Neugraben. IBA stellte weitere Pläne für das Neubaugebiet vor. Klagen über Vandalismus am neuen Zugang zum Bahnhof

Das Areal soll einmal eine attraktive Nahtstelle zwischen dem großen Neugrabener Neubaugebiet Vogelkamp und dem dortigen S-Bahnhof werden: „Quartierseingang Vogelkamp“, heißt das Projekt bei der städtischen Planungsgesellschaft IBA, die hier seit 2013 eine der größten neuen Wohnsiedlungen Hamburgs entwickelt.

Wie nun der aktuelle Baufortschritt aussieht und wie es weiter geht, stellten IBA-Chefin Karen Pein und ihr Vogelkamp-Projektkoordinator Ronny Warnke im Stadtteilbeirat Neugraben vor.

Im April 2020 war am Bahnhof Baubeginn

Zwei Wohn-Hochhäuser als „Torhäuser“ flankieren dabei rechts und links ein größeres Erschließungsgebäude, wo zwei gläserne Fahrstühle und eine breite Treppenanlage hoch zum Bahnhof führen.

Seit April 2020 wird hier gebaut, das Fahrstuhl-Haus ist inzwischen bereits fertig. Das westliche Torhaus ist ebenfalls schon weit vorangeschritten, an dem östlichen wird gerade das Erdgeschoss gebaut. Dafür war das dortige P&R-Parkhaus um 130 Stellplätze verkleinert worden. Im Sommer 2022 soll demnach das Gebäude-Ensemble am Bahnhof komplett fertig sein, kündigte Warnke an. „Man kann aber schon jetzt erahnen, wie schön es wird“, sagt der Projektkoordinator.

Das Erschließungsgebäude von Innen: Gläserne Fahrstühle und eine breite Treppe, aber auch erste Schmierereien
Das Erschließungsgebäude von Innen: Gläserne Fahrstühle und eine breite Treppe, aber auch erste Schmierereien © AT | Axel Tiedemann

Planungsgesellschaft stößt auf Widerspruch

Doch ganz so optimistisch mochte der Beirat die Lage offensichtlich nicht sehen. Aus Reihen der Mitglieder gab es dann doch reichlich Kritik und Bedenken: So gebe es schon jetzt dort Vandalismus-Schäden und Schmierereien an den Wänden, Jugendliche würden dort teils lärmen. „Es ist sehr unangenehm, da zu gehen“, so ein Teilnehmer der Beiratssitzung.

Bedenken gab es zudem über die Gestaltung des neuen Erschließungsgebäudes: Durch die großen Öffnungen könnten leicht Schnee und Regen ins Innere gelangen, hieß es. Und warum, so fragte eine Frau aus dem Beirat, habe man nicht die ursprüngliche Planung mit der großen, offenen Treppenanlage beibehalten?

Bahnhofskiosk im Bahnhof schon wieder dicht

Kritik gab es aber auch am Bahnhof selbst: Ein schöner Quartierseingang nütze wenig, wenn im Bahnhof selbst der Kiosk wieder zu und verrammelt und der Fahrstuhl zum Bahngleis kaputt ist.

Tatsächlich ist der erst kürzlich wieder eröffnete Kiosk dort erneut geschlossen, beschmierte Rollläden sind heruntergelassen. Am 1. Dezember werde er aber wieder geöffnet, ist auf einem Schild zu lesen. „Außer Betrieb“ steht indes auf einem anderen Schild am Fahrstuhl. Wer hier mit Kinderwagen oder Rollstuhl unterwegs ist, dürfte es schwer haben, die unten gelegenen Bahngleise zu erreichen. Ein attraktiver „Quartierseingang“ sieht wohl tatsächlich anders aus.

Ständiges Ärgernis im Stadtteil: Erneut ist der Bahnhofskiosk in Neugraben geschlossen
Ständiges Ärgernis im Stadtteil: Erneut ist der Bahnhofskiosk in Neugraben geschlossen © AT | Axel Tiedemann

IBA verweist auf weitere Belebung des Platzes

Pein und Warnke bemühten sich angesichts dieser teils massiven Kritik um Zuversicht. Die „Altplanung“ mit der breiten Treppe sei nicht umsetzbar gewesen. Und noch sei der Platz rund um das Erschließungsgebäude ja gar nicht fertig, es fehle daher die „soziale Kontrolle“. Später würde es dort eine große Rad-Abstellfläche mit rund 320 Plätzen geben. Zudem sei im Gebäude ein Kiosk geplant. Und für das Erdgeschoss der Torhäuser sei eine gewerbliche Nutzung vorgesehen, möglicherweise werde dort ein Lebensmittelladen einziehen. Das alles würde das Areal beleben, versprachen die beiden Planer.

Rund 70 Hektar umfasst das Gebiet des Vogelkamps, das unmittelbar am Neugrabener Moorgürtel gelegen ist. 1750 Wohneinheiten sollen hier am Ende gebaut sein, davon 59 Prozent in Mehrfamilienhäusern und 24 Prozent in Reihenhäusern. Ein Großteil davon ist bereits fertig, etwa Zweidrittel der Grundstücke sind vermarktet. „Wir sind im 4. Bauabschnitt angekommen“, so Projektkoordinator Warnke. Allerdings sollen dort im nächsten Jahr nur wenige Grundstücke noch vermarktet werden, insgesamt werden in diesem Abschnitt noch einmal 100 Wohneinheiten gebaut.

Baubeginn für einen Tunnel unter den Gleisen

Neben dem reinen Wohnungsbau gibt es aber noch andere Bauvorhaben, die im Vogelkamp aktuell anstehen. So ist beispielsweise ein Tunnel am westlichen Ende des Bahnhofs geplant, um dort noch einmal eine weitere direkte Verbindung zwischen dem „alten“ Neugraben und dem Vogelkamp zu schaffen.

Der dortige, schon vorhandene Fußgängertunnel zu den S-Bahngleisen soll dazu um rund 30 Meter unter den Gleisen der Regionalbahn verlängert werden. Erste Arbeiten zur Verlegung von Leitungen sind dazu bereits erledigt. Ursprünglich sollte dieses „Zugangsbauwerk“ allerdings schon in diesem Jahr fertig sein. Nun nennt die IBA als Fertigstellungstermin das Jahr 2024.

Schneller ist man indes mit dem Bau der fünften und letzten Kita mit 150 Plätzen, die derzeit am westlichen Ende des neuen Stadtteilparks entsteht. Auch ein Eltern-Kind-Zentrum ist in dem bau vorgesehen. Anfang des kommenden Jahres könne das Gebäude nun bezogen werden, kündigte Warnke an. Ebenfalls Anfang 2022 werde auch der neue östliche Quartiersplatz fertig gebaut sein. Auf rund 3000 Quadratmetern soll es hier reichlich Spielflächen für Kinder geben.