Elstorf . Die inzwischen gebildete Bürgerinitiative „Elstorf West“ zählt nach eigenen Angaben mittlerweile mehr als 200 Unterstützer

Eigentlich sollte nach etlichen Informations- und Beteiligungsrunden alles möglichst ohne große Proteste ablaufen. Doch im derzeitigen Raumordnungsverfahren des Landkreises zeigt sich gerade, dass der Widerstand gegen die von den Planern ausgewählte Vorzugstrasse für eine westliche B 3-Ortsumgehung von Elstorf doch auf massiven Widerstand stößt. Die inzwischen gebildete Bürgerinitiative „Elstorf West“ zählt nach eigenen Angaben mittlerweile mehr als 200 Unterstützer.

Und sie hat, wie Initiativensprecher Jan Svensson nun bestätigte, eine Anwaltskanzlei mit der Wahrung ihrer Interessen beauftragt, die auch schon die Anwohner des umstrittenen A 26-Zubringers in Buxtehude vertreten habe. Das Planfeststellungsverfahren dazu wurde — wie berichtet — kürzlich vom Verwaltungsgericht Stade gestoppt. Die Beratungen mit den Juristen erfolgen demnächst wegen der Corona-Krise per Videokonferenz, so Svensson.

Fiasko für die Landesbehörde?

So etwas wie beim A 26-Zubringer dürfte bei der Elstorfer Ortsumgehung für die Planer der zuständigen Landesbehörde aber ein Fiasko sein, weil dieses Projekt eigentlich als niedersächsisches Modellprojekt für eine Planungsbeschleunigung gilt. Zumal die B 3 künftig wichtiges Verbindungsstück zwischen neuer A 26 und der A 1 sein wird. Doch bei den deshalb eigens gebildeten Beteiligungsrunden mit Anwohnern hätten laut Initiativensprecher Svensson die Bewohner im jetzt betroffenen Gebiet kaum Mitsprachemöglichkeiten gehabt, weil die Teilnehmer per Los ausgewählt worden seien.

Der Elstorfer Karsten Stein steht an dem Punkt, wo künftig die Ortsumgehung verlaufen soll. Das Flatterband markiert den Abstand zur Wohnbebauung dort
Der Elstorfer Karsten Stein steht an dem Punkt, wo künftig die Ortsumgehung verlaufen soll. Das Flatterband markiert den Abstand zur Wohnbebauung dort © HA | Axel Tiedemann

„Das kann doch nicht vom Losglück abhängen“, kritisiert Svensson. Tatsächlich verläuft die Vorzugstrasse „1.3“ ziemlich dicht an Elstorfer Häusern am westlichen Ortsrand vorbei, wie derzeit ein Flatterband an der Straße nach Ardestorf zeigt. Kürzlich hatten sich die Anwohner dort zu einer Menschenkette formiert, um fotografisch die Nähe der künftigen Trasse zu dokumentieren. Die Vorzugstrasse 1.3 ist aus neun verschiedenen Trassen ausgewählt worden, die entweder östlich oder westlich um Elstorf-Schwiederstorf herumführen. Nach Abwägung aller „Schutzgüter“ wie Natur, Lärmschutz oder vorhandene landwirtschaftliche Betriebe wählten die Planer schließlich die 1.3 aus, die zwischen Elstorf und Ardestorf verlaufen würde.

Sechs Kilometer lange Trasse

An der B 73 bei Neu Wulmstorf würde diese später dreispurige Straße zunächst im Ketzendorfer Forst auf einem fünf Meter hohen Damm verlaufen, eine Unterführung soll dabei Tieren die Gelegenheit zum Passieren geben. Zwischen Elstorf und Ardestorf würde die rund sechs Kilometer lange Trasse in einem etwa zwei Kilometer langen und bis zu acht Meter tiefen, trogartigen Einschnitt verlaufen. Man würde die Straße dort gar nicht sehen und nur „eine Hand voll Häuser“ sei von einer etwas höheren Lärmbelastung betroffen, die sich aber an Werten von Mischgebieten orientieren würde, hieß es, als die Vorzugstrasse im Dezember vorgestellt worden war.

Ziel des Projekts ist eine Entlastung der Elstorfer Ortsmitte, die auf der B 3 mit 15.000 Fahrzeugen pro Tag heute schon oft verstopft ist und durch den A 26-Bau künftig noch mehr Verkehr aufnehmen dürfte. Eine Umgehungsstraße wird daher lange schon dringend gewünscht. Und das sieht auch die Bürgerinitiative so.

„Ja zur Ortsumfahrung Elstorf! Für eine echte Lösung“, heißt es dann auch in einer Überschrift eines Offenen Briefes, den die Initiative jetzt verfasst hat. Eine dreispurige Straße mit Fahrzeugen, die Tempo 100 in nur 100 Meter Entfernung der Ortschaft fahren dürfen, könne es aber nicht sein; gerade bei vorherrschenden Westwinden sei dann die Lärmbeeinträchtigung groß, heißt es dort weiter.

„Schutzgut“ Mensch

Man fordere daher eine „nachhaltige Entlastung“ für alle Orte und das „Schutzgut“ Mensch müsse hier stärker berücksichtigt und eine Trasse weiter weg von den Häusern gefunden werden, fordert die Initiative.

Inzwischen hat auf diese Forderung auch die Kommunalpolitik reagiert. Die vor Ort stark verankerte Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) habe sich angeboten, in dieser Frage zu vermitteln, sagt UWG-Fraktionschef Jan Lüdemann. „Wir würden helfen, eine Alternative zu finden, aber wir sind keine direkten Unterstützer der Initiative“, sagt Lüdemann, der weiß, dass das Thema den Ort spalten könnte, weil eben an der jetzigen B3 sehr viele Menschen vom Durchfahrtsverkehr betroffen sind.

Vielleicht, so Lüdemann, könne man aber einen Kompromiss finden. Etwa ein Tempolimit und einen tieferen Trog im umstrittenen Abschnitt der Vorzugstrasse. Lüdemann: „Wenn alle gesprächsbereit sind, müsste man etwas finden.“