Hamburg. Nach Staus durch A-255-Sanierung fallen wochenlang auch Regionalzüge ab Hauptbahnhof aus. Eine Pause gibt es für Pendler nicht.

Das hat es so in Hamburg wohl noch nicht gegeben. Über mehrere Tage muss die Polizei eingesetzt werden, um das Verkehrschaos im Süden der Stadt infolge von Bauarbeiten auf der A 255 zu entwirren. Oppositionspolitiker werfen der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende Versagen vor. Für Autofahrer, aber auch für Pendler, die den öffentlichen Nahverkehr nutzen, kommt es noch dicker: Vom 17. Juli an fallen zwischen Harburg und dem Hauptbahnhof für fast einen Monat viele Regionalzüge aus. Dazu kommen weitere Sperrungen, wie die der Kattwykbrücke.

Es war der totale Verkehrskollaps, der die Polizei auf den Plan rief. Seit Mittwoch sind im Bereich Harburg und Wilhelmsburg Beamte auf der Straße, um den Verkehr zu regeln. Sie sind dort eingesetzt, wo Ampeln stehen, die durch die neuen Verkehrsströme mehr behindern, als helfen, sich aber nicht umprogrammieren lassen. Der Einsatz soll zunächst bis zum Wochenende dauern.

Stau in Harburg – Regionalzüge am Hauptbahnhof fallen aus

„An so eine Situation kann ich mich nicht erinnern“, sagt Thomas Jungfer, von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). „Das ist ja ein totales Versagen bei der Planung.“ Die CDU spricht von einem „Verkehrsinfarkt mit Ansage“. Und es kommen weitere Baustellen hinzu. Von Mitte Juli an wird die Kattwykbrücke bis in den November gesperrt. Über sie verläuft eine der beiden Streckenführungen durch den Hafen. Die Baumaßnahme war lange angekündigt und bekannt.

Bis zum 13. August werden zudem im Hauptbahnhof zwei Bahnsteige saniert. Die Folge: Von Mitte Juli an fallen viele Regionalzüge zwischen Harburg und dem Hauptbahnhof aus. Betroffen sind Züge des RE5, RE3 und RE4, sowie des RB31 und RB41. Die Lücke soll unter anderem durch den verstärkten Einsatz von Langzügen bei der S  3 und nachts durch Schienenersatzverkehr aufgefangen werden.

Bringt die Sperrung der A7 den nächsten Stau?

Vom 5. August bis zum 25. September wird dann noch zwischen Marmstorf und Fleestedt die Deckschicht der Autobahn 7 erneuert. Hier wird der Verkehr in beide Richtungen dann über die Fahrbahn Richtung Norden geführt.

Auf den bereits eingerichteten Baustellen im Hamburger Süden tut sich einiges, aber es verbessert sich wenig: An der Winsener Straße und der A 255 sind die jeweils ersten Bauabschnitte beendet oder stehen kurz vor der Beendigung. Eine Pause wird den Pendlern jedoch nicht gegönnt, die Arbeiten gehen nahtlos in den nächsten Bauabschnitten weiter: Die Sperrung der B-75-Anschlussstelle Neuland und der Neuländer Straße besteht weiterhin – mit allen Staufolgen für Umfeld und Umleitungsstrecken.

Auf der B73 wird ebenfalls gebaut

Weiter gebaut wird ebenfalls auf der Stader Straße (B 73). Mehr noch: Zwischen der Jägerstraße und der Straße Am Frankenberg ist die Winsener Straße nun Einbahnstraße stadtauswärts. Stadteinwärts soll der Verkehr die weitläufige Umleitung über die Bremer Straße nehmen.

Die meisten Fahrer halten sich allerdings nicht daran und biegen in die Straße Am Frankenberg ein. Die ist für große Verkehrsströme jedoch gar nicht ausgelegt ebenso wenig, wie die danach folgenden Straßen. Deshalb staut sich der Verkehr nun nicht nur vor und auf dem Frankenberg, sondern bis nach Marmstorf hinein.

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Die A  255 an den Norderelbbrücken bleibt ebenfalls Baustelle. Ab heute wird auch die Überleitungsrampe von der A  255 zur Wilhelmsburger Reichsstraße gesperrt und eine Woche lang neu asphaltiert. Die Rampe in Richtung Norden soll frühestens am Montag wieder eröffnet werden. Außerdem bleibt die A 255 halbseitig gesperrt.

Sperrung der Neuländer Straße

Ohne die Wilhelmsburger Reichsstraße nutzen zu können, soll der Verkehr in und aus Harburg über die A  1 abgewickelt werden. Da dort die Anschlussstelle Neuland und die Kreuzung Neuländer/Hannoversche Straße gesperrt sind, staut es sich auf dem Großmoorbogen in Harburg und auf der Kornweide in Wilhelmsburg.

Weiter ein Problem bleibt auch die Sperrung der Neuländer Straße, die bis ins kommende Jahr andauert. Auf der Umleitungsstrecke werden seit Mittwoch ebenfalls Polizisten zum Regeln des Verkehrs eingesetzt. Zumindest zeitweise wurde so Entlastung geschaffen. In der Rush-Hour nützt aber auch das nichts.

Unverständnis über Baustellen-Koordination

Auch auf der Kornweide in Wilhelmsburg wurden Polizisten eingesetzt, um Fluss in den Verkehr zu bringen. „Der Einsatz der Beamten wurde von den Verkehrsteilnehmer begrüßt“, sagt ein Beamter. „Allerdings mussten sich die Kollegen viel anhören, weil völliges Unverständnis über die Koordination der Baustellen herrscht.“ Man rechne damit, dass man noch Tage im Verkehrsregel-Einsatz sein werde. Dafür fallen andere geplante Einsätze aus.

„Das, was hier passiert, hat mit vernünftiger Verkehrspolitik rein gar nichts mehr zu tun“, sagt die Harburger Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver (CDU) zu dem Verkehrschaos. „Auch wenn sich die Urlaubszeit für Baumaßnahmen anbietet, darf dies nicht die verkehrliche Stilllegung des Hamburger Südens bedeuten.“

Stau im Hamburger Süden: Kattwykbrücke wird gesperrt

„Durch die nun hinzukommende Sperrung der Kattwykbrücke bis voraussichtlich November, wird der Hamburger Süden in ein rot-grünes Verkehrschaos gestürzt“, glaubt ihr Kollege und verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, Richard Seelmaecker. „Neben der A  255 zusätzliche Bypässe durch Baumaßnahmen zu blockieren, hat mit vernünftiger Bau- und Verkehrskoordination nichts zu tun.“

 Dazu Dennis Heinert, Sprecher der Verkehrsbehörde: „Die aktuellen Baumaßnahmen südlich der Elbe sind essenziell für die dauerhafte Leistungsfähigkeit von A 255 und B 75. Die Maßnahmen wurden bewusst in die Sommermonate gelegt.“ Sobald sich Optimierungen erkennen ließen, um den Verkehrsfluss zu verbessern, würden diese umgesetzt. „Die Verkehrssituation hat sich inzwischen gegenüber Montag schon etwas entspannt.“ Auch die Ampelschaltungen seien noch einmal überarbeitet worden.