Harburg. Notwendige Stellen in Forstämtern können nicht ausgeschrieben werden. Zudem fehlen Mittel, um Wald widerstandsfähiger zu machen

Drei Stürme hintereinander, währenddessen und davor wochenlang Starkregen – das hat im Hamburger Süden stärkere Schäden angerichtet und länger Spuren hinterlassen als die Stürme der vergangenen Jahre.

Noch Wochen später sind die Förstereien damit beschäftigt, Schäden zu beseitigen, umgestürzte Bäume von den Wegen zu holen, sturzgefährdete Bäume kontrolliert zu fällen und abgebrochene Äste zu Boden zu holen, bevor sie spontan fallen.

Waldausflügler müssen Umwege machen, weil Bereiche gesperrt sind

Immer wieder mussten Waldausflügler Umwege machen, weil ganze Abschnitte sicherheitshalber gesperrt waren – und das nur wenige Wochen nach den Sperrungen für die Holzernte. Auch in der Stadt schädigte der Sturm Bäume in Grünanlagen und an Straßen. Der Harburger Bezirkspolitik bereitet das Sorgen.

Die SPD fordert vom Bezirksamt jetzt einen Überblick über die Sturmschäden im öffentlichen Grün, darüber, ob und wie der Grünverlust ausgeglichen werden kann und ob das Geld des Bezirksamts dafür überhaupt reicht. Die Linken gehen einen Schritt weiter: In ihren Augen ist klar, dass für Stadtgrün und Staatsforsten zu wenig Geld zur Verfügung steht. Sie fordern, das zu ändern.

Die Linke: „Revierförstereien Eißendorf und Hausbruch unterfinanziert“

„Auch ohne besondere Sturmschäden sind die Forsten unterfinanziert“, sagt der Linken-Bezirksabgeordnete Michael Schulze. Er stützt sich dabei auf Angaben des Bezirksamts: Die beiden Harburger Revierförstereien Eißendorf und Hausbruch erhalten jährlich zusammen 108.000 Euro „konsumtive“ Mittel für die laufenden Kosten und noch mal 37.000 Euro „investive“ Mittel für einmalige Ausgaben. Die Summen haben sich seit einigen Jahren nicht geändert. Weil aber schon die Fixkosten den Rahmen der 108.000 Euro regelmäßig sprengen, bleibt wenig Spielraum.

Dabei müsste und soll in die Zukunft der Wälder investiert werden: Aus Bundesbesitz übernommene Flächen im Staatsforst Eißendorf sind von Fichten-Monokulturen geprägt. Um auch diese Waldteile widerstandsfähiger gegen Stürme, Trockenheit und Parasiten zu machen, sollen die Baumarten durchmischt werden, wie es in den Hamburger Beständen schon länger geschieht. Das ist aufwändiger. „Wir wollen die Wälder im Bezirk erhalten. Sie sind nicht nur wichtig als Naherholungsgebiet für die Menschen im Bezirk, sondern auch für das Klima“, sagt Schulze.

Bezirksamtsleiterin wirbt beim Senat seit Jahren um höheren Personaletat

Sein Antrag hat allerdings einen Schönheitsfehler: Er fordert das Bezirksamt auf, sich beim Senat für mehr Geld für die Revierförstereien einzusetzen. Das allerdings tut das Bezirksamt bereits ebenso lange wie vergeblich. Dabei rechnet Harburgs Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen wahlweise dem Finanz- oder dem Umweltsenator und auch dem Ersten Bürgermeister seit Jahren vor, dass sie mehr Forstwirte und Forstwirtschaftsmeister einstellen muss, um allen gestiegenen Anforderungen Rechnung zu tragen. Sei es für die Einhaltung der Kriterien für die Umweltsiegel FSC und PEFC in der Forstwirtschaft, sei es für den gestiegenen Wegesicherungsaufwand wegen der wachsenden Freizeitnutzung der Wälder oder für das Bergen von Totholz aus Baumkronen.

Sturmschäden sind da noch gar nicht eingepreist. Dafür gibt es einen jährlichen Sonderbetrag aus der Hamburger Umweltbehörde, der sich aber oft nicht nach dem Bedarf, sondern nach politischen Gegebenheiten berechnet. Dabei ist der Bedarf in diesem Jahr besonders hoch, wie man in den Wäldern sieht: Zum Teil sind selbst gesunde, im Boden verwurzelte Bäume umgestürzt, weil nicht etwa die Wurzeln nachgaben, sondern weil sie im regennassen Boden den Halt verloren.

Bäume in Harburger Grünanlagen grundsätzlich gesund und sturmfest

Was die Widerstandsfähigkeit der Bäume in der Stadt angeht, die der SPD solche Sorgen macht, sagt Bezirksamtssprecherin Wrenda Kapoor, dass alle Bäume in Harburger Grünanlagen und im Straßenbegleitgrün grundsätzlich gesund und sturmfest seien. „Orkane sind jedoch unberechenbar in ihrer Intensität und Wirkung auf Bäume“, sagt sie. „Bei Orkanstärken sind selbst gesunde Bäume anfällig für Bruch oder Entwurzelung.“ Auch hier habe es deshalb Sturmschäden gegeben, deren Beseitigung noch einige Wochen Zeit benötige.