Harburg. Die Autoren Eckhart Brandt und Claus-Peter Lieckfeld stammen aus der Region. Was sie noch verbindet? Deutlich mehr als erwartet

Beim Lesen des neuen Buches „Die erste Hälfte meines Lebens“ von Eckhart Brandt verschlug es dem Journalisten Claus-Peter Lieckfeld die Sprache. In der Biografie des Apfelkönigs entdeckte Lieckfeld „so viele Parallelitäten“, dass er Brandt spontan schrieb – und zwar unter der Überschrift „Die passende Hälfte des Lebens dazu“.

Wer die beiden zusammen erlebt, kann kaum glauben, dass sie sich nicht seit Jahrzehnten kennen. Dabei hätte es durchaus verschiedene Gelegenheiten gegeben, sich zu treffen. Denn ihre Lebenswege haben sich gleich mehrfach gekreuzt, ohne dass sie es wussten.

Erste gemeinsame Veranstaltung

Am Freitag können sich Interessierte davon selbst ein Bild machen. Dann treten die beiden erstmals gemeinsam auf. In der Harburger Fischhalle kommt es zum Gespräch mit und zwischen dem „Apfelpapst“ und dem Naturautoren, wie es die Organisatoren beschreiben. Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei. Was die Besucher erwartet? Es soll um gemeinsame und unterschiedliche Sichtweisen der beiden Streiter für Pflanzen, Tiere und Natur gehen. Es geht um die Rückkehr des Wolfes und die Folgen sowie den Erhalt alter Arten. Vielleicht lesen sie auch Passagen aus ihren aktuellen Büchern vor. Und natürlich wird es auch um ihre Biografie gehen, die hier in der Region ihren Anfang nahm.

Alles begann südlich der Elbe

Alles begann südlich der Elbe. Beide stammen von hier. Lieckfeld wuchs im Landkreis Harburg, Brandt im Nachbarkreis Rotenburg auf. Der eine im Örtchen Hanstedt, der andere im ebenso „großen“ Dorf Wohnste. Beide sind etwa ein Jahrgang. Lieckfeld wird in einigen Tagen 73 Jahre alt, Brandt ist 71. Sie haben Abitur gemacht, der eine in Buxtehude, der andere in Winsen. Beide verweigerten den Wehrdienst. Brandt allerdings mit etwa mehr Erfolg. Lieckfeld musste trotzdem in der Estetalkaserne seinen Dienst tun, allerdings ohne den Gebrauch der Waffe.

Apfelkönig Eckhart Brandt hat ein Buch über sein Leben verfasst 
Apfelkönig Eckhart Brandt hat ein Buch über sein Leben verfasst  © KJM Verlag | brandt

Dort hieß es eines Tages, Rudi Dutschke spräche in der „bekanntlich revoluzzerischen Halephagenschule“ in Buxtehude, wie sich Lieckfeld erinnert. Man fürchtete den Sturm einer roten Horde auf die Kaserne und übte mit Wasser und Abwehrspritzen auf Pappfiguren die Verteidigung. Die Horde kam nicht. Rudi Dutschke aber schon. Er hielt seinen Vortrag an der Schule und Brandt hörte in der Aula zu, denn er besuchte die Halephagenschule, an der 1966 das Buxtehuder Modell eingeführt worden war. Die Klassenverbände wurden aufgelöst und durch von den Schülern frei gewählte Kurse ersetzt. Für Brandt ein Glück, wie er heute sagt.

Nach dem Abi ging es für ihn zum Studium nach Hamburg. Dort studierte er Germanistik, Anglistik und Geschichte, Lieckfeld belegte gleichzeitig dort Kurse in Deutsch und Sozialkunde. „Wir müssen uns im Philoturm über den Weg gelaufen sein“, überlegt der Journalist. Brandt nickt. Er habe viel Zeit im 13 Stock des Gebäudes der Hamburger Uni verbracht, das unter den Studenten als Philoturm bekannt ist. „Damals konnte man sich noch Zeit mit dem studieren lassen“, sagt Brandt lächelnd. Lieckfeld nickt. Das kosteten beide auch aus.

