Sinstorf. Tobias Dinger möchte mit Tauschdinger.de nachhaltigere Materialwirtschaft fördern, Betriebe vernetzen und Menschen in Not helfen.

Ein sinnvoller Umgang mit Ressourcen im Handwerk – das ist der Grundgedanke hinter der Online-Plattform Tauschdinger. Dort können Handwerksbetriebe übrig gebliebenes Material anderen Betrieben und gemeinnützigen Organisationen zum Tausch anbieten. Auch Spenden und Verkäufe sind möglich. Entwickelt hat die Plattform Tobias Dinger, der in Harburg-Sinstorf einen mittelständischen Malereibetrieb führt.

Die Idee entstand über mehrere Jahre im Gespräch mit anderen Handwerkern. Immer wieder, so erzählt es Tobias Dinger, ging es um die Restbestände im Lager. „Wir alle hatten regelmäßig Material übrig, wenn die Baustellen abgeschlossen sind. Das wandert dann ins Lager und wird immer mehr und mehr“, sagt der Malermeister.

Bei ihm sei das zum Beispiel in einem bestimmten Farbton getönte Farbe, die nach einem Auftrag eingelagert wird. „Aber der nächste Kunde will natürlich wieder einen anderen Farbton. Irgendwann hat man Unmengen an Material auf Lager. In den fast 50 Jahren, die es den Malereibetrieb Dinger gibt, mussten wir schon tonnenweise teures Material entsorgen.“

Warum Handwerker mehr Material bestellen

Auch bestellten viele Handwerksbetriebe lieber ein bisschen zu viel Material, um nicht mitten im Bau plötzlich nachbestellen zu müssen. Das bedeute im Moment zum Beispiel für eine bestimmte Klinkerart für den Hausbau eine Lieferzeit von 16 Wochen, sagt Tobias Dinger. „Die Materialknappheit ist in diesem Jahr besonders extrem.“

Den Anstoß, diesen Kreislauf zu durchbrechen, gaben auch die wiederkehrenden Naturkatastrophen in den vergangenen Jahren – zuletzt im Sommer dieses Jahres die verheerende Überflutung im Westen Deutschlands. Auch Tobias Dinger war zeitweise in der Region. um mitzuhelfen. Da sei ihm der Gedanke gekommen, sein Tauschprojekt mit einem gemeinnützigen Gedanken zu verbinden. „Es ist doch viel besser, wenn solch hochwertiges Material nicht das Lager verstopft, sondern an anderer Stelle helfen kann“, sagt der 38-Jährige.

Plattform: Betriebe können Material austauchen

Die neue Plattform gründet deshalb nun auf drei Säulen. In erster Linie ist sie als Verbindung zwischen Handwerksbetrieben aller Richtungen gedacht. Diese können sich auf Tauschdinger.de registrieren und ihre überschüssigen Materialien als Tausch- oder Verkaufsangebot oder Spende einstellen. Dafür wird jeweils ein kleiner Beitrag fällig. Die Plattform ist für die Suchmaschine Google optimiert, sodass insbesondere Handwerksbetriebe in der Nähe auf die Angebote aufmerksam werden sollen. Im Idealfall könnten die Betriebe das Material schnell und unkompliziert austauschen, meint Dinger. „So sparen sie viel Geld, schonen die Umwelt und leiden weniger unter Lieferengpässen.“

Als Empfänger hat er außerdem Non-Profit-Organisationen (NGOs) im Blick. Diese können die Spenden und günstigen Angebote der Betriebe für ihre gemeinnützigen Projekte nutzen. Und schließlich soll „Tauschdinger“ Unterstützung für Menschen in Not bieten: Wer in einem Katastrophengebiet Baumaterial für den Wiederaufbau benötigt, kann die Plattform ebenfalls verwenden.

Tauschdinger.de soll in den kommenden Tagen starten. Geht es nach Tobias Dinger, sind dort irgendwann mehrere Hundert Betriebe registriert. „Dann kann die Seite Dynamik entwickeln.“