Harburg. Worauf habt ihr euch gefreut? Grundschulwettbewerb des Harburger Bezirksamts zeigt eindrücklich die Lockdown-Entbehrungen

Noch vor zwei Jahren hätte man kaum ein Schulkind getroffen, das nicht davon geträumt hat, morgens nicht aufstehen und zur Schule gehen zu müssen. Die Zeiten haben sich geändert. „Das war richtig doof, nicht zur Schule zu können“, sagt Mohammed aus der dritten Klasse der Schule Ohrnsweg in Hamburg-Harburg. „Genau, denn so konnte man seine Freunde alle nicht treffen“, erklärt seine Mitschülerin Sophie.

Der Corona-Lockdown für die Schülerinnen und Schüler ist seit Sommer vorbei, aber er hat in den Köpfen der Kleinen etwas bewirkt. Um dem Ausdruck zu verleihen, hat das Bezirksamt einen Malwettbewerb für die Harburger Grundschulen veranstaltet. Motto: „Worauf habt ihr euch nach dem Corona-Lockdown am meisten gefreut?“

Jury aus Schülerinnen sichtete die Werke und bestimmte Gewinner

Von Juni bis Oktober waren alle Harburger Grundschulklassen dazu eingeladen, ihre Pläne und Vorstellungen für die Zeit nach dem Lockdown künstlerisch auf Plakaten festzuhalten. Sieben Klassen beteiligten sich an dem Wettbewerb. Eine Jury aus drei Schülerinnen der Lessing-Stadtteilschule sichtete die eingegangenen Werke und wählte anhand von Kriterien wie Ordentlichkeit, Stil und Aufbau die Gewinnerplakate.

Initiiert wurde der Mal-Contest von Birgit Ebers-Gößling, der Leiterin des Harburger Kinderschutzzentrums. „Uns war schon klar, dass Kinder unter der Pandemie besonders gelitten haben“, sagt sie, „und wir mussten auch viele Fragen dazu beantworten. Dabei ist mir aufgefallen, dass wir immer nur über die Kinder geredet haben – und nicht mit ihnen. So kam mir die Idee für diesen Wettbewerb.“

Kinderschutzzentrum organisierte den Schüler-Wettbewerb

Den führte das Kinderschutzzentrum mit Unterstützung der Presse- und Öffentlichkeitsabteilung des Bezirksamts durch. Die Preise stiftete die Sparkasse Harburg-Buxtehude. „Als ich auf mehreren Plakaten las, wie vielen Kinder sich gefreut haben, endlich ihre Großeltern wieder besuchen zu können, war ich ganz gerührt“, sagt der Vertreter der Sparkasse im Wettbewerb, Bernd Meyer, der selbst mehrere Enkelkinder hat.

Sehr viele Kinder hatten die erweiterte Familie, Großeltern, Onkel, Tanten sowie Cousins und Cousinen vermisst. Freunde, Fußball, spielen und gemeinsam sehen, zur Schule und zum Schwimmen gehen, waren ebenfalls wiederkehrende Motive, und dass man sich nun wieder treffen konnte, wurde in den Plakaten gefeiert. „Alle Bilder waren toll“, sagt Lessing-Schülerin und Jurymitglied Graziella Vieira, „die Entscheidungen fielen uns nicht leicht.“

Preisträger, Jury und Honoratioren posieren für das Fernsehen.
Preisträger, Jury und Honoratioren posieren für das Fernsehen. © xl | Lars Hansen

Den ersten, mit 200 Euro für die Klassenkasse dotierten Preis gewann die Schule Cranz, Klasse vier. Ihr Gemeinschaftswerk hatten sie aus Puzzleteilen zusammengesetzt, jedes war individuell bemalt mit den erlittenen Entbehrungen während der Corona-Pandemie – und wie diese dann fröhlich verabschiedet wurden. Der zweite Platz über 100 Euro ging an die Schule an der Haake, Klasse 4e. Die beiden dritten Plätze teilen sich die Schule Arp-Schnitger-Stieg, Klasse 4b, sowie die Schule Scheeßeler Kehre, Klasse 2c. Für die Klassen 3a, 3b und 3c der Grundschule Ohrnsweg, die mit ihren Plakaten keinen der zu vergebenden Plätze belegt hatten, gab es am Ende eine kleine Überraschung. Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen überreichte pro Klasse einen Büchergutschein im Wert von 25 Euro.

Viele Einschränkungen in unterschiedlichen Lebensbereichen

„Wir alle mussten uns seit Beginn der Pandemie mit vielen Einschränkungen in unterschiedlichen Lebensbereichen auseinandersetzen und uns immer wieder auf neue Regelungen einstellen“, sagt Sophie Fredenhagen. „Anders als Kinder und Jugendliche haben wir als Erwachsene aber ein größeres Rüstzeug, um damit umgehen zu können. Die Plakate der Kinder machen sichtbar, auf welche prägenden Teile ihres Lebens sie während der Zeit des Lockdowns verzichten mussten. Mich berührt das sehr, und ich danke allen Beteiligten für die Organisation sowie den Schulen und Lehrkräften, die sich mit ihren Klassen an dem Wettbewerb beteiligt haben. Wir müssen die Auswirkungen von Corona auf Kinder und Jugendliche im Blick behalten und gemeinsam dafür sorgen, dass das gesellschaftliche Leben nicht wieder zum Erliegen kommt!“

Pro Klasse war ein Kind zur Preisverleihung gekommen. Und Corona ist noch längst nicht vorbei. Die, die da waren, bekamen noch mal eine besondere Überraschung: Weil auch das NDR-Fernsehen erschien, durften Schüler, Lehrer und Honoratioren gemeinsam „Guten Abend Hamburg!“ in die Kamera rufen, und die Kleinen durften das Wetter für heute ansagen: „Nachmittags: bedeckt, sechs Grad.“