Bewahrer alter Sorten

Auf neun Semester bringt es Lieckfeld als Lehramtsstudent in Deutsch und Sozialkunde, auch eine Doktorarbeit fing er an. Brandt kann in Sachen langer Studienzeit gut mithalten: 12 Semester und drei angefangene Doktorarbeiten, zählt er auf. Die letzte sollte sich um die niederdeutsche Fachsprache der Imkerei drehen – Wissen, das er später in seinem „Bienen-Buch“ verarbeitete. Doch plötzlich habe er vom vielen Seitenrascheln im hohen Turm genug gehabt. „Ich wollte auf die Erde zurück“, erinnert sich Brandt.

Mit seiner damaligen Freundin zog er auf einen Resthof, wo seine Geschichte als Apfelkönig und Bewahrer alter Sorten seinen Lauf nahm. Das ist auch vielen bekannt. Weniger bekannt ist, dass ausgerechnet ein Zeitungsbericht in dem damals (1980) von Lieckfeld mitbegründeten Umweltmagazin Natur ihn dann auf die Idee mit den alten Sorten brachte. In der Rubrik „Nachrichten aus dem Garten“ schilderte der Autor, dass er eine Sammlung mit alten Obstsorten habe und schwärmte über ihre robuste Art und ihre Vielseitigkeit. „Das war sehr inspirierend für mich und der Anstoß diesem Thema überhaupt nachzugehen“, sagt Brandt.

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Lieckfeld selbst begann seine journalistische Karriere übrigens im Landkreis Harburg, als Lokaljournalist für den Buchholzer Anzeiger. Tostedt war sein Revier. Bis zu diesem einen Bericht über den Schützenverein, in dem der Journalist die Musikauswahl beim Schützenfest thematisierte. Dass die Schützen zum „Lieblingsmarsch von Adolf Hitler“ einliefen, wie Lieckfeld schrieb, sei nicht gut angekommen bei den Vereinsmitgliedern und die waren damals zahlenmäßig stark vertreten. Er beackerte dann noch eine Zeit lang den Bereich Winsen, dann ging er mit Familie nach Oldenburg zum NDR. Doch kurzfristig wurde die in Aussicht gestellte Festanstellung gekippt und nur dadurch war Zeit und die Möglichkeit vorhanden, das besagte Umweltmagazin mit zu gründen.

Claus-Peter Lieckfeld in jungen Jahren. 
Claus-Peter Lieckfeld in jungen Jahren.  © Katy Krause | Katy Krause

Heute schreibt er Romane und Sachbücher, meist zu Themen des Umweltschutzes und der Natur – darunter sind auch zwei Bücher über Bienen und Imkerei. Er lebt nun bei München. Brandt schreibt ebenfalls, wenn er nicht gerade alte Tierarten und Apfelsorten züchtet, oder seine Produkte auf dem Markt verkauft. Er plant saisonal in einem Zirkuswagen nahe seines Boomgarden-Projekts in Helmste zu leben, wo auf vier Hektar mittlerweile etwa 350 Hoch- und 250 Halbstammbäume in ca. 400 alten und regionalen Sorten (Äpfel, Birne, Pflaumen, Kirschen, Quitten) stehen.

Das Gespräch zwischen „Apfelpapst“ und dem Naturautoren beginnt am Freitag, 17. Dezember, um 19 Uhr in der Fischhalle Harburg am Kanalplatz 16. Der Eintritt ist frei. Es gilt die 2G-Regel. Besucher werden gebeten Personalausweis sowie den Corona-Impfnachweis vorzuzeigen. Zur Kontaktnachverfolgung wird die Luca-App genutzt.