Fischbek. Er heizt den Leuten ein: Denis Jaroszewski vermietet seinen Eigenbau – und bringt ihn zum Kunden nach Hause, an einen See oder in die HafenCity

Wenn Denis Jaroszewski mit seiner mobilen Sauna durch die Region fährt, wird er oft angesprochen. So auch diesmal. Was das denn sei, will ein Herr wissen, der im Fischbeker Moor mit seinem Hund spazieren geht. „Eine Sauna auf Rädern“, antwortet Jaroszewski. So etwas habe er ja noch nie gesehen, sagt der Mann und fragt: „Haben Sie das selbst gebaut?“ Kaum hat Denis Jaroszewski dies bestätigt, steckt der Spaziergänger bereits den Kopf durch die Tür des Konstrukts Marke Eigenbau. „Das ist ja toll“, sagt er. „Kann man das auch mieten?“

„So reagieren eigentlich fast alle Leute, die ich treffe“, sagt Jaroszewski. „Das Interesse an meiner mobilen Sauna ist groß.“ Die Idee zu seinem Geschäftsmodell hatte der Fischbeker während des Corona-Lockdowns. Er ist selbst ein leidenschaftlicher Saunagänger, doch die öffentlichen Saunabäder mussten in der Pandemie monatelang schließen. „Ich wollte deshalb gern eine eigene Sauna haben“, sagt der 28-Jährige Kranfahrzeugführer. Mit der Unterstützung seines Schwiegervaters und seiner Frau, die ebenfalls begeisterte Saunagänger sind, setzte er seinen Traum in die Tat um, wobei die Idee wuchs, das entstehende Holzhäuschen auf einen vier Meter langen Anhänger zu bauen und so mobil zu werden.

Bis zu sechs Personen haben Platz in der mobilen Sauna

„Ich habe während des Baus viel gelernt und immer versucht, alles selbst zu machen“, sagt Denis Jaroszewski. Investieren musste er natürlich auch: Allein der Anhänger hat 4000 Euro gekostet, dazu kam die Anfertigung eines speziellen Gestänges und der Aufbau. Doch der gelernte Speditionskaufmann sieht in der zusätzlichen Investition in die Mobilität auch einen großen Vorteil: „Eine mobile Sauna kann man viel besser verkaufen“, sagt er.

Das kommt für ihn aber aktuell gar nicht in Frage. Denn nachdem zunächst vor allem seine Familie und die Freunde den Sauna-Spaß genießen konnten, hat Jaroszewski daraus jetzt ein offiziell angemeldetes Gewerbe gemacht: Seine mobile Sauna, in der bis zu sechs Personen Platz haben, kann ab 70 Euro pro Tag gemietet werden. Jaroszewski bringt sie dorthin, wo sie gewünscht wird. „Das kann in der Hafencity sein, auf einem Privatgelände oder an einem Badesee“, sagt er. „Überall, wo Autos parken dürfen, kann ich auch die Sauna aufstellen.“

Erst vor Kurzem hat Denis Jaroszewski eine Werbung an seinem Sauna-Anhänger angebracht. Die Nachfrage steigt stetig.
Erst vor Kurzem hat Denis Jaroszewski eine Werbung an seinem Sauna-Anhänger angebracht. Die Nachfrage steigt stetig. © HA | Sabine Lepél

Er selbst fährt am liebsten ans Wasser - an einen See oder an einen Fluss. Eines seiner schönsten Erlebnisse mit dem mobilen Schwitzapparat: „Ich war mit Freunden an der Elbe zum Saunieren und Angeln. Wir haben im Bademantel die Angel rausgeschmissen, das war super.“

Beheizt wird die Sauna mit einem Holzofen

Beheizt wird die Sauna mit einem Holzofen, so dass sie überall betrieben werden kann und darf. „Sie ist in fünf Minuten auf 70 Grad“, sagt der Jungunternehmer. „Die Temperatur lässt sich gut regulieren, und wenn es mal zu heiß wird, macht man einfach kurz die Tür auf.“

Ein billiges Vergnügen ist das Heizen mit Holz in Zeiten der Energiekrise nicht. „Früher hat mich ein kleiner Sack drei Euro gekostet, jetzt ist es doppelt so viel“, sagt Jaroszewski. Holz, Anzünder, Saunaaufguss nach Wunsch – das alles ist inklusive und wird von Denis Jaroszewski zum Einsatzort mitgebracht. Er gibt auch eine Einweisung zur Nutzung der Sauna. Zudem muss eine Kaution von 100 Euro hinterlegt und die Anfahrt ab Fischbeker Ohrnsweg je nach Strecke zusätzlich bezahlt werden.

