Harburg. Es gab kritische Stimmen zum aktuellen Entwurf des Architekten Michael Blunck – vor allem an Dach und Mauer.

In etwa fünf Monaten sollen gleichzeitig der Umbau der Busanlage am Harburger Bahnhof, die Sanierung des „Doppelknotens“ aus Moorstraße, Hannoverscher und Buxtehuder Straße sowie der Walter-Dudek-Brücke, und auch der Bau der Fahrradstation am Harburger Bahnhof beginnen. Das Verkehrskonzept für den Mega-Baustellen-Komplex haben der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) sowie die Hochbahn und alle anderen Beteiligten allerdings immer noch nicht vorgelegt, weswegen die Abgeordneten des Stadtentwicklungsausschusses sowie des Mobilitätsausschusses diesen Tagesordnungspunkt ihrer gemeinsamen Sitzung enttäuscht verschieben mussten. Immerhin gab es schon einmal einen detaillierten Blick auf den Entwurf für die neue Busanlage. Der Sieger des Architektenwettbewerbs, Michael Blunck vom Büro Blunck und Morgen, stellte ihn persönlich vor.

Der Plan, die gesamte neue Busanlage, die dann aus zwei Abfahrtsinseln statt nur einer bestehen wird, unter einem Dach zusammenzufassen, war ein Alleinstellungsmerkmal von Bluncks Entwurf. Es kam auch bei den Abgeordneten gut an, denn sie hoffen, dass der durchfahrende Autoverkehr durch das Dach zum Langsam-Fahren gebracht wird.

Bluncks Entwurf für den Busbahnhof Poppenbüttel ist preisgekrönt

Blunck hat Erfahrung mit Verkehrsanlagen. Seine Neugestaltung des Busbahnhofs Poppenbüttel wurde 2009 zum Hamburger Bauwerk des Jahres erklärt und auch sonst entwirft das Büro preisgekrönte Gebäude zwischen Osdorf und Ostasien. Aus der Harburger Ausschusssitzung kam er trotzdem nicht ohne Kritik heraus. Es waren Details, die bei einigen Abgeordneten Stirnrunzeln verursachten.

Zum Beispiel, dass das Dach Löcher haben soll, und zwar ganz bewusst. Dadurch soll mehr Licht in die Anlage kommen – zum einen. Zum anderen soll das begrünte Dach auch optisch aufgelockert werden. „Das Gründach soll dadurch auch wahrnehmbarer sein“, sagte Blunck. „man wird von unten auf die Vegetation blicken können. Dieser Effekt wird verstärkt durch Bäume, die von der Fußgängerebene durch die Aussparung nach oben wachsen.“

Die Öffnungen im neuen Dach lassen die Sonne herein – aber auch den Regen

Zwei der vier Öffnungen werden über der Fahrbahn zwischen der alten und der neuen Insel liegen. Unter den anderen beiden plant Blunck, die Aufenthaltsqualität auf dem Busbahnhof zu erhöhen, indem er dort, etwas hinter der inneren Dachkante zurückgesetzt, kreisförmig Bänke anordnet. „Wir haben ja nicht immer gutes Wetter in Hamburg, um es mal vorsichtig zu sagen“, kritisierte Sigrid Waschull (SPD). „Dort werden die Leute ja nass, weil der Regen auch nicht senkrecht fällt!“ Dass so ein Loch Regen hindurch ließe, ließe sich schwer verleugnen, gab Blunck zu, „aber da der Regen eben nicht gerade fällt, wird es bei schlechtem Wetter nur auf einer Seite nass, während die andere trocken bleibt.“

Andere Abgeordnete befürchteten durch die Löcher eine intensivere Taubenproblematik oder kritisierten den Plan an den einzelnen Bushaltestellen des Komplexes, statt herkömmlicher Sitzgelegenheiten Stehhilfen zu positionieren, als „Lungerlehnen“. Tauben würden sich an jeder Gebäudekante sammeln, gab Blunck zurück. Deshalb müsse man sie auch überall aktiv vergrämen, wo sie stören, unabhängig von der Dachform. Und mit Stehhilfen in unterschiedlicher Höhe sowie einzelnen Sitzgelegenheiten sei jedem Bedarf gedient.

Die Mauer um die neue Anlage wird von einigen Bezirkspolitikern als Hindernis gesehen

Zu den Gleisen, zur Walter-Dudek-Brücke und zum Bahnhofsvorplatz will Blunck die Anlage mit einer niedrigen Mauer umfrieden und so ihre Grenzen klarer definieren. Das allerdings, so der Ausschussvorsitzende Frank Richter, würde die Pläne des Bezirks konterkarieren, den Bahnhofsvorplatz neu zu gestalten und besser mit dem Busbahnhof zu verbinden. „Wenn das Fitnessstudio aus dem Eckbau auszieht, gewinnt man Freiraum. Man könnte dort einen zweiten Fußgängerüberweg einrichten, der den Fußweg vom Bahnhof-Haupteingang zur Busanlage stark verkürzt.“

Noch steht das Gebäude, das früher das Bahnhofs-Postamt beherbergte, allerdings zwischen Bahnhof und Bussen. Auch für den Bahnhofsvorplatz ist ein Wettbewerb ausgeschrieben. „Ich habe schon einige eingereichte Entwürfe gesehen“, sagt Richter. „Das kann richtig schön werden. Aber das Gebäude stört da und muss entweder weg, oder um 90 Grad gedreht neu gebaut werden. In beiden Fällen wäre es schade, wenn dann dort eine durchgehende Mauer wäre.“