genesene, Geimpfte und Getestete. Zudem soll es festliche Illuminationen geben, die die historischen Giebel und prachtvollen Gebäude in weihnachtlichem Licht erstrahlen lassen. Außerdem ist eine Lichtzeitreise geplant, die in riesigen Projektionen über Lüneburgs mittelalterliche Vergangenheit erzählt sowie zwölf Märchenhütten in der Innenstadt, die wohl nicht nur Kinder anlocken dürfte.
Auch in Buxtehude gibt es Pläne für einen Weihnachtsmarkt. „Ja, die Hansestadt Buxtehude (verantwortlich ist hier das Stadtmarketing) plant in diesem Jahr einen Weihnachtsmarkt. Da die internen wie externen Abstimmungen noch andauern, können wir aktuell noch keine weiteren Details nennen. Wir beabsichtigen diese im Rahmen eines Pressegesprächs in der kommenden Woche vorzustellen“, heißt es dazu.