Neugraben. Stefan Danzinger, Jon Flemming Olsen und Kerim Pamuk: Der kleine Saal im Kulturhaus Süderelbe hat sein Veranstaltungsprofil gefunden.
Wer will jetzt schon an den Herbst denken? Kulturveranstalter müssen das: Das Ende der Sommerferien und damit der Saisonstart auf den Bühnen im Hamburger Süden ist zwar noch Wochen weg, aber sehr absehbar. Da muss man vorbereitet sein. Im Kulturhaus Süderelbe sind gerade die Eintrittskarten und das Programmfaltblatt für die Spielzeit bis Jahresende angekommen.
Johannes Kirchberg, selbst Sänger, Komponist und Schauspieler, blättert zufrieden durch das Programm, das er für den Stadtteilraum JoLa des Kulturhauses kuratiert hat. Es ist vielfältig geworden, aber nicht beliebig. In wenigen Jahren – auch noch unterbrochen durch die Pandemie – hat das JoLa ein eigenständiges Profil entwickelt: Kabarett, gehobene Comedy und Chansons sind sein Fundament, Kindertheater, eine Filmreihe und historische Vorträge runden es ab. Auf der JoLa-Bühne wird Kleinkunst ganz groß geschrieben.
Es gibt Formate, die im JoLa sehr gut funktionieren
„Wir mussten ein wenig herumprobieren, was hier gut ankommt und was nicht“, sagt Johannes Kirchberg, „und das bedeutet auch, dass man Künstlern eine Absage erteilen muss, die man selbst gern engagiert hätte. Aber vor leeren Reihen zu stehen, macht auch keinen Spaß. Dafür gibt es jedoch auch genügend Formate, die hier sehr gut funktionieren.“
Das Neugrabener Publikum mag seine Musik deutschsprachig, aber gerne mit Hintersinn; die Komik lieber spitzfindig als schenkelklopfend und das Kinderprogramm am liebsten mitmachtauglich. Johannes Kirchberg hat das berücksichtigt – und mittlerweile kommen Leute sogar von außerhalb ins JoLa.
Multimediashow mit Kaiserzeitmethoden
Die Kleinkunstszene hat Preise, die mit dem Oscar oder dem Goldenen Löwen durchaus vergleichbar sind – nur viel mehr davon. Stefan Danziger hat das wichtigste halbe Dutzend dieser Preise schon einmal abgeräumt, unter anderem den Prix Pantheon und die St. Ingberter Pfanne. Sein Auftritt am 24. November ist eines der Highlights im Neugrabener Saisonkalender. Jon Flemming Olsen am 9. Dezember oder Kerim Pamuk bereits am 8. September sind in Hamburg Publikumslieblinge.
Doch auch die hier noch unbekannteren Künstler des Programms werden das Publikum nicht enttäuschen, verspricht Johannes Kirchberg. Los geht das Programm am 1. September mit einer nostalgischen Multimediashow: Mit einem Buch und einem Grammophon entführt Jo van Nelsen in „Eine empfindsame Reise mit dem Automobil“ ins Jahr 1902, als Otto Julius Bierbaum zum ersten Mal in der Geschichte der Literatur einen Auto-Reise-Bericht schrieb.
Suppentheater für die ganze Familie
Es folgen Kerim Pamuk am 8. und Johannes Kirchberg am 22. September. Letzteres Datum wäre der 130. Geburtstag von Hans Leip, dessen Liedern und Gedichten Kirchberg eine Revue widmet. Am 29. September präsentiert Stefan Hippe seine Aznavour-Revue „Charles und wie er die Welt sah“, am 7. Oktober singt Marie Diot, am 13. Oktober geht Katharina Martin als „Kathi auf Reisen“, am 3. November gibt Sebastian Krämer eigene Chansons, Ellen Schaller ehrt am 10. November das Werk von Elke Heidenreich, besagter Stefan Danziger am 24. November und Jon Flemming Olsen am 9. Dezember.
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An jedem ersten Sonntag im Monat gibt es das „Suppentheater“ im Jola: Von 11 Uhr bis mittags gibt es Theater oder ein Mitmachkonzert für die ganze Familie und danach gibt es etwas zu essen. Gerade erst erfunden, hat sich diese Veranstaltung zum Publikumsliebling entwickelt. Die Figurentheaterstücke „Der kleine Ritter“ und „Peter und der Wolf“ sind das Suppentheater im September und Oktober, „Herbst-Winter-Lieder-Singen“ mit Jette Jukebox bestreitet den November, und „Klüngel – das Krokodil mit der Klingel“ kommt in die Herbstsuppe.
Ebenfalls sonntags läuft das JoLa Kino, in diesem Herbst mit Filmen der „Münchner Gruppe“ um Klaus Lemke und Werner Enke. Außerdem gibt es die Abschlussveranstaltung des Stadtteilhistorien-Projekts „Stadtteilgeschichten und diverse Kindertheater ohne Suppe. Die Abendvorstellungen beginnen um 19.30 Uhr und kosten 15 Euro Eintritt, die Kindervorstellungen in der Regel um 11 Uhr bei 6 Euro pro Karte.