Geesthacht. Eine neue, provisorisch gebaute Strömung lotst Meerforelle, Lachs und Stör zur Aufstiegshilfe am nördlichen Elbufer.
Seit gut einem Jahr war das Geesthachter Wehr für Fische kaum noch passierbar. Bei einer Inspektion war aufgefallen, dass eine künstliche Strömung im nördlichen Bereich der Anlage, die die Wanderfische zur dortigen Fischtreppe locken soll, zu Unterspülungen geführt hatte. Die Rinnen über den Damm mussten kurzfristig verfüllt werden, um das Bauwerk zu stabilisieren. Folge: Die Fische fanden ihre Aufstiegshilfe nicht mehr. Zusätzlich musste auch die kleinere Fischtreppe auf der niedersächsischen Seite zugeschüttet werden. Auch dort gab es Schäden am Bauwerk.
Jetzt haben Wanderfische wieder eine Chance, flussaufwärts zu ihren Laichgebieten zu gelangen: Zehn neu installierte Rohrleitungen, die über den Damm führen, produzieren eine neue Leitströmung als Wegweiser zur Fischtreppe. Am Mittwoch wurden sie in Betrieb genommen. „Innerhalb kürzester Zeit und über die eigene Zuständigkeit hinaus hat das WSA Lauenburg den Wanderfischen am Wehr Geesthacht den Weg frei gemacht.
Möglich wurde dies durch die kooperative und lösungsorientierte Zusammenarbeit zwischen dem Bund und dem Land Schleswig-Holstein“, lobt Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesverkehrsministerium, sein Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA).
Behörde und Stromerzeuger konnten sich zunächst nicht einigen
Naturschützer empfanden die vergangenen Monate dagegen eher als zähes Ringen zwischen der Wasserstraßenverwaltung und dem Energiekonzern Vattenfall, der die Fischtreppe betreibt (als Ausgleich für die Eingriffe in das Flusssystem durch das Kohlekraftwerk Moorburg).
Offenbar konnten sich die Behörde und der Stromerzeuger zunächst nicht darauf einigen, wer für die Wiederherstellung der Lockströmung und damit der Funktionstüchtigkeit der Fischtreppe zu sorgen hat. Ende Juni gab es deshalb Proteste von Umweltverbänden. „Wir brauchen eine kurzfristige Übergangslösung, damit uns nach dem Nachwuchsjahrgang 2019 nicht auch noch der Jahrgang 2020 verloren geht,“ sagte Heike Kramer von der NABU-Ortsgruppe Geesthacht im Juli dem Abendblatt.
Jetzt sieht es für den Jahrgang 2020 deutlich besser aus. Meerforelle, Lachs und Stör ziehen zwar schon Ende August/Anfang September flussaufwärts und mögen einige Wochen „im Stau gestanden“ haben. Nun ist der Weg frei, wenn auch nur durch eine „zeitlich befristete Maßnahme“, so das WSA Lauenburg. Zumindest die Aale profitieren von der einjährigen Misere: Im April hatte das WSA zum Wohle der Fischwelt 150.000 Mini-Aale (Glasaale) in der Elbe aussetzen lassen und eine neue Aalaufstiegshilfe in Betrieb genommen.