Kreis Harburg. Ein Millionenprojekt steht vor dem Start. Pendler aus dem Landkreis Harburg könnten deutlich profitieren.

Ein Millionenprojekt in der südlichen Metropolregion steht vor dem Start. Es handelt sich um die Bahnstrecke Geesthacht-Bergedorf, die auch für Pendler aus dem Landkreis Harburg eine deutliche Entlastung bringen würde.

Denn mit ihr würde künftig neben der von Lüneburg in die Hansestadt eine zweite Schienenstrecke nach Hamburg angeboten. Der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein wird an diesem Mittwoch in Kiel eine Machbarkeitsstudie für mehr Verkehr auf den Gleisen vorstellen, auf der derzeit nur Güter- und Museumszüge fahren. Der Schleswig-Holsteinische Wirtschaftsminister Bernd Buchholz und der Hamburger Staatssekretär Andreas Rieckhoff sollen das Ergebnis zur Kenntnis nehmen.

Obwohl die Strecke außerhalb des Landkreises Harburg verläuft, haben sowohl der Kreis als auch die Samtgemeinde Elbmarsch ein hohes Interesse an der Wiederbelebung der Trasse. Denn die rund 14 Kilometer lange Strecke würde den Weg zu Arbeitsplätzen in Hamburg für Pendler aus dem Kreis vereinfachen.

Sowohl ein Straßenbahn- als auch ein Zugbetrieb wäre möglich

Samtgemeindebürgermeister Rolf Roth und die Verkehrskoordinatorin des Kreises, Susanne Dahm, wollen am Mittwoch in Kiel jedenfalls auf die Realisierung drängen. Beide sind im Herbst in die projektbegleitende Arbeitsgruppe zur Studie eingeschert.

Die Studie macht zwar deutlich, dass auf den Schienen sowohl ein Straßenbahn- als auch ein Zugbetrieb möglich ist. Bevorzugt wird dabei eine S-Bahn nach Bergedorf. Von dort könnte dann die vorhandene Strecke nach Hamburg genutzt werden. Geprüft wurden ein Zehn-Minuten- und ein 20-Minuten-Takt. Die Geschwindigkeit auf der Strecke, die derzeit bei nur 40 km/h liegt, soll auf 80 km/h angehoben werden.

Zwischen Geesthacht und Bergedorf wären die Züge 22 Minuten unterwegs. Als Haltepunkte wären Geesthacht, Escheburg, Börnsen, Bergedorf-Süd, Bergedorf und Nettelnburg vorgesehen.

Parkplatz für 500 Autos und für Fahrräder

Mitentscheidend für die Anbindung in den Landkreis Harburg ist ein geplanter Park- and Ride-Platz östlich der Kreuzung der Autobahn 25 und der Bundesstraße 404 neben der Bahn. Dort, an einem zweiten Halt in Geesthacht, sollen bis zu 500 Fahrzeuge Platz finden, dazu natürlich auch Fahrräder.

In der Machbarkeitsstudie gehen die Autoren davon aus, dass täglich knapp 2500 Fahrgäste die neue Linie nutzen werden. „Mehr als 800 von ihnen dürften aus dem Landkreis Harburg kommen“, sagt Verkehrskoordinatorin Dahm. Zwar müssen sie bei der Anfahrt noch immer die B 404 passieren, aber der Weg nach Hamburg würde vereinfacht. Ein weiterer Vorteil: Pendler, die schon bislang in Richtung Hamburg auf der Schiene unterwegs sind, könnten von der günstigeren Tarifzone profitieren, in der der Bahnhof Geesthacht liegt.

Nach ersten Schätzungen würden die Baukosten für die neue Anbindung zwischen 40 und 60 Millionen Euro liegen. Das hängt auch davon ab, wie die Schienen nach Bergedorf hinein geführt werden. Die günstigere Variante endet vor dem Bahnhof, so dass die Fahrgäste noch bis zu den Bahnsteigen ein Stück zu Fuß gehen müssen.

Menschen immer noch auf den Regionalbus angewiesen

Bei der teureren Variante wird die Strecke so eingefädelt, dass sie direkt auf dem Gleis 5 im Bahnhof endet. Die jährlichen Betriebskosten schätzen die Studienautoren – die Ingenieurgesellschaft für Verkehrs- und Eisenbahnwesen aus Hannover und das Berliner Forschungs- und Beratungsinstitut für Infrastruktur und Gesundheit – auf 16 bis 17 Millionen Euro pro Jahr.

Bereits vor einer Woche hatten sich die Grünen im Landkreis Harburg sowie in der Elbmarsch für das Projekt ausgesprochen. „Eine Reaktivierung ist nicht nur für die Stadt Geesthacht eine Verbesserung des Angebotes im öffentlichen Personennahverkehr“, sagte Malte Jörn Krafft, Kreistagsmitglied aus Marschacht. Denn in Regionen des Landkreises Harburg, die nicht über die Metronom Eisenbahngesellschaft oder die S-Bahn angebunden sind, so Krafft, seien die Menschen immer noch auf den Regionalbus als einzige Alternative zum Auto angewiesen.

„Eine Anbindung von Geesthacht, verbunden mit einer Abstelllösung für Fahrradfahrer, könnte eine erhebliche Verbesserung für die durch die überlastete B 404 staugeplagte Elbmarsch sein.“ Auch Kreis-Verkehrskoordinatorin Susanne Dahm ist überzeugt: „Das Projekt verdient es, weiter verfolgt zu werden.“

Ohnehin wird die Bundesstraße 404 im kommenden Jahr erneut zum Nadelöhr. Denn sowohl Niedersachsen als auch Schleswig-Holstein planen Sanierungen. So wird die Elbvorlandbrücke als Auffahrt zum Elbübergang in den Sommerferien 2021 für sechs Wochen voll gesperrt. Die anschließende Brücke über Schleuse und Wehr soll zwar halbseitig befahrbar bleiben. Die Autofahrer werden aber dieses Hindernis voraussichtlich vom Sommer an monatelang durchqueren müssen.