Neu Wulmstorf. Für den Verlauf zwischen Stade und Hamburg haben die Planer eine geeignete Trasse samt Abzweiger ermittelt, die 2020 näher untersucht wird.
Ein spinnenartiges Netz von gut ausgebauten und möglichst kreuzungsfreien Radschnellwegen soll in der Metropolregion Hamburg in einigen Jahren das Umland mit der großen Stadt verbinden. Noch aber blicken die Rad-Pendler hier neidisch nach Holland oder Dänemark, wo solche Wege längst Realität sind - während das Hamburger Projekt noch ziemlich am Anfang der Planungen steckt. Einen deutlichen Schritt weiter sind die Planer aber jetzt mit der Strecke zwischen Stade und Hamburg. Nach Befahrungen, Online-Beteiligungen und Gesprächen vor Ort hat das damit beauftragte Harburger Planungsbüro „orange edge“ eine Karte mit einer sogenannten vorläufigen Vorzugsroute erstellt, die auch zwei Abzweigungen nach Finkenwerder vorsieht. „Diese Routen erscheinen uns hinsichtlich Kosten, Erreichbarkeit und Machbarkeit am realistischsten“, sagt Planer Henrik Sander.
Machbarkeitsstudie klärt die Details
Mit einer Machbarkeitsstudie sollen jetzt in einem weiteren Planungsschrittweitere Details untersucht werden. Im Anschluss müssten die beteiligten Kommunen dann grünes Licht für eine konkrete Bauplanung geben und Fördergelder einwerben. Wobei der Harburger Stadtplaner die jetzt ermittelte Vorzugsroute für vergleichsweise einfach umsetzbar hält: Immerhin 90 Prozent des möglichen, künftigen Radschnellweges verlaufe auf Wegen, die bereits vorhanden sind und jetzt schon mit dem Rad zu befahren seien. 70 Prozent davon seien sogar asphaltiert. Später könnten sie dann leichter zu Radschnellwegen ausgebaut werden als komplett neue Routen.
Was geschieht im Vogelschutzgebiet?
Allerdings gibt es speziell bei der Strecke Stade - Hamburg auch einen „großen Knackpunkt“, wie der Planer sagt. So haben gerade bei der Online-Befragung viele Bürger für eine gradlinige Wegführung entlang der S-Bahn plädiert. Wie mehrfach berichtet, gibt es dort schon Feldwege - aber eben zwischen Buxtehude und Neu Wulmstorf eine etwa 300 Meter lange Lücke im streng geschützten Vogelschutzgebiet. Bisher verweigerten Naturschutzbehörden dort einen durchgängigen Radweg, den Buxtehude und Neu Wulmstorf seit zehn Jahren schon fordern. Aktuell gibt es in den Behörden zwar die Überlegung, dort einen kleinen, schmalen Schotter-Radweg anzulegen. Aber auch nicht mehr. Und schon gar nicht einen Radschnellweg, der mindestens vier Meter breit sein muss.
Die jetzt vorgestellte „vorläufige Vorzugsroute“ sieht daher einen südlichen Schlenker ums Vogelschutzgebiet herum vor. Ein Umweg, der dem Planer zufolge etwas mehr als einen Kilometer ausmacht. Weil er aber gleichzeitig die Gewerbegebiete in Buxtehude und Neu Wulmstorf verbinden würde, erreiche diese Führung mehr Menschen, die ihn auf dem Weg zum Job nutzen könnten.
In Buxtehude zweigt eine Route ab
Ein Blick auf die Karte der Vorzugsroute zeigt dabei, dass der Verlauf zwischen Stade und Buxtehude sehr unproblematisch erscheint und mit Ausnahme von zwei kleinen Lücken – die eben geschlossen werden müssen – immer an der S-Bahn entlang läuft. In Buxtehude zweigt eine weitere Route ab, die über Rübke und Neuenfelde führt. Ziel vieler Pendler wäre dort das Airbuswerk oder der Fähranleger. Neben der Votzugsroute gibt es hier noch eine weitere, östliche Variante entlang der Este.
In Neugraben Anschluss an die Veloroute
Bei dem Schlenker ums Vogelschutzgebiet gilt es dann mit einer noch zu schaffenden Bahn-Unterführung in Neu Wulmstorf eine größere Lücke zu schließen. Ab dort verläuft die Route wieder parallel zur S-Bahn und knüpft in Neugraben an das Hamburger Veloroutennetz an. Und es gibt hier noch einmal zwei Abzweiger durchs Moor nach Finkenwerder. Einmal in Neu Wulmstorf beim Wohngebiet „Apfelgarten“ und einmal ab Neugraben. Diese Zusatzroute könnte dann ungefähr ab der Alten Süderelbe über eine alte Hafenbahntrasse nach Finkenwerder führen. Ein Weg, der laut Planer Sander demnächst asphaltiert werden soll und schon vorab für Radfahrer nutzbar sein könnte.
Der Weg wird nicht in einem Stück gebaut
Der Zeitplan sieht nun vor, dass bis zum Sommer kommendendes Jahres die Machbarkeitsstudie abgeschlossen ist.. Im Anschluss werde der Radschnellweg aller Voraussicht nach nicht in einem Stück gebaut, sondern zunächst die neuralgischen Knotenpunkte – also Abschnitte wie an der Bahn in Neu Wulmstorf, wo ein möglichst störungsfreier Verlauf erst noch geschaffen werden muss. Wie schnell der Weg dann schließlich fertig sein könnte, hänge auch von den Nutzern ab, glaubt Sander: „Das wird eine Abstimmung mit der Pedale.“ Je mehr schon die vorhandenen Wege genutzt würden, desto schneller ließe sich die Notwendigkeit des weiteren Ausbau begründen.
Wobei dieser Radschnellweg mit seinen Abzweigern nicht nur ein einzelner Weg, sondern ein ganzes Netz ist, das wie etwa mit den verschiedenen Airbus-Standorten auch viele Hightech- mit neuen Wohngebieten verbindet. „Das kann ein Alleinstellungsmerkmal für den Süderelberaum werden“, sagt Planer Sander. Intern hat diese Vorzugsroute daher bereits bei den Planern einen eigenen Namen: die „Tec-Line“.