Neu Wulmstorf. Bis 2024 sollen die wichtigen Nord-Süd-Verbindungen durchtrennt bleiben. Kommunalpolitiker sind sauer.
Für Freizeit-Radler aber auch für manche Rad fahrenden Berufspendler sind die Wirtschaftswege im Moorgürtel zwischen Buxtehude und Neugraben ruhige und vor allem sichere Alternativen abseits des Autoverkehrs. Von Fischbek aber auch von Neu Wulmstorf aus gibt es so beispielsweise quer durchs Moor eine nahezu durchgängige Nordsüd-Route bis Neuenfelde und damit bis kurz vor das Airbuswerk oder den Fähranleger in Finkenwerder.
Doch ausgerechnet für den Weiterbau der A 26 wurden jetzt diese und noch eine weitere Verbindung bei Moorburg einfach für die komplette Bauzeit bis 2024 gekappt – was nun auf vielfachen Protest in der Kommunalpolitik im Landkreis Harburg wie auch im Bezirk Harburg gestoßen ist.
Fahrraddemo am kommenden Sonnabend
Die SPD in Neu Wulmstorf plant gemeinsam mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) für den kommenden Sonnabend (10. Oktober) aus diesem Anlass sogar eine „Corona-konforme“ Protestfahrt von Radfahrern bis zur Baustelle der Autobahn bei Rübke. Start ist am Bahnhof Neu Wulmstorf um 15 Uhr.
„Diese umfassenden Sperrungen können so nicht bleiben. Die wichtigen Pendlerrouten Richtung Finkenwerder und Airbus müssen bei der Planung berücksichtigt werden“, sagt dazu Tobias Handtke, der sowohl im Gemeinderat Neu Wulmstorf wie auch im Kreistag SPD-Fraktionschef ist. Gerade jetzt seien solche Wege wichtig, da in der Corona-Pandemie viele Pendler lieber das Rad nutzen würden, als in volle Busse oder unzuverlässige S-Bahnen zu steigen. Auch für die Erreichbarkeit der Naherholungsziele seien diese Wege wichtig und dürften nicht einfach gesperrt werden, kritisiert SPD-Politiker Handtke, der sich damit in Übereinstimmung mit vielen Politikern der Region weiß.
Auch in Bezirks Harburg regt sich Protest
So war jetzt auch in der Harburger Bezirksversammlung die Sperrung der zwei Radwege im Moor Thema. Mit großer Mehrheit stimmte das Gremium für einen Dringlichkeitsantrag, den die Grünen eingebracht hatten. Darin wird unter anderem bemängelt, dass die Umleitungen zum einen nicht richtig ausgeschildert seien und zum anderen für Radfahrer aber auch für Fußgänger einen Umweg von immerhin 5,3 Kilometern bedeuten würden. „Mit Blick auf das Ziel der Mobilitätswende sind so umfassende Behinderungen für Fußgänger und Radfahrende nicht tragbar“, heißt es in dem Antrag, der die Bezirksverwaltung auffordert, sich bei den „zuständigen Stellen“ für eine weitere Nutzung der betroffenen Wege einzusetzen. Alle wichtigen Querungs-Möglichkeiten der A 26-Baustelle müssten bleiben oder Umleitungen müssten sich in einem „vertretbaren Rahmen“ bewegen.
„Zuständige Stelle“ ist in diesem Fall die bundeseigene Deges GmbH (künftig Autobahn GmbH), die den Abschnitt der „A 26-West“ zwischen Rübke und der A 7 bei Moorburg plant und bauen lässt. Da die beiden „Fahrrad-Freizeitrouten“ FR 11 (über Moorburger Alter Elbdeich) und FR 13 (über Nincoper Moorweg und Neuenfelder Hinterdeich) in unmittelbarer Nähe der Baumaßnahmen verliefen, müssten beide Routen jetzt bis Ende Dezember 2024 gesperrt werden, heißt es in einer knappen Mitteilung der Deges dazu, die gleichzeitig eine Umleitungsempfehlung gibt: Unter anderem verläuft die aber über die „Kurvenstraße“ Nincoper Deich in Neuenfelde, die auch von vielen Auto-Pendlern morgens und abends genutzt wird.
Autobahn-Gesellschaft zeigt sich gesprächsbereit
Wer hier von Neu Wulmstorf kommend radelt, fährt zunächst noch auf einem Radweg und landet dann kurz nach dem Ortsschild zur „Fahrradstadt“ Hamburg auf einem sehr schmalen und holprigen Bürgersteig – was alles andere als eine sichere Radverbindung ist, wie SPD-Politiker Handtke kritisiert und jetzt ein Radwegkonzept für die gesamte Bauzeit der A 26 fordert. Zumal auch die Landesstraße zwischen Neu Wulmstorf und Rübke für den Radverkehr an der A 26-Baustelle gesperrt ist. „Nur Flickschusterei darf es da nicht mehr geben, bis 2024 ist eine zu lange Zeit dafür“, so der SPD-Politiker.
Noch allerdings ist das letzte Wort über die künftige Radwegführung im Moorgürtel nicht gesprochen. Vor allem nach den Protesten in Neu Wulmstorf hat die Deges GmbH für Ende Oktober Politik und ADFC-Vertreter zu einem Gespräch eingeladen. „Da wollen wir noch einmal die Köpfe zusammenstecken, ob es eine andere Lösung geben könnte“, bestätigt Deges-Sprecher Christian Merl auf Abendblatt-Anfrage.