Harburg . Die großen Bauprojekte Harburgs werden von der Coronakrise kaum ausgebremst. Das gilt gerade auch für Projekte, die weit fortgeschritten sind.
Die großen Bauprojekte Harburgs werden von der Coronakrise kaum ausgebremst. Das gilt gerade auch für Projekte, die weit fortgeschritten sind. So wie das neue Wohnviertel Vogelkamp Neugraben. Am 20. April soll der Bau des Quartierseingangs beginnen: An der nordwestlichen Seite des S-Bahnhofs Neugraben sind zwei achtstöckige Gebäude mit 70 Wohnungen geplant.
Auch im Harburger Zentrum laufen die Planungen weiter, obwohl die politischen Gremien (Stadtentwicklungsausschuss, Bezirksversammlung), die normalerweise Planverfahren begleiten, seit Mitte/Ende Februar nicht mehr tagen und ihre Arbeit sicherlich vor Mai nicht wieder aufnehmen werden.
„Die Vorlagen der Verwaltung zu Bauanträgen und Bauvoranfragen werden derzeit im noch tagenden Hauptausschuss behandelt. Bislang mussten aber noch keine Beschlüsse zu Bebauungsplänen herbeigeführt werden“, sagt Harburgs Baudezernent Hans Christian Lied. Der Hauptausschuss tagt einmal im Monat. Bauanträge werden weiterhin bearbeitet, so Lied, die Genehmigungsverfahren laufen weiter.
Aktuell größtes Wohnungsbauprojekt im Binnenhafen
Das gelte etwa für den Baukomplex am Harburger Ring 6 (ehemals Harburg Center), für den zweiten Bauabschnitt des Hamburg Innovation Port im Binnenhafen und für das Neuländer Quarree an der Hannoverschen Straße, dem aktuell größten Wohnungsbauprojekt im Binnenhafen.
„Derzeit läuft das Bebauungsplanverfahren für das Neuländer Quarree, eine erste Baugenehmigung erwarten wir für 2021“, heißt es von der Consus Real Estate AG, in die die bisherige Bauherrin, die Berliner CG-Gruppe, Ende März integriert wurde. „Auch unser Konzern ist von den Auswirkungen des Coronavirus massiv betroffen. Allerdings setzen wir alles daran, den Geschäftsbetrieb deutschlandweit, und damit auch die Arbeiten in allen Projekten, weitgehend aufrecht zu erhalten.
Derzeit gehen wir nicht von nennenswerten Verzögerungen im Neuländer Quarree aus, auch da aufgrund des laufenden B-Plan Verfahrens momentan noch keine Bauaktivitäten gestartet sind.“ Als vorbereitende Maßnahmen seien „bestehende Substanzen“ bereits abgebrochen worden. Baudezernent Lied hält vor allem die wirtschaftlichen Unwägbarkeiten für problematisch. Das wirke sich aber kaum auf die bereits angestoßenen Projekte aus: „Nach meinem Eindruck sind viele der Bauprojekte oder Bauplanungen zurzeit noch vergleichsweise wenig durch die aktuelle Situation beeinträchtigt. Es kommt allerdings vereinzelt unter den Projekten durch die sich dynamisch ändernde Situation zu Verzögerungen.“
Weiter westlich ist alles im Lot
Weiter westlich ist offenbar alles im Lot: „Unsere Projekte laufen komplett weiter, nur dass Baubesprechungen nicht mehr vor Ort oder im IBA Dock abgehalten werden, sondern per Telefon- oder Videokonferenz“, sagt Arne von Maydell, Sprecher der IBA Hamburg. Die städtische Gesellschaft entwickelt und vermarktet die Neubauquartiere Vogelkamp Neugraben, Fischbeker Heidbrook und Fischbeker Reethen.
„Auf unseren Baustellen wird im vollen Umfang weitergearbeitet, und auch die Planungen von Projekten sind nicht verzögert“, so von Maydell. Alle Arbeiten werden aber strikt nach den gesetzlichen Vorschriften zur Corona-Prävention ausgeführt, betont der IBA-Sprecher.
Am Bahnhof Neugraben wird kommende Woche der letzte große Bauabschnitt des Quartiers Vogelkamp starten: Ein prägnanter Quartierseingang soll die Verbindung zur S-Bahnstation und zum P+R-Haus herstellen. Zwei gläserne Fahrstühle im neuen Treppenturm werden die Brücke über die Bahngleise barrierefrei zugänglich machen.
Beim Vogelkamp nur noch Restgrundstücke
Die zwei sich gegenüberstehenden achtgeschossigen Gebäude mit frei finanzierten als auch geförderten Wohnungen bilden das Tor zum Quartier. Die Erdgeschossflächen sind für kleine Läden, Nahversorgung und Praxisräume gedacht. Gleich nebenan entstehen sieben Reihenhäuser, ebenfalls mit einer gewerblichen Nutzung im Erdgeschoss.
Auch auf die Vermarktung habe die Pandemie bislang wenig Einfluss, sagt von Maydell: „Für den Heidbrook ist sie abgeschlossen, beim Vogelkamp sind nur noch Restgrundstücke zu haben. Für die Fischbeker Reethen soll die Vermarktung erst Ende 2020/Anfang 2021 starten. Da ist heute natürlich kaum vorherzusehen, ob dieser Termin gehalten werden kann.“
8437 neue Wohnungen könnten in Harburg in den kommenden Jahren gebaut werden. Diese Zahl steht im Wohnungsbauprogramm des Bezirksamts. Für 7637 Einheiten gibt es bereits Projekte. Demnach sind 1705 Wohnungen in der Innenstadt und im Binnenhafen anvisiert, weitere 1637 im Kernbereich (Stadtteile von Heimfeld bis Rönneburg) und 4295 Wohneinheiten im Bereich Süderelbe.
Der Entwurf zur Fortschreibung 2020 sieht zusätzliches Potenzial für 390 Wohnungen. 223 Einheiten wurden gestrichen, weil deren Bau bereits gestartet ist oder sich die Pläne geändert haben.
60 Flächen, auf denen jeweils mehr als 20 Wohnungen gebaut werden (könnten), weist das Wohnungsbauprogramm in Form von „Steckbriefen“ aus. Die Realisierungs-Zeiträume variieren. Während auf einigen Grundstücken, etwa an der Winsener Straße 192-194, bereits gebaut wird (45 Geschosswohnungen), ist bei anderen Flächen, zum Beispiel am Kanalplatz im Binnenhafen, „2022ff“ als möglicher Baubeginn angegeben.
Baugenehmigungen für 1004 neue Wohnungen hat die Bezirksverwaltung in 2019 erteilt; ein Jahr zuvor waren es 1149. Das Hamburger Wohnungsbauprogramm sieht vor, dass im Bezirk Harburg jedes Jahr 800 Wohnungen gebaut werden.