Harburg. Das Unterstützerspektrum der Kundgebung reicht von Linkspartei bis zur CDU. Demonstriert wird ab 17 Uhr auf dem Herbert-Wehner-Platz.

Hunderttausende Menschen in ganz Deutschland sind in den vergangenen Tagen bei Demonstrationen gegen Rechtsextremismus zusammengekommen. Auslöser war die Konferenz in der Nähe des Wannsees, bei der AfD-Funktionäre und Vertreter der rassistischen „identitären Bewegung“ sich offenbar darüber austauschten, wie man Menschen, die ihnen ethnisch oder ideologisch nicht passen, deportieren kann. Die Proteste dauern an. Am Sonnabend ist unter dem Motto „Harburg steht zusammen – Nie wieder ist jetzt!“ eine Kundgebung in Harburg geplant.

Parteien, Kirchen, Gewerkschaften, eine Kneipe – lange Liste der Aufrufenden in Harburg.

Anmelder der Versammlung ist die SPD-Bezirksfraktion. Die Fraktionen von Grünen, CDU, Linken und FDP rufen ebenfalls zur Teilnahme auf. Der Harburger DGB, der Kirchenkreis Harburg mit seiner Pröpstin Carolyn Decke, Kulturhaus und Willkommensinitiative Süderelbe, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, der Kulturpalast, die Kneipengenossenschaft „Stumpfe Ecke“, viele Harburger Abgeordnete des Bundestags und der Bürgerschaft sowie zahlreiche Einzelpersonen haben den Aufruf ebenfalls unterzeichnet und die Liste der Aufrufenden wächst weiter.

Frank Richter als Vorsitzender der SPD-Bezirksfraktion ist zuversichtlich, dass sehr viele Harburgerinnen und Harburger zur Kundgebung kommen: „Viele haben uns angesprochen, dass wir gerade auch in Harburg ein Zeichen setzen müssen und die Harburgerinnen und Harburger nach Wegen suchen, ihre Empörung zu den menschenverachtenden Plänen deutlich machen können“, sagt er.

Bewusst den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ausgewählt

„Hierzu haben wir bewusst den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ausgewählt, da gerade an diesem Tag noch einmal deutlich wird, wohin diese Pläne führen und wohin wir nie wieder geführt werden dürfen“, so Richter weiter. „Ich freue mich und bin sehr dankbar, dass meine Kolleginnen und Kollegen aus allen anderen demokratischen Fraktionen ohne Zögern bereit waren, gemeinsam zu dieser Veranstaltung aufzurufen und für die zahlreichen positiven Rückmeldungen von Organisationen aus unserer Zivilgesellschaft.“

„Rechtspopulistische Kräfte sind eine große Gefahr für unsere Demokratie, der wir uns entschieden entgegenstellen müssen“, sagt Wolfgang Brandt, Vorsitzender des DGB in Harburg. „Für uns als Gewerkschaftsbewegung ist klar: Antifaschismus war selten so wichtig wie jetzt. Um hier auch in Harburg ein Zeichen zu setzen, rufen wir mit zu dieser Kundgebung auf.“

Ohne Menschen mit Migrationshintergrund würde Harburgs Bevölkerung um die Hälfte schrumpfen

Ohne Migranten und Deutsche mit Migrationshintergrund würde die Bevölkerung des Bezirks Harburg um die Hälfte schrumpfen – und schlagartig altern. Knapp über 50 Prozent der Harburgerinnen und Harburger haben einen sogenannten Migrationshintergrund, sprich: Entweder sie oder mindestens ein Elternteil sind eingewandert. Bei den Unter-40-jährigen ist der Anteil noch deutlich höher. „Zusammenleben in Vielfalt“ ist nicht umsonst der Leitsatz des Bezirks. Harburg hat einen Integrationsrat, zu dessen Wahl am 30. und 31. Januar alle Harburgerinnen und Harburger berechtigt und eingeladen sind.

„Spätestens jetzt muss jedem klar sein, welche Bedrohung durch die Entwicklung der rechten Szene entsteht und dass die aufrechten Demokraten zusammenstehen müssen!“, sagt Ralf-Dieter Fischer, Bezirksfraktionsvorsitzender der CDU. „Und weil wir eine aufrechte demokratische Partei sind, haben wir nicht gezögert mit aufzurufen.“

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Die Kundgebung findet auf dem Herbert-und-Greta-Wehner-Platz vor dem ehemaligen Karstadt-Haus statt. Beginn ist um 17 Uhr. Unter dem Link harburg-steht-zusammen.de finden sich der Aufruf und die Unterstützerliste, auf der man sich auch immer noch eintragen kann.