Harburg. Polizei beschlagnahmt große Mengen nachgemachter Markenprodukte und indizierte Filme. Weitere Einsätze auf Trödelmärkten angekündigt.
Der Flohmarkt auf dem Parkplatz des Großmarktes Metro am Großmoorbogen zieht einmal im Monat an einem Sonntag hunderte Händler und tausende Kunden an. Die Trödelmärkte sind damit die wohl größten Veranstaltungen ihrer Art südlich der Elbe und ziehen sowohl professionelle wie auch private Verkäufer an. Die Bandbreite der feilgebotenen Waren ist vielfältig, sie reicht vom alten Diaprojektor, über Fahrräder und Neuware bis zum ausgedienten Zylinder.
Aber immer wieder finden sich auch nicht erlaubte Flohmarktangebote auf den Verkaufstischen. Ob sie bewusst oder unbewusst in den Flohmarkthandel geraten sind, spielt für die Beamten der Dienstgruppe Operative Aufgaben vom Harburger Polizeirevier erst mal eine untergeordnete Rolle – einer Straftat muss nachgegangen werden.
Razzia auf Flohmarkt in Harburg: 90 gefälschte Parfüms sichergestellt
Von 9 bis etwa 13.30 Uhr überprüften daher Polizisten der Dienstgruppe zahlreiche Flohmarktstände auf dem Freigelände des Großmarktes am Großmoorbogen und wurden oftmals fündig. Gleich zu Beginn fällt ihnen ein Stand auf, der mit Parfüm handelt. Alle in augenscheinlicher Originalverpackung und zu Spottpreisen. Beim genaueren Hinschauen wird klar: Bei den Waren handelt es sich um Plagiate, also Produkte, die den Anschein erwecken, ein Markenprodukt zu sein, aber eigentlich nur billige Nachahmungen der Markendüfte sind. Mehr als 90 dieser Produktfälschungen werden an diesem Stand sichergestellt und in Plastikbeuteln zum Streifenwagen gebracht.
Weltweites Problem: Plagiate fügen der Wirtschaft großen Schaden zu
Diese und andere Plagiate führen oft zu Enttäuschungen bei den Verbrauchern, weil die Produkte oft nur eine kurze Haltwertzeit haben und qualitativ meist nicht an die Originalprodukte heranreichen. Außerdem verursacht Produktpiraterie einen enormen wirtschaftlichen Schaden. Die Europäische Kommission schätzt, dass zwischen sieben und zehn Prozent des globalen Handels aus gefälschten Produkten und Plagiaten besteht. Dies führt zu einem volkswirtschaftlichen Schaden von 200 bis 300 Milliarden Euro pro Jahr, in Deutschland sollen sich die Schäden auf 29 Milliarden Euro belaufen.
Betroffen sind nicht nur Hersteller von Luxusgütern wie Uhren, Parfums oder Kleidung. Mittlerweile werden Produkte aus allen Branchen kopiert, von Haushaltswaren über Beleuchtung, Kinderspielzeug und Werkzeug bis hin zu komplexen technischen und elektronischen Geräten.
„Das ist alles original und von mir persönlich getragen“, schwindelt ein Verkäufer
Gefälschte Markenkleidung wiederum bietet ein Mann in großem Stil an. „Das ist alles original und von mir persönlich getragen“, schwindelt er die interessierte Kundschaft und auch die Polizisten in Zivil an. Egal ob Armani-Shirt für Kinder, der Boss-Hoddie, MCM-Jogger, Dior-Geldbörse oder Nike-Sneaker, der Zulauf an diesem Stand ist genauso groß wie das Warenangebot. Doch damit war gegen Mittag erstmal Schluss, gegen 11.30 Uhr wird der Verkaufstisch und weitere Ware aus dem Auto durch die Polizei eingepackt.
Weit mehr als 100 meist schlecht gefälschte Produkte werden in mehrere Sporttaschen, ebenfalls Plagiate, und Plastikbeutel verpackt und sichergestellt. Dem Verkäufer droht mindestens eine saftige Geldstrafe. „Ich mache das, um meine Kinder zu ernähren und die Menschen mögen meine Klamotten“, sagt gibt er später reumütig zu. Weil die Beamten zwei einzelne Chanel-Sandalen vergessen haben, bringt er sie sogar noch zum Streifenwagen und entschuldigt sich.
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Wer die Ordnungshüter der DGOA kennt, der weiß, wie akribisch sie bei ihrer Arbeit vorgehen. Nicht umsonst gehören sie auch der erfolgreiche „Arbeitsrate illegales Glücksspiel“ an und dürften bei so manchem Kneipenbesitzer für schlaflose Nächte gesorgt haben. Am Sonntag durchforsteten sie systematisch die zahlreichen Stände und durchwühlten Kisten mit Computerspielen und DVD´s und wurden auch hier fündig. Gleich mehrfach wiesen sie Standbetreibende darauf hin, dass sie Spiele und Filme, die ab erst ab 18 Jahren freigegeben sind, für Jugendliche unzugänglich anbieten müssen.
Dabei fielen den Beamten unter tausenden von Datenträgern allerdings auch Spiele und Filme auf, die indiziert sind und gar nicht auf Flohmärkten oder öffentlich zum Verkauf angeboten werden dürfen. Mindestens vier dieser Datenträger wurden sichergestellt und Strafanzeigen wegen des Verstoßes gegen das Jugendschutzgesetz gefertigt.