Marmstorf. Höchste Besucherzahl und längste Feier nach der Wette. Mit dabei: Lotto King Karl und Schützenkönig Sebastian Winter.
Gibt es das typische Teichwettenwetter? Eher nicht. In der Vergangenheit gab es am letzten Januarwochenende rund um den Marmstorfer Feuerteich von Frost bis frühlingshaft schon alles Mögliche an meteorologischen Begleitumständen für das jährliche Spektakel des Schützenvereins. Diesmal: Trübe und nasskalt. Das tat der Laune der Leute keinen Abbruch: 3500 Menschen zählte der Schützenverein am Teich – Rekord! Der Promigast des Jahres 2020 zog offensichtlich richtig viele Besucher an: „Lotto King Karl“ war es, der sich angeschickt hatte, trockenen Fußes die Mitte des Feuerteichs zu erreichen um dort den Marmstorfer Schützenkönig auf einen Händedruck und ein Glas Kümmel zu treffen. Hier kommt der Spannungsdämpfer: Es klappte auch in diesem Jahr.
Es ist die 20. Auflage der skurrilen Wette
Gefühlt gibt es die Teichwette schon seit Ewigkeiten. Tatsächlich war dies erst ihre zwanzigste Auflage. Milleniumskönig Rainer Bliefernicht soll sich den Spaß ausgedacht und damit die junge Teichwettentradition begründet haben. Die geht so: Der jeweilige Marmstorfer Schützenkönig und ein prominenter Partner wetten, dass es ihnen gelingt, sich in der Mitte des Feuerteichs zu treffen, ohne nass zu werden. Die Mitte ist nicht genau vermessen, sondern wird durch das Entenhäuschen des Dorftümpels grob markiert. Der Wetteinsatz sind 250 Euro pro Wettpartner. Das Besondere: Das Geld ist auf alle Fälle weg, gleich, ob die Wette gelingt, oder aber einer oder gar beide Partner baden gehen – was beides noch nie passiert ist.
Es geht nämlich gar nicht darum, dass der eine gewinnt und der andere verliert. Es geht darum, den Dorfbewohnern eine tolle Schau zu liefern und Spenden für einen guten Zweck zu generieren. Teil der Spende sind die Wetteinsätze. Sie werden durch die Erlöse von Speisen und Getränken rund um den Teich nicht nur aufgestockt, sondern vervielfacht. „In den vergangenen Jahren waren es stets niedrige vierstellige Beträge, die jeder Wettpartner zu seinem Einsatz hinzu erhielt“, sagt Johannes „Jojo“ Tapken, Pressesprecher des Marmstorfer Schützenvereins und seit Jahren Moderator des Geschehens.
Spenden an Margarethenhorst und Sternenbrücke
Die Wettpartner suchen sich jeweils eine Einrichtung aus, an die ihre Spende geht. Und auch, wenn es Freiwillige des Schützenvereins sind, die die Überschüsse an den Leibeswohlständen erwirtschaften, geht dieses Geld nicht komplett an den Schützenkönig, sondern wird zwischen ihm und dem Prominenten schlicht geteilt. Wieviel es in diesem Jahr ist, muss erst noch ausgerechnet werden.
Schützenkönig Sebastian Winter spendet an den Margarethenhort, der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein Heim bietet, wenn ihre Familie es nicht kann. Lotto King Karl spendet an das Kinderhospiz Sternenbrücke. „Wenn man so etwas weiß, schmeckt einem der Kaffee gleich viel besser“, sagt die CDU-Bezirksabgeordnete Helga Stöver, die wie zahlreiche andere Kommunalpolitiker die Gelegenheit nutzte, sich mit potenziellen Wählern zu treffen.
„Lotto“ fühlte sich sichtlich wohl in Marmstorf
Das Fest hatte um 11 Uhr begonnen und sollte noch lange bis in den Nachmittag hinein dauern. Das ist nicht üblich, denn meistens reisen die Prominenten schnell wieder ab. „Diesmal war es die längste Teichwette aller Zeiten“, freut sich Jojo Tapken, „Lotto ist bis um halb vier geblieben. Er hat Smalltalk mit jedem Fan gehalten, der ihn ansprach und er war sich auch für kein Handyfoto zu schade.“
Lotto King Karl, kurz „Lotto“ genannt und zünftig „Loddo“ gesprochen, fühlte sich anscheinend wohl am Feuerteich: „Das ist eine Mega-Veranstaltung hier, Respekt vor den Organisatoren!“
Die Majestäten stießen bei 3 Grad Wassertemperatur ab
Gegen Mittag waren die beiden Majestäten – Schützenkönig und Jackpotmonarch – am Teich erschienen. Standesgemäß reisten sie in einer zweispännigen Einhornkutsche an. Damit begann der offizielle Teil der Teichwette, nachdem zuvor schon Cheerleader und Sambatrommler des Marmstorfer Sportvereins Grün-Weiß Harburg die Stimmung angewärmt hatten. Zu den Ritualen, die sich mittlerweile rund um die Teichwette entwickelt haben zählt, dass nun die Teichtemperatur gemessen werden musste. Das übernahm Tapkens Co-Moderator Jan Stahl, seines Zeichens Mikrofonprofi im Hörfunk.
„Drei Grad“ vermeldete er vom Ufer. Kalt genug für die Wettpartner, die noch einmal genau ihre Flöße in Augenschein nahmen. Lotto King Karl als ehemaliger Marinewehrdienstleistender kam in einem halben Schiff mit grauer Farbe und einer Kennung, die dem Gründungsjahr eines Harvestehuder Rudervereins mit berühmter Fußballabteilung entsprach. Sebastian Winter – Beiname „Der Hammer“ – hatte seinen Prahm mit einem überdimensionalen Schlagwerkzeug verziert. Bewegt wurden die Wasserfahrzeuge von dick eingummierten Schwimmern des Buchholzer Tauchclubs „Poseidon“, die fallende Majestäten zur Not auch hätten retten können.
Um 12.20 Uhr trafen sich die Pontons
Um 12.20 Uhr war es soweit: Die Pontons trafen sich und wurden mit einander vertäut. Den Schnaps hatte Sebastien Winter dabei und schenkte ordentlich ein. Wette geglückt! Deshalb blieb es auch nicht bei dem einen Glas.