Neugraben. Studie: Auch mit zusätzlichen Neubaugebieten könnten die vorhandenen Plätze reichen. Es ist aber etwas zu tun.

Gefühlt kurvt man mit dem Auto im Neugrabener Zentrum mehrmals hin und her, bis man den ersehnten Parkplatz endlich gefunden hat. Doch wie soll es noch werden, wenn in den großen Neubaugebieten wie Heidbrook oder Fischbeker Reethen noch Tausende weitere Bürger hinzugezogen sind in den Stadtteil? Diese Frage hatte sich vor einiger Zeit schon die SPD gestellt und ein Parkraum-Konzept für ein „attraktives Zentrum Neugraben“ von der Bezirksverwaltung gefordert. Eine Bestandsanalyse, Prognosen und Empfehlungen für ein solches Konzept liegen nun vor.

Nach einer ersten Präsentation im Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksversammlung stellte jetzt Michael Großmann von dem dazu beauftragten Ingenieurbüro SBI vor Ort im Regionalausschuss Süderelbe detaillierte Zahlen und ein mögliches Konzept vor. Sein Vorschlag: die bisher 266 kostenlosen Parkplätze in Neugraben müssten kostenpflichtig sein, damit sie nicht von Dauerparkern belegt werden. Im Gegenzug müsste das P&R-Parkhaus am Bahnhof auch für andere Nutzer als nur für HVV-Kunden geöffnet werden. Zumal es derzeit nur zu etwa 60 Prozent ausgelastet sei. Auch Anwohnerparkzonen wären möglich. „Und man müsste über eine Quartiersgarage für Anwohner nachdenken“, so Großmann, der auch eine umfangreiche Ist-Analyse vorstellte.

Danach ist das wahre Bild der Parksituation in Neugraben allerdings weit differenzierter als das vielfach gefühlte. Fazit: Völlig überlastet sind die öffentlichen Parkplätze in Neugraben derzeit noch nicht, wie die Gutachter festgestellt haben wollen. Untersucht wurde dazu mit stündlichen Rundgängen die Belegung von öffentlichen Parkplätzen am Tag und in der Nacht. Einmal an einem Donnerstag (Markttag) und ein weiteres Mal an einem Sonnabend – beides Mal allerdings vor der Corona-Krise. An dem Sonnabend wurde dabei die höchste Auslastung mit einer Belegung von 80 Prozent am Vormittag um elf Uhr registriert.

Schon am frühen Nachmittag war bei dieser Messung nach 13 Uhr nur noch rund die Hälfte der Plätze besetzt. Ein wenig höher ist der Untersuchung zufolge der Parkdruck an dem Donnerstag gewesen. Die Spitzenzeiten sind dann um 10 und um 11 Uhr mit einer Belegung von rund 82 Prozent, am Nachmittag pendelt sich die Zahl dann auf etwas mehr als 60 Prozent ein. Nur ein Drittel der Plätze ist demnach werktags von Kurzzeit-Parkern belegt – was bedeutet, dass die Mehrzahl von Dauerparkern wie Arbeitnehmern oder Pendlern besetzt ist.

Auch in Spitzenzeiten immer noch freie Parkplätze

Insgesamt aber gibt es auch in Spitzenzeiten immer noch freie Plätze, was denn bei den Süderelbe-Kommunalpolitkern auf einige Verwunderung stieß. Die „Beschwerdelage“ bei den Bürgern und auch die eigene Wahrnehmung sei eine andere, sagte etwa die CDU-Abgeordnete Brit-Meike Fischer-Pinz. Gutachter Großmann erklärte diese oft registrierte unterschiedliche Wahrnehmung damit, dass vielfach ein Parkplatz im direkten Zentrum gesucht werde, es aber freie Plätze auch in den Seitenbereichen gebe.

Doch was passiert nun in der Zukunft, wenn im Nahbereich wie an der Bauernweide oder auch weiter weg wie in den Fischbeker Reethen etliche neue Wohnhäuser entstehen? Sind dann auch diese letzten freien Plätze belegt? Die Gutachter haben dazu eine umfangreiche Bilanz aufgestellt, in der sie wegfallende Parkplätze durch Bauprojekte im Nahbereich des Zentrums zusammenstellten. Und sie addierten den zusätzlichen Parkplatzbedarf durch die neuen Wohngebiete wie in Fischbek hinzu.

Gutachter rechnet mit täglich 330 Fahrten ins Neugrabener Zentrum

Immer unter bestimmten Annahmen. So rechneten die Gutachter beispielsweise für die Fischbeker Reethen mit seinen später 2200 Wohnungen mit täglich 330 Fahrten ins Neugrabener Zentrum, was dort dann 25 Parkplätze notwendig mache. In der Gesamtschau kommt das Büro dann zu dem Ergebnis, dass es in künftigen Spitzenzeiten gegen zehn Uhr morgens bei den öffentlichen Parkplätzen in Neugraben tatsächlich mehr Nachfrage und weniger Angebote als heute geben wird – aber immer noch mit einem positiven Saldo von 111 freien Plätzen. Allerdings eben nur unter der Voraussetzung, dass das P&R-Parkhaus am Bahnhof für andere Nutzer geöffnet wird. Wann das sein wird, ist aber noch offen. Zur Umsetzung der Vorschläge führe man mit den entsprechenden Stellen noch Gespräche, hieß es vom Bezirksamt. Und auch dabei hätten sich seit Januar Corona-bedingt Verzögerungen ergeben.