Harburg. Zwischen Elbe, A7 und Landesgrenze können Harburger von Dezember an die Fahrzeuge nutzen. Diese Gebiete sind außen vor.
Fast hatte man südlich der Elbe die Hoffnung schon aufgegeben, dass man auch hier elektrische Shuttle-Dienste als Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr nutzen kann. Nun geht es ganz schnell: Zum Fahrplanwechsel im Dezember startet der Dienst Ioki in Harburg. Nicht im ganzen Bezirk, sondern nur in einem Teilbereich, aber immerhin schon einmal für zwei Drittel der Anwohner nutzbar.
Die Verkehrspolitiker im Bezirk Harburg sind begeistert. „Das wird sicherlich für einige Menschen in den Randstadteilen ein Anreiz sein, das Auto mal oder vielleicht auch ganz stehen zu lassen“, freut sich Michael Sander (Grüne), Vorsitzender des Mobilitätsausschusses der Bezirksversammlung.
Fahrt im Ioki-Shuttle kostet derzeit einen Euro Zuschlag
Ioki ist im Grundsatz dafür gedacht, die „letzte Meile“ zwischen Bahnhof oder Bushaltestelle und Haustür zu überbrücken. Man kann das Sammel-Shuttle aber auch haltestellenunabhängig für Fahrten von und zu virtuellen Haltepunkten, die im Bediengebiet zumeist an Kreuzungen verteilt sind, nutzen. Fahrgäste auf dem Weg, die gerade in dieselbe Richtung wollen, werden vom System erkannt und vom Fahrer eingesammelt.
Eine Fahrt im Ioki-Shuttle kostet derzeit einen Euro Zuschlag zu einer beliebigen für das Fahrtgebiet gültigen HVV-Fahrkarte. „Ob es im kommenden Jahr exakt bei dem einen Euro Zuschlag bleibt, können wir jetzt noch nicht versprechen“, sagt Christina Sluga, Pressesprecherin der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH), die den Ioki-Dienst in Hamburg betreiben. „Aber es wird nicht viel davon abweichen.“
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Dass die Ioki-Fahrzeuge an Londoner Taxis erinnern, liegt daran, dass sie vom selben Hersteller kommen, der auch die neuen Taxen der britischen Hauptstadt baut. Die Bauform hat sich mit einigen Modifikationen über Jahrzehnte in der Personenbeförderung bewährt, der alte Vier-Liter(Hubraum, nicht Verbrauch)-Diesel ist längst einem Elektromotor gewichen. Für Ioki wurde das Lenkrad auf die linke Seite versetzt. Die Fahrgastkabine ist auch für mobilitätseingeschränkte Mitfahrer relativ bequem nutzbar und ein Rollstuhl ohne Motor kann ebenfalls mitgenommen werden.
Teile von Eißendorf und Heimfeld werden nicht angefahren
Harburg hat noch etliche Gebiete, die nicht bequem mit dem Bus erreicht werden können, etwa in Grenzdreieck Sinstorf/Rönneburg/Langenbek, im westlichen Marmstorf oder entlang des Reeseberg. Seit Längerem hatten Verkehrspolitiker Lösungen für diese Bedienlücken verlangt. Nachdem es von den Anbietern Moia und Ioki Absagen gegeben hatte, wurden zuletzt Minibus-Linien wie in Blankenese oder Billbrook gefordert.
„Dass Ioki jetzt nach Harburg kommt, ist eine tolle Überraschung“, sagt der SPD-Verkehrsexperte Frank Wiesner. „Dieses Angebot kann in vielen der unterversorgten Gebiete helfen. Ob es überall ausreicht oder ob wir nicht doch in einigen Bereichen weiter ein regelmäßiges Angebot, wie mit Minibussen fordern müssen, muss sich aber erst noch zeigen – zumal die Ioki-Fahrten ja einen Aufpreis kosten. Der ist zwar nicht hoch, läppert sich aber bei regelmäßiger Nutzung.“
VHH schaffen extra 20 neue Fahrzeuge für Harburg an
Nicht alle Stadtteile der Region Harburg sind komplett abgedeckt: Die Teile von Eißendorf und Heimfeld, die jenseits der Autobahn A7 liegen und größtenteils aus Wald bestehen, werden nicht angefahren. Nach wie vor außen vor bleibt die gesamte Region Süderelbe. „Das ist wegen der Neubaugebiete dort schade“, sagt Michael Sander. „Aber vielleicht ist das ja auch noch nicht das Ende vom Lied.“
Erst einmal denken die VHH jedoch nicht darüber nach, Süderelbe mit ins Ioki-Bediengebiet aufzunehmen. Dass Ioki überhaupt nach Harburg kommt, liegt daran, dass sich der zweite Shuttle-Dienst Moia, wie berichtet, nördlich der Elbe erweitert, auch ins bisherige Ioki-Gebiet Osdorf und Lurup sowie nach Billbrook. Die 20 Wagen, die Ioki dort im Einsatz hatte, werden Mitte Dezember nach Harburg verlegt. „Außerdem werden wir um weitere 20 Fahrzeuge aufstocken“, so die VHH-Sprecherin. „Denn das Gebiet in Harburg ist deutlich größer und hat ein entsprechend größeres Fahrgastpotenzial.“
Zweite gute Neuigkeit aus der Hamburger Verkehrsbehörde
Ganz ausschließen, dass irgendwann auch die Neugrabener und Fischbeker in den Genuss einer Ioki-Fahrt vor die eigene Haustür kommen können, will es Christina Sluga aber nicht. „Wir sind ständig dabei, die Nutzung unseres Dienstes zu evaluieren und eventuell auch weitere Bedarfe zu identifizieren“, sagt sie. „Es könnte also sein, dass das Gebiet irgendwann auch um Süderelbe erweitert wird.“
Die Ioki-Ankündigung ist bereits die zweite gute Neuigkeit aus der Hamburger Verkehrsbehörde innerhalb weniger Tage. Die zweite betrifft die S-Bahn: Durch die Neuordnung des Liniennetzes (das Abendblatt berichtete) ändern sich für Harburg auf den ersten Blick zunächst nur Liniennummern und -farben, bevor ab frühestens 2028 die Linie S6 (bislang unter der Nummer S32 geplant) hinzukommt und einen Dreiminuten-Takt ermöglicht. „Aber dadurch, dass die Bahn von Stade mit der neuen Nummer S5 als Vollzug über Dammtor durchfährt und der Langzugbetrieb ganztägig auf die S3 verlagert wird, entfällt das Verlängern der Züge in Neugraben“, erklärt Frank Wiesner. „Das spart Zeit und macht den Fahrplan stabiler.“