Harburg. Krankenkassen-Prüfer stellen „organisatorische und fachliche Mängel“ fest und stufen Klinik-Status herab. Klinik gelobt Besserung.

Das Helios-Klinikum Mariahilf hat seinen Status als „Perinatalzentrum Level 2“ verloren und gilt nur noch als „Krankenhaus mit perinatalem Schwerpunkt“. Für Patientinnen bedeutet dies, dass Schwangere mit Frühgeburtsrisiko hier nur entbinden sollen, wenn sie bereits die 32. Schwangerschaftswoche erreicht haben. In einem „Perinatalzentrum 2“ können sie bereits ab der 29. Woche aufgenommen werden.

Für die Klinik bedeutet die Herabstufung finanzielle Einbußen, denn sie gilt rückwirkend bis 2017 und der Helios-Konzern muss den Krankenkassen hohe Beträge zurück zahlen, welche die Klinik für Leistungen kassierte, die sie zwar eventuell erbracht hat, die abzurechnen sie jedoch nicht berechtigt ist.

Risikoschwangere müssen nun nach Altona ausweichen

Das Mariahilf ist die einzige Geburtshilfeklinik im Hamburger Süden. Risikoschwangere zwischen der 29. und 32. Woche aus dem Bezirk Harburg müssen nun bei verfrüht einsetzenden Wehen oder Schwangerschaftskomplikationen in Kliniken nördlich der Elbe ausweichen. Die nächsten Perinatalzentren sind das Asklepios-Klinikum Altona und das Marienkrankenhaus in Hohenfelde, von Harburg aus jeweils 10 bis 15 Minuten mit Blaulicht.

2016 wurden die Geburtshilfen der Harburger Asklepios-Klinik und des Mariahilf am Mariahilf zusammengelegt. Mariahilf-Mutter Helios trat dafür andere Abteilungen an Asklepios ab. Ziel der Hamburger Gesundheitsbehörde war es, beide Kliniken zu erhalten, indem man auf ihre jeweiligen Stärken setzte; und eine der Stärken des Mariahilf war – zumindest seinerzeit – die Frühgeborenenversorgung. Das sei sie auch weiterhin, betont Kliniksprecherin Lisa Klauke-Kerstan: „Die medizinische Qualität war zu jedem Zeitpunkt vollumfänglich gewährleistet“, sagt sie, „es sind organisatorische und fachliche Mängel herausgestellt worden, an denen die Klinik nun aktiv arbeitet, um schnellstmöglich wieder als Perinatalzentrum Level 2 eingestuft zu werden.“

„Bemängelt bei der Prüfung wurde unter anderem eine Differenz zwischen Soll-Dienstplan und realem Dienstplan“, sagt Lisa Klauke-Kerstan. So soll nach Informationen der Wochenzeitung „Die Zeit“ der Kreißsaal de facto von einer Hebamme geleitet worden sein, die dafür zwar möglicherweise alle menschlichen und fachlichen Fähigkeiten aber nicht das notwendige Zertifikat hatte, während ihre Kollegin mit Leitungslehrgangsschein Bürodienst versah.

Mariahilf will wieder hochgestuft werden

Ziel der Klinik sei es, noch im ersten Quartal 2020 eine erneute Prüfung anzumelden, so Klauke-Kerstan. Dabei strebe das Mariahilf an, gleich auf Level 1 – für Hochrisiko-Geburten geeignet – hochgestuft zu werden. Dieses Ziel hatte Helios bereits im September 2019 ausgegeben.

Die Herabstufung ist folglich ein herber Rückschlag für die Bemühungen der Klinik, die ohnehin schon um ihre Reputation zu kämpfen hatte. Im Dezember 2018 hatten die Chefärztin der Geburtshilfe zusammen mit mehreren Oberärzten unter schweren Vorwürfen gegen die Klinikleitung gekündigt. In der darauffolgenden Zeit musste der Kreißsaal öfter wegen Personalmangels gesperrt werden und dann starb auch noch eine Patientin – obschon wahrscheinlich nicht durch Umstände, die das Mariahilf zu verantworten hatte. Ein guter Teil der vom medizinischen Dienst der Krankenkassen bemängelten Zeiträume fiel in die Ägide der alten Chefärztin, die allerdings ihre Kündigung auch damit begründete, dass die Rahmenbedingungen in der Klinik eine Versorgung nach ihren Qualitätsvorstellungen verhindern würden.

Gudrun Schittek, Gesundheitspolitikerin der Grünen-Bezirksfraktion und selbst Ärztin, nimmt Helios in Schutz: „Seit April ist eine neue Geschäftsführung im Amt“, sagt sie, „und hat sofort mehr Personal eingestellt und die Arbeitsbedingungen verbessert. Es wurde stark in diese Abteilung investiert.“

Auch die Gesundheitsbehörde ist zuversichtlich: „Wir gehen davon aus, dass die Klinik kurzfristig wieder die Voraussetzungen für ein Perinatalzentrum Level 2 erfüllen kann“, schreibt Pressesprecherin Valerie Landau.