1500 Besucher sehen in Marmstorf, wie Melanie Leonhard den Schützenkönig herausfordert. Es endet wie so oft: Unentschieden!
Schaffen sie es trockenen Fußes bis in die Mitte des Feuerlöschteiches – oder schaffen sie es nicht? Das war die spannende Frage, um die es auch diesmal bei der Marmstorfer Teichwette – der 19. – ging. Rund 1500 Besucher waren Sonntagvormittag trotz ungemütlichen Nieselregens an den Weiher im Ortskern gekommen, um das kuriose Spektakel live mitzuerleben.
„Natürlich bin ich sehr aufgeregt“, verriet Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard in Gummistiefeln und rotem Kapuzenanorak, kurz bevor es losging. Die zierliche junge Frau lebt mit ihrem Mann und Sohn Johannes (4) in Marmstorf. Gefrühstückt hatte die Wettpatin lediglich „ein halbes Käsebrötchen und ein Stück Butterkuchen“. Seit Tagen hatte ihre Familie auf den Tag hingefiebert. „,Mama, ist heute Teichwette?’ hat mein Sohn mich seit Tagen immer wieder gefragt. ,Nein, heute nicht’, habe ich ihn jedesmal vertröstet. Nun geht es endlich los.“
Das Floß, dass die Marmstorfer Schützen der Wettpatin gebaut hatten, kannte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Es war ein schwimmendes Modell des Hamburger Rathauses. „Der Feuerlöschteich ist ein schönes Gewässer, für Seefahrzeuge weniger geeignet. Ich bin guter Dinge, dass es schwimmen wird“, sagte Melanie Leonhard, die bisher bei (fast) jeder Teichwette als Gast dabei war. Auf eine Schwimmweste hatte sie trotz des vier Grad kalten Wassers verzichtet. Nur einmal sei sie ins Wasser gefallen, vor 20 Jahren, in der Deutschen Bucht. „Das war auf einem Segelboot vor Cuxhaven. Mit 15, 16 Jahren legt man es eher darauf an, dass man ins Wasser fällt“, sagte die Senatorin, die schon als Jugendliche auf der Außenalster segeln gelernt hat.
Sechs Taucher vom TUW Nordland hatten den bis zu zwei Meter tiefen Feuerlöschteich in 45 Minuten von einer sechs Zentimeter dicken, nicht tragfähigen Eisschicht befreit. „Ich bin aufgeregt“, verriet Schützenkönig Torsten Czerner. Die 15 Kilo schwere Königskette nahm der stattliche Bankkaufmann vorsichtshalber ab. „Sonst bleibe ich womöglich noch im Schlamm stecken“, frotzelte der Marmstorfer, der in Anspielung auf ein Bankkonto den Spitznamen „Joker 18“ trägt.
Angeführt vom Marmstorfer Spielmannzug fuhren der „Joker“ und „Melli“, wie viele Marmstorfer die Senatorin nennen, gemeinsam in einer Limousine an den Teich. Dann trennten sich ihre Wege. Während die Senatorin gut gelaunt ihr Floß betrat, rührte sich am gegenüber liegenden Ufer minutenlang nichts. Wo war der „Joker“? Der Schützenkönig war anscheinend abgetaucht. Minutenlang. Das wurde „Melli“ schließlich zu bunt. „Ich fahr dann schon mal los“, sagte sie schließlich, und das schwimmende Rathaus nahm unter Anfeuerungsrufen des Publikums mit vereinter Schubkraft der Taucher Kurs auf das Entenhaus inmitten des Teiches.
Doch auch am anderen Ufer tat sich nun etwas: Ein schwimmender Tresor nahm Fahrt auf und bahnte sich langsam den Weg durch die Eisschollen. Auf der Mitte des Gewässers trafen die Flöße aufeinander. Doch von „Joker“ immer noch keine Spur. Stattdessen näherten sich zwei Panzerknacker im Gummiboot und kaperten das Floß. Sie versuchten, den Code zu knacken und den Tresor aufzuschweißen – vergeblich.
Erst eine Sprengung brachte den schwimmenden Panzerschrank schließlich zum Einsturz. Zum Vorschein kam der Schützenkönig. „Zu Dir oder zu mir?“, fragte Melli den Joker verschmitzt. Der begab sich auf wackeligen Beinen zu ihr hinüber zum Rathaus. Jetzt fehlte nur noch der traditionelle Schnaps, damit die Wette gilt. „Sind etwa die Panzerknacker damit stiften gegangen?“ fragte die Senatorin.
Die kamen kurz darauf mit dem Schlauchboot zurück – und rückten eine Flasche „Klaren“ heraus. So endete auch die 19. Marmstorfer Teichwette unentschieden. Der Wetteinsatz von jeweils 250 Euro vom Schützenkönig und der Wettpatin dient dem guten Zweck. Ergänzt von den Einnahmen durch Speisen und Getränke. Der Einsatz des Schützenkönigs fließt in die Digitalisierung der Marmstorfer Schießstände, Melanie Leonhard stiftete ihr Preisgeld dem ehrenamtlich betriebenen Laden-Café „Emma“ der Kirchengemeinde Marmstorf.