Seppensen . Geschichts- und Museumsverein Buchholz baut Räume der ehemaligen Schule und gestaltet Konzept für Dauerausstellung neu.

Mehr Platz, mehr Exponate, mehr Informationen – und das alles mit modernen Mitteln aufbereitet: Die Dauerausstellung im Museumsdorf Seppensen, das der Geschichts- und Museumsverein Buchholz betreibt, wird derzeit komplett überarbeitet. Wo die historische Schusterwerkstatt und die Bibliothek untergebracht waren, sind derzeit nackte Wände, Decken und Fußböden zu sehen. Die Räume werden neu aufgeteilt und die Ausstellung wird völlig neu konzipiert.

„Bisher war die Ausstellung auf zwei Räume begrenzt, die nicht miteinander verbunden waren. Man musste durch einen Raum und wieder hinaus, um danach in den zweiten zu gehen. Die Besucher kamen sich also in die Quere“, erklärt Dr. Jörn Lindner, der als Historiker das neue Konzept ausgearbeitet hat. Nach dem Umbau mit mehreren Wanddurchbrüchen gehen die Besucher nun von einem Raum in den nächsten, ohne ein Zimmer ein zweites Mal betreten zu müssen.

Neue Ausstellungsräume werden schlicht und modern

Schon bei den Renovierungsarbeiten zeigte sich: Die als neu geplante Tür war schon einmal vorhanden und zugemauert worden. Ein Fachwerkbalken sticht hervor, der länger als die anderen ist. „Man sieht, hier waren damals nicht unbedingt Fachleute am Werk“, sagt Lindner. Um die Tür zu verbreitern, habe man einen tragenden Balken einfach abgesägt. Dieser soll nun ersetzt werden.

Die künftig fünf Ausstellungsräume werden schlicht und modern gestaltet, passend zum neuen Ausstellungs­konzept. „Wir konzentrieren uns auf die zwei Themen ,Leben und Arbeit der Heidebauern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts’ und ,Entwicklung der Gemeinde Buchholz vom Bauerndorf zum Mittelzentrum’“, sagt Lindner. „Die Anordnung der Exponate wird deshalb auch nicht chronologisch sein, sondern unterteilt in die Kategorien Wohnen, Arbeit, Leben, Soziales, Kultur und Zeitgeschehen.“

Touchscreens erleichtern Zugang zu den Exponaten

Mithilfe von Touchscreens treten die Besucher mit den Exponaten in Dialog: Durch Antippen können sie mehr über Zusammenhänge und Hintergründe erfahren. „Wir wollen die Exponate aber auch inszenieren, indem wir zum Beispiel lebensgroße Figuren aufstellen, die darstellen, wie die landwirtschaftlichen Geräte benutzt wurden“, sagt Lindner.

Und es können die Lebensverhältnisse von damals – Wohnen ohne Heizung, fließend Wasser und elektrischen Strom – denen von heute gegenübergestellt werden. Hier kommen dann auch die anderen Gebäude des kleinen Freilichtmuseums, das Sniers Hus, das Backhaus, die Schmiede und die Durchfahrtscheune, ins Spiel.

Neugestaltung des Museums kostet 180.000 Euro

Die Neugestaltung kostet 180.000 Euro, davon wird die Hälfte aus dem EU-Förderprogramm LEADER bestritten. 70.000 Euro kommen von der Stadt Buchholz als Eigentümerin des Museums, weitere 8000 Euro vom Lüneburgischen Landschaftsverband und 4000 Euro von der Sparkassenstiftung Harburg-Buxtehude. Im Laufe des kommenden Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Ein Termin steht noch nicht fest, da die Bausubstanz aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert durchaus Überraschungen bereithalten kann.

„Wir wollen uns Zeit lassen mit der Neuausarbeitung der Ausstellung“, sagt Dieter von Plata vom Vereinsvorstand. Sein Mitstreiter Uwe Thater ergänzt: „Wir sortieren gerade neu, was auf den Dachböden der einzelnen Gebäude gelagert ist.“ Die Objekte werden erfasst und digital katalogisiert. Dies erledigen die ehrenamtlichen Mitarbeiter.

