Harburg. An 36 Stationen lernen Harburger und Besucher des Bezirks Geschichte, Leben und Architektur des historischen Stadtteils näher kennen.

„Harburg ist um ein wunderbares kulturelles Angebot reicher“ – mit offensichtlicher Freude präsentierte Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen zusammen mit dem Stadtmuseum den neuen Geschichtspfad Harburg. An 36 Stationen lernen Harburger und Besucher des Bezirks die Geschichte der alten Industriestadt, aber auch Leben und Architektur des historischen Harburgs näher kennen – je nach Vorliebe in einem Büchlein, das gerade noch in die Manteltasche passt, oder in digitaler Form auf der Plattform Kultur-Routen Harburg im Internet.

Überall gab es engagierte Menschen, die das Geld besorgten

„Wir wissen ganz viel und wollen das unbedingt an den Mann oder die Frau bringen“, sagte Museumsdirektor Prof. Rainer Maria Weiß. „Für Ausstellungen ist meistens Geld da. Bei Büchern wird’s schon enger, und für digitale Medien fehlt oft das Geld. Deshalb bedanke ich mich bei der Bezirksversammlung und der Bezirksverwaltung. Überall gab es engagierte Menschen, die aus den letzten Ecken das nötige Geld für die beiden Projekte besorgten.“

Das Buch „Geschichtspfad Harburg“ knüpft an einen Erfolgsschlager an: Das vor drei Jahren präsentierte Buch „Der Harburger Binnenhafen“ hat dasselbe Format und ist genauso gestaltet. Von ihm ist gerade die dritte Auflage im Verkauf (Preis der Bücher jeweils 5 Euro), zudem wurde es 2017 von der Stiftung Buchkunst zu einem der 25 schönsten Bücher Deutschlands gekürt.

Geschichtspfad Harburg: Vorgänger der Phoenix-Werke anno 1916.
Geschichtspfad Harburg: Vorgänger der Phoenix-Werke anno 1916. © HA | Stadtmuseum Harburg

Grund genug, das Buch, das die Route des Geschichtspfads erläutert, zur zweiten Folge einer „Buchreihe“ zu machen und noch einen drauf zu legen: Das Binnenhafenbuch beschreibt 34 Stationen, der Geschichtspfad zwei mehr.

Der Harburger Stadthistoriker Jens Brauer hat den Geschichtspfad ausgearbeitet. Er konnte auf einen Vorgänger mit 20 Stationen zurückgreifen, ihn überarbeiten und ergänzen. „Unser Geschichtspfad verteilt sich über das gesamte Stadtgebiet Harburgs. Denn auch jenseits der mittelalterlichen Stadt gibt es viel zu entdecken“, sagt Brauer.

Friedrich-Ebert-Halle – ein architektonisches Kleinod

Etwa die Wohnsiedlung Adolf-von-Elm-Hof in Eißendorf mit ihrer „tollen Architektur der 1920er Jahre“, so Brauer. Unweit davon entfernt steht ein weiteres architektonisches Kleinod der modernen Architektur, die Friedrich-Ebert-Halle. Ihr und den sie umgebenden Schulgebäuden widmete das Stadtmuseum zusammen mit dem Friedrich-Ebert-Gymnasium vor einem Jahr eine eigene Ausstellung.

Natürlich dürfen zentrale Orte wie das Harburger Rathaus oder der Bahnhof nicht fehlen. Zudem werden einige Harburger Plätze historisch eingeordnet, etwa der Sand, der im 19. Jahrhundert das Zentrum der Stadt war. Ursprünglich – in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts – lag hier ein Friedhof, doch sehr bald wurden auf der sandigen Fläche Märkte abgehalten. Sehr viel jünger ist der Herbert-Wehner-Platz am Harburger Ring. Er entstand Anfang der 1980er Jahre im Rahmen des S-Bahnbaus und wurde im Jahr 2000 nach dem prominenten SPD-Politiker mit Harburger Wurzeln benannt.

Vor der S-Bahn fuhr die Straßenbahn durch Harburg. „Im Januar 1930 sprang ein Waggon aus den Schienen und fuhr geradewegs in das Schaufenster des Wäscheladens von Max Stein“, sagt Brauer. Auch das ist im Geschichtspfad-Buch nachzulesen. Übrigens: Verletzt wurde damals niemand.

Zusammen fast 120 Stationen

Ein noch üppigeres Wissens-Angebot zur Geschichte der ehemals selbstständigen Stadt bietet die Internet Plattform Kultur-Routen Harburg. Sie enthält neben dem Geschichtspfad auch die Route durch den Binnenhafen, einen Führer zu den letzten Ruhestätten der auf dem Alten Friedhof bestatteten Persönlichkeiten sowie den Kunstpfad Harburg. Brauer: „Zusammen sind das fast 120 Stationen. Die Stadtkarte ist damit gut gefüllt. Aber es ist ein offenes System, das von uns weiter gepflegt wird.“

Das Friedrich-Ebert-Gymnasium in Fotografien von 1930: Saal der Friedrich-Ebert-Halle 1930
Das Friedrich-Ebert-Gymnasium in Fotografien von 1930: Saal der Friedrich-Ebert-Halle 1930 © Stadtmuseum Harburg | Kurt Foige

Für die digitale Präsentation von Fakten und Bildern ist Brauers Kollege Michael Merkel zuständig: „Anders als beim Binnenhafen-Führer, den Smartphone-Nutzer per App herunterladen mussten, haben wir die Kultur-Routen als Plattform ins Internet gestellt. Wir glauben, dass wir mit diesem niederschwelligen Angebot noch mehr Nutzer erreichen können, denn nicht jeder mag die App auf sein Smartphone laden.“

Egal ob in Papierform oder digital auf dem Handy oder Tablet-Computer: „Ab heute können Sie die Route abgehen und müssen nicht einfach nur geradeaus die Bremer oder Eißendorfer Straße entlang gehen“, sagte Museumsdirektor Weiß.

Das Buch „Der Harburger Geschichtspfad“ ist zum Preis für fünf Euro im Museums-Shop, Museumsplatz 2, und demnächst auch im Harburg-Shop, Hölertwiete 6, erhältlich Die Internet-Plattforum hat die Adresse www.kulturrouten-harburg.de