Das Geschäft wird ausgebaut

Jetzt, wo sich das Hamburger Schietwetter wieder zurückmeldet, steigt die Zahl der Anfragen, obwohl Jaroszewski erst seit kurzem eine Hompepage betreibt (mobilesauna-hamburg.de) und eine großflächige Werbung an seiner Sauna angebracht hat.

Die Sauna wird mit einem Holzofen beheizt. Dadurch wird auch der kleine Vorraum mit aufgewärmt. Foto: privat
Die Sauna wird mit einem Holzofen beheizt. Dadurch wird auch der kleine Vorraum mit aufgewärmt. Foto: privat © HA | privat

Das Geschäft wird ausgebaut: Denis Jaroszewski ist gerade dabei, eine kleinere Fass-Sauna zu bauen und sie ebenfalls in die Vermietung zu geben. Oft fragen ihn Interessenten, ob er nicht auch für sie eine Sauna bauen könnte. „Doch dafür fehlt mir eine Halle“, sagt er. „Ich baue aktuell alles draußen.“

Und das mit viel Liebe zum Detail: Im Vorraum seiner mobilen Sauna steht ein Tisch, an dem gegessen oder Karten gespielt werden kann, ein Fenster ist gerade so angebracht, dass es Licht hinein und neugierige Blicke draußen lässt. „Wenn dann das Holz im Ofen knistert und das Feuer leuchtet, kommt Wohlfühlatmosphäre auf“, schwärmt der Sauna-Anbieter. „Die Leute haben ihre Privatsphäre und sind unter sich.“

Die Deutschen lieben das Saunieren

In Europa gelten besonders die Finnen und die Russen als Freunde des gesundheitsbewussten Schwitzens. Aber auch die Deutschen lieben das Saunieren. Nach Angaben des Deutschen Sauna-Bundes bezeichneten sich vor der Pandemie knapp 31 Millionen Menschen bundesweit als Saunagänger, von ihnen nutzten demnach 16 Millionen die Saunen in öffentlichen Bädern. Weil diese aber in der Pandemie monatelang schließen mussten, verkauften Hersteller zunehmend Saunen an Privatleute.

Während die öffentlichen Saunabäder pandemiebedingt 30 bis 50 Prozent Umsatzeinbußen verschmerzen mussten, haben Hersteller mit privaten Saunen 15 bis 20 Prozent höhere Verkaufserlöse erzielt, heißt es vom Deutschen Sauna-Bund. Viele Menschen wollten in der Pandemie nicht auf ihr gesundheitsorientiertes Hobby verzichten.

Hersteller steigern Stückzahlen um bis zu 118 Prozent

Den Zuwachs bei Privat-Saunen zeigen auch Daten des Statistischen Bundesamtes: Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 hätten 13 deutsche Hersteller im ersten Halbjahr 2021 bei Saunakabinen aus Holz eine Steigerung der Stückzahlen von 118 Prozent verzeichnet.

Ob diese neuen Sauna-Besitzer in der aktuellen Energiekrise ihre Neuanschaffung bereits in diesem Winter aufgrund der hohen Betriebskosten aber überhaupt nutzen, erscheint fraglich. Und auch in den öffentlichen Sauna-Bädern drohen deshalb wieder Einschränkungen. „Mein Nebengewerbe hat durch die Pandemie einen starken Schub bekommen“, sagt Denis Jaroszewski. Möglicherweise puscht die Energiekrise seine Geschäftsidee erneut. Denn so kann sich der warme Luxus temporär nach Hause geholt werden und belastet nicht dauerhaft das eigene Haushaltskonto.