Hamburg. Von Moorburg nach Stillhorn in sechs Minuten: Das soll bald Realität sein. Warum die Autobahn-GmbH des Bundes so zuversichtlich ist.

Bis man von Moorburg nach Stillhorn innerhalb von sechs Minuten gelangt, dauert es noch zehn Jahre. Das ist die „ambitioniert realistische“ Schätzung von Sebastian Haß, Projektleiter für den Bau der A 26 Ost, dem letzten Abschnitt der Autobahn A 26, die dann letztendlich vom neuen Elbtunnel bei Drochtersen bis zur Harburger Elbbrücke durchgeht.

Für die letzte Meile -- es sind tatsächlich 1,6 Kilometer -- wurde jetzt die Planfeststellung beantragt. Die Unterlagen sind öffentlich einsehbar. In Papierform umfassen sie 18 Aktenordner. Es besteht auch die Möglichkeit, sie online einzusehen.

Durch A26 wird der Hamburger Süden entlastet

Der Naturschutzbund Deutschland Nabu hatte dem Projekt Negativpreis „Dinosaurier des Jahres“ verliehen. Die Planer bei der Autobahn-GmbH des Bundes widersprechen: Durch die A 26 Ost wird der Hamburger Süden von Verkehrsbelastungen befreit, sagt Haß. Vor allem die Wilhelmsburger Wohnsiedlung Kirchdorf Süd soll davon profitieren, dass die A 26 als Zufahrt zur A 1 in ihrem Bereich unter der Erde verschwindet.

Hafenquerspange, Hafenpassage oder schlicht A 26 Ost: Das Projekt hat viele Namen und ist – unabhängig von der A 26 – bereits seit Jahrzehnten im Gespräch, nämlich seit sich der Hamburger Hafen nach Westen erweitert, es eine A 7, einen Elbtunnel und eine Köhlbrandbrücke gibt, und man festgestellt hat, dass die Route über die Köhlbrandbrücke als „Hafen-Hauptroute“ zwischen A 7 und A 1 nicht immer leistungsfähig und störungsanfällig ist.

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„Es geht darum, ein redundantes Straßensystem zu schaffen, in dem die eine Route bei Störungen die Hauptlast der anderen auffangen kann, ohne dass der Verkehr auf die Stadtstraßen ausweicht“,  sagt A 26-Planer Peter Peffermann, „außerdem nehmen wir mit der A 26 Ost erheblich Verkehr von der stark belasteten Bundesstraße 73 in Harburg und Süderelbe.“

Straßensystem, dass sich gegenseitig entlastet

Während auf der nördlichen Route die Köhlbrandbrücke abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird, wird die A 26 die Süderelbe bei Moorburg auf einer neuen Schrägseilbrücke queren, die der alten Köhlbrandbrücke erstaunlich ähnlich sehen soll. Vom Autobahnkreuz Süderelbe kommend wird die A 26 nach Süden verschwenkt, verläuft parallel zum Fürstenmoordamm an Moorburg vorbei und schwenkt dann nach Norden, wo neben den Kattwykbrücken die neue Süderelbbrücke entstehen soll.

Wo sie im Süden den Moorburger Hauptdeich quert, ist eine Anschlussstelle vorgesehen. Über die Kattwyk-Halbinsel führt die Route auf die Hohe Schaar. wo sie in Richtung Wilhelmsburg abbiegt. Der gesamte Abschnitt auf der Hohen Schaar ist als Hochstraße über den bestehenden Straßen geplant. Die besondere Herausforderung dabei: Die betreffenden Straßen, der Kattwykdamm und die Hohe-Schaar-Straße, müssen während der Bauzeit weitestgehend benutzbar bleiben. Möglich ist das nur, weil das ehemalige Shell-Tanklager in diesem Bereich abgerissen wird und als Baufläche zur Verfügung steht, auf der man Hochstraßen und Brückenteile vorfertigen kann. 

Auf der Hohen Schaar gibt es eine weitere Anschlussstelle, ebenso, wie an der Kornweide, wo die A 26 nicht nur die neue Wilhelmsburger Reichsstraße quert, sondern auch gleich zwei Etagen abtaucht, und von der Hochstraße zur Tunnelautobahn wird. Ein Abbiegen auf die Reichsstraße in Richtung Norden ist übrigens nicht möglich, das haben sich die Wilhelmsburger ausbedungen.

Tunnellösung in Wilhelmsburg und Kirchdorf

Durch die 1,6 Kilometer lange Tunnellösung werden die Kirchdorfer Anwohner nicht nur vom Autobahnlärm verschont, sagt Planer Peffermann. Weil die Tunnelautobahn auch viel Verkehr aufnimmt, der derzeit noch oberirdisch über die Straße Kornweide auf die A 1 fährt, wird es nach Fertigstellung der Autobahn sogar ruhiger sein, als derzeit, rechnet Peffermann. Wesentlich zur Lärmminderung trägt auch der halbe Deckel über der A 1 bei, bei der in Höhe von Kirchdorf Süd die gesamten Nordfahrbahn und die Abbiegespuren von dieser in Richtung A 26 in einer Galerie geführt werden. Die Abfahrt Stillhorn wird auf die A 26 gezogen und nur noch dem regionalen Verkehr dienen.

Baukosten von etwa 1,85 Milliarden Euro

Die geschätzten Baukosten liegen derzeit bei 1,85 Milliarden Euro. Auch das hatte der Nabu kritisiert. Peffermann winkt ab: „In der Kosten-Nutzen-Rechnung überwiegt der Nutzen immer noch deutlich“, sagt er. Ebenso wenig Verständnis zeigt er für die Behauptung des Nabu-Präsidenten Jörg-Andreas Krüger, die A 26 Ost würde wertvolle Moorflächen zerstören. „Dieser Teil der Autobahn verläuft über Spülfelder und ehemalige Industrieflächen“, sagt er. „Lediglich im Süden Moorburgs berühren wir ein kleines Stück Feuchtland, das aber nicht unter Naturschutz steht. In Kirchdorf haben wir festgestellt, dass im Untergrund Torf ist. Das ist ökologisch wertvoller Boden. Wir werden ihn dort wieder einbringen, wo wir demnächst die Raststätte Stillhorn einweihen.“