Neu Wulmstorf. An der wichtigen Verbindung zwischen Buxtehude und Neugraben müssen Radfahrer derzeit absteigen und schieben.

Für Autofahrer ist es nur eine neue und zusätzliche Hürde, um in der südlichen Metropolregion ans Ziel zu kommen: Doch von der Baustelle an der B 73 zwischen Buxtehude-Ovelgönne und Neu Wulmstorf sind diesmal auch Verkehrsteilnehmer arg betroffen, die längst aufs Fahrrad umgestiegen sind.

Direkte Radverbindung scheitert am Vogelschutz

Eine direkte Verbindung zwischen beiden Orten entlang der Bahn im Moor gibt es nicht, weil Behörden dort mit Verweis auf Wachtelkönig und Vogelschutz weiter einen solchen direkten Radweg ablehnen. Und auch die in Reden oft zitierten Radschnellwege vom Umland nach Hamburg werden zwar seit Jahren geplant, aber noch ist davon lange nichts zu sehen. Daher bleibt Radlern bisher im Süderelberaum nur der Radweg an der B 73 als direkte und kürzeste Verbindung. Doch bei Neu Wulmstorf wird nun seit Montag die Rechtsabbiegespur zur B 3-Neu-Ortsumgehung von Neu Wulmstorf verlängert.

Hintergrund ist die künftige Anbindung an die A 26, die in etwa zwei Jahren die Gemeinde erreichen soll und an die B 3-Neu dann anknüpft. An der Baustelle wird der Kfz-Verkehr nun bis voraussichtlich 17. Oktober durch eine Ampelschaltung geregelt, halbseitig vorbei geführt – was wie so oft bei Baustellen an dieser Straße gerade im Berufsverkehr zu teils erheblichen Störungen führt.

Baustelle ist 200 Meter lang

Radfahrer können dort nicht einfach so vorbeiradeln: Zwar gibt es entlang der etwa 200 Meter langen Baustelle nun einen schmalen Ersatzweg. Doch der ist als reiner Fußgängerweg gekennzeichnet, obwohl dort an der Bundesstraße zwischen beiden Ortschaften nur selten Fußgänger unterwegs sein dürften. „Radfahrer absteigen“, fordert ein Schild unmissverständlich auf.

„Ist das ein Witz?“, fragt nun die Sprecherin des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) in Neu Wulmstorf, Elisabeth Steinfeld. Auf der „einzigen Ost-West-Verbindung“ zwischen Buxtehude, Neu Wulmstorf und weiter dem S-Bahnhof in Neugraben müsse man nun schieben, empört sie sich. Fußgänger sehe man dort höchst selten, aber immer mehr Radfahrer, die gerade in Corona-Zeiten die S-Bahn nicht so gern nutzen würden. Aber möglicherweise sei das Schild dort ja nur „aus Versehen und Gewohnheit“ aufgestellt worden, hofft sie.

Die Behinderung des Radverkehr ist Sicherheit geschuldet

Doch das Radfahrverbot ist offensichtlich bewusst gewählt worden. Zuständig dort ist das Buxtehuder Ordnungsamt und das hat diese Verkehrsführung so angeordnet, wie der stellvertretende Fachgruppenleiter Hendrik Lunden auf Abendblatt-Nachfrage bestätigt. Unmittelbar zwischen Baustelle und Fahrbahn könne es sonst zu gefährlichen Situationen kommen, wenn sich Radfahrer und Fußgänger begegnen. Auch wenn das sehr selten sein kann, steht die Sicherheit dort für uns an erster Stelle“, sagt Lunden.

Und womöglich ist seine Anordnung immer noch besser für Radfahrer, als die ursprünglich von der niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau angedachte Lösung. Radfahrer und Fußgänger sollten nämlich eigentlich eine eigene Umleitung nutzen: Über Ketzendorf und Wulmstorf ­­– was nicht nur einige Steigungen, sondern auch einige Kilometer Umweg bedeutet hätten! „Daher haben wir nach Absprache mit der Baufirma eine andere Lösung gesucht und den Notradweg eingerichtet“, sagt Lunden.

Baustelle führt für Autoverkehr zu Erleichterung

Während die B 73-Baustelle hier für Radfahrer zum Ärgernis wird, könnte sie mitten in Neu Wulmstorf indes eine lange geforderte Verkehrserleichterung bringen: Bisher galt im Gewerbegebiet auf der Lessingstraße eine abknickende Vorfahrt. Dort aber führt seit einiger Zeit auch eine direkte Straße hin zur B 3-Neu-Umgehung – was dann an der Kreuzung zu Stauungen geführt hat. Jetzt ist diese Verbindung Teil einer Umleitungsstrecke zwischen Rübke und Neu Wulmstorf und die abknickende Vorfahrt wurde aufgehoben, um den Verkehrsfluss zur B 3-Neu zu erleichtern.

Diese Vorfahrtsänderung soll auch nach Abschluss der Arbeiten an der B 73 „testweise“ bestehen lieben, sagt Neu Wulmstorfs Bürgermeister Wolf Rosenzweig. „Unsere Leute stellen gerade jeden Tag Halteverbotsschilder neu, um zu sehen, wie man den Verkehr dort am besten regelt und wie die Verkehrsteilnehmer reagieren.“

Sollte die Änderung der Vorfahrt dort Bestand haben, würde eine Forderung umgesetzt, die von der Neu Wulmstorfer CDU im Gemeinderat schon 2014 erhoben worden war.