Wilhelmsburg. Einst war das Haus „Bauwerk des Jahres“ – inzwischen ist die Technik veraltet. Dabei soll es zum neuen Zentrum des wachsenden Stadtteils werden

Bereits zum zweiten Mal bewilligte der Haushaltsausschuss des Bundestages ein Millionenpaket zur Sanierung des Bürgerhauses Wilhelmsburg an der Mengestraße, das mit dem Parlamentsbau eine Gemeinsamkeit hat: eine imposante Glaskuppel.

Unter dieser Kuppel alterte das Bürgerhaus dreieinhalb Jahrzehnte lang. Die zum Bauzeitpunkt hochmoderne Technik veraltete, an der Gebäudesubstanz nagte die Zeit. Deshalb wurde bereits 2018 die Sanierung des Bürgerhauses begonnen und mit einem gemeinsamen Paket von Bund und Hansestadt mit knapp 7 Millionen Euro finanziert.

Bürgerhaus Wilhelmsburg: Knapp kalkuliert

Bald jedoch erwiesen sich diese sieben Millionen als zu knapp kalkuliert. Darum konnte der Wilhelmsburger Bundestagsabgeordnete Metin Hakverdi (SPD), in Berlin finanzpolitischer Sprecher seiner Fraktion, nun auch noch einmal drei Millionen Euro für das Bürgerhaus vermelden.

Für das Bürgerhaus wird es nicht bei diesen drei Millionen bleiben: Das Geld aus dem „Programm Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ sind immer nur ein Zuschuss des Bundes. Damit dieser fließt, muss ein Projekt aus der Kasse der begünstigten Kommune ebenfalls finanziert werden. Die grundsätzliche Zusage hat Finanzsenator Andreas Dressel nach Informationen aus Metin Hakverdis Büro bereits gegeben.

Carsten Wodniczak an der gesperrten Fußgängerbrücke
Carsten Wodniczak an der gesperrten Fußgängerbrücke © xl | Lars Hansen

Metin Hakverdi: „Großartige Neuigkeiten für den Stadtteil!“

„Das sind großartige Neuigkeiten für Wilhelmsburg“, freut sich Hakverdi. „Das Bürgerhaus ist für mich eine Herzensangelegenheit. Regelmäßig bin ich mit den Verantwortlichen in Kontakt, um mich auf dem Laufenden zu halten. Fast ein Jahr lang haben wir in Berlin dicke Bretter gebohrt. Die Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt. Das Bürgerhaus gehört zu Wilhelmsburg und ist ein Ort für alle.“ Das Bürgerhaus Wilhelmsburg wurde 1985 vom Braunschweiger Architekturbüro „Kuhn & Pramann“ errichtet und gewann damals die bundesweite Auszeichnung „Bauwerk des Jahres“.

Als Tagungsort – unter anderem Landesparteitage der großen und sogar Bundesparteitage einiger kleiner Parteien – und Kulturveranstaltungsstätte wurde das Haus über Wilhelmsburg hinaus bekannt. Seine wichtigste Funktion erfüllt das Bürgerhaus allerdings in der täglichen Arbeit im Stadtteil. Diese Aufgabe wird in Zukunft noch mehr an Gewicht gewinnen. Just dort, wo das Bürgerhaus liegt, in der Mitte der Elbinsel, wird der Stadtteil massiv wachsen.

Raum für eine "Neue Mitte" Wilhelmsburg

Den Auftakt machte die Internationale Bauausstellung. Jetzt, nach der Verlegung der Reichsstraße nach Osten, entsteht noch mehr Raum für eine „Neue Mitte“ Wilhelmsburgs mit drei neuen Wohnquartieren und rund 15.000 neuen Bürgern.

Dem Bürgerhaus kommt dabei nicht nur die Rolle als Anlauf- und Integrationsort für die Neu-Wilhelmsburger zu. Es wird auch die zuvor durch die vielen Verkehrsadern getrennten Ost- und Westteile der Insel als Brücke verbinden. Um diesen neuen Anforderungen gerecht werden zu können, befindet sich das Gebäude seit 2018 in Sanierung.

Gebäudetechnik noch aus dem Erbauungsjahr

Ein früherer Bauabschnitt ist bereits aus dem Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus gefördert worden. Doch wer alte Häuser kennt, kennt auch dieses Problem: Je genauer man hinguckt, desto mehr entdeckt man, was dringend angegangen werden muss. So stammt der überwiegende Teil der Gebäudetechnik noch aus dem Erbauungsjahr und ist in vielen Bereichen veraltet, störanfällig und entspricht nicht mehr dem heutigen Stand von Technik und Sicherheitsanforderungen.

Ein großes Potenzial der Energieeinsparung liegt bei Lüftung. Klima und Beleuchtung. Elektrik und Elektronik sind störanfällig geworden. „Die Programm-Steuerung für das Heben und Senken des Podests in der Hauptbühne funktioniert deshalb beispielsweise nicht mehr zuverlässig“, sagt Carsten Wodniczak, technischer Leiter des Hauses. „Aber es geht nicht nur darum, instand zu setzen, es gilt auch, das Haus zukunftsfähig zu machen, zum Beispiel mit digitaler Technik.“

Stahlträger müssen erneuert werden

Weitere Baustellen gibt es beim barrierefreien Zugang zum Haus, der derzeit nur durch den Hintereingang gegeben ist, bei der Dichtigkeit der Glaselemente, der Sicherheitstechnik, dem Raumzuschnitt, bei Problemstoffen in der Deckenverkleidung – eigentlich überall wo man genauer hinsieht. Selbst vor der Tür, wo derzeit die Fußgängerbrücke über den Aßmannkanal gesperrt ist. Dort müssen Stahlträger erneuert werden. „Bei dieser Brücke war lange Zeit nicht klar, ob sie zum Haus oder zur städtischen Grünanlage gehört, sonst hätten wir uns längst darum gekümmert“, sagt Wodniczak.

„Jetzt wird sie Teil des nächsten Sanierungsschubs“. Bürgerhaus-Leiterin Katja Scheer freut sich: „Das ist ein super wichtiges Signal für den wachsenden Stadtteil Wilhelmsburg: Mit der weiteren Förderung können wir unser Haus sehr gut aufstellen für die veränderte Nachbarschaft, die vor unserer Tür entsteht!“ Auch der Wilhelmsburger Bürgerschaftsabgeordnete Michael Weinreich (SPD) gibt sich ob der Gelder aus Berlin froh: „Das Bürgerhaus Wilhelmsburg ist der zentrale Ort für die Menschen im Stadtteil, aber auch als Veranstaltungsort für ganz Hamburg von herausragender Bedeutung.“