Verein ist auf Spenden und Sponsoren angewiesen

Der Geschichts- und Museumsverein hat rund 350 Mitglieder, die mit jeweils 24 Euro im Jahr einen eher geringen Beitrag zahlen. Deswegen ist der Verein für seine Arbeit auf Spenden und Sponsoren angewiesen. Gerade haben die Teilnehmer des jährlichen Grünkohlessens der Buchholzer Wirtschaftsrunde 2500 Euro gesammelt. Davon wird ein spezieller Scanner angeschafft, mit dem große, dicke Bücher ohne Verzerrung der Schrift digitalisiert werden können.

„Wir müssen zum Beispiel auch bei Handwerkeraufträgen in Vorleistung gehen und können uns das Geld erst später erstatten lassen“, sagt Uwe Thater. Weitere ehrenamtliche Mitarbeiter sind stets willkommen. Seit diesem Jahr gibt es den monatlichen Museums­klönschnack, bei dem Interessierte sich unverbindlich über Aufgaben des Vereins und Möglichkeiten der Mitarbeit informieren können. „Wir haben so eine Webdesignerin und einen neuen ehrenamtlichen Müller für die Holmer Mühle gewonnen.“

Etwa 40 Paare heiraten pro Jahr im Museumsdorf

Außerdem arbeitet der Verein mit dem Naturschutzbund (Nabu) Buchholz zusammen, insbesondere mit der Naturschutzjugend. Dadurch erhofft sich der Verein ebenfalls neue Unterstützer. Und auch die Zusammenarbeit mit anderen Museen ist förderlich. Obwohl das Freilichtmuseum am Kiekeberg wohl die größte Strahlkraft in der Region hat, sieht man es nicht als Konkurrenz, sondern als Partner.

„Wir haben dem Kiekeberg ein Plakat der Buchholzer Bauausstellung von 1953 als Dauerleihgabe gegeben. Für die Außenstelle Museumsstellmacherei Langenrehm baut unser Schmied gerade Radreifen – die Stellmacherei selbst hat dazu keine Möglichkeit“, sagt Dieter von Plata. Er und der ehemalige Buchholzer Schmied Arnold Kahnenbley sind auch an der Karoxbosteler Mühle beim Aufbau einer Schmiede behilflich.

Das Museum ist außerdem Standesamt-Außenstelle mit etwa 40 Trauungen jährlich. Auch Hochzeitsgäste sind potenzielle Besucher. „Wir finden es wichtig, dass die Buchholzer Zugang zu ihrer Geschichte haben, auch die jungen“, sagt Klaus-Dieter Behncke vom Vorstand. Das ist auch das Ziel von Jörn Lindner: „Wir wollen zeigen, dass Geschichte Spaß machen kann.“

Eines aber bleibt im Museumsdorf Seppensen in jedem Fall beim Alten: Die Ausstellung kann ohne Eintritt besichtigt werden. Sie ist von April bis Oktober jeweils am 1. und 3. Sonntag im Monat nachmittags geöffnet. Gruppen können auch Sondertermine vereinbaren.

Klönschnack und Landmarkt im Museumsdorf

Der Geschichts- und Museumsverein Buchholz ist Betreiber des Museumsdorfes in Seppensen, das der Stadt Buchholz gehört. Zur Vereinsarbeit gehören monatliche Klönschnacks, Treffen der Archivgruppe und das Projekt „Lesen Deutscher Schriften“. Während der Saison gibt es den Kunst- und Landmarkt, Backtage, Schauschmieden und mehr.

In der Holmer Mühle gibt es Konzerte, Ausstellungen und den monatlichen Mahltag.

Weitere Infos über den Verein und das Museumsdorf auf www.gmv-buchholz.de.