Harburg. Nach 21 Monaten Vollpserrung fließt der Verkehr wieder. Großzügige Radwege sind schon Teil der neuen Veloroute 11 aus der City zur TUHH.
Keine Kapelle, keine Reden, keine Suppe. Am Mittwoch Mittag nahmen Bauarbeiter kommentarlos die letzten Absperrungen vor der Hannoverschen Brücke weg und luden kurz darauf die Umleitungsschilder auf einen Lastwagen. Damit war die wichtige Querung der Eisenbahngleise nach 21 Monaten der Vollsperrung wieder frei. Ginge es nach Harburger Politikern, wäre hier durchaus eine Zeremonie angebracht gewesen. Jedenfalls war ihnen zum Feiern zumute.
„Das freut uns ungemein, denn die Sperrung hat lange genug gedauert“, sagt Viktoria Ehlers (FDP), stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Mobilität und Inneres in der Harburger Bezirksversammlung. „Dies war immer eine wichtige Verbindung und wird es auch wieder werden. Man merkt aber, dass sich die Verkehrsteilnehmer hier noch an die neue Verkehrsführung gewöhnen müssen.“
Wichtige Verbindung zwischen Innenstadt und Binnenhafen
Auch der SPD-Verkehrsexperte Frank Wiesner freut sich über die Brückenfreigabe: „Die Hannoversche Straße ist ja eine der wichtigsten Verbindungen zwischen der Innenstadt und dem Harburger Binnenhafen“, sagt er. „Dass man hier Umwege fahren musste, belastete die Autofahrer und die Anlieger der Umwege gleichermaßen. Auch die Buslinien des HVV, die umgeleitet waren, verkehren jetzt wieder schneller und die Busfahrer der Hochbahn, die das neue Busdepot an der Hannoversche Straße nutzen, sind ebenfalls entlastet.“
Mehr als eineinhalb Jahre dauerte die Sperrung. Die alte Brücke wurde abgerissen und durch eine neue ersetzt. Die konnte kürzer ausfallen, weil mittlerweile der Güterbahnhof im Binnenhafen nicht mehr existiert. Allerdings musste wegen der kürzeren Brücke der Straßendamm verlängert werden und sich erst einmal setzen.
Fahrradstreifen auf beiden Seite der Brücke
Neu sind die Fahrradstreifen auf beiden Seiten der Brücke. Sie sind Teil der Veloroute 11 von der Hamburger Innenstadt bis zur TUHH. Erst nördlich der Brücke geht der Radstreifen wieder in einen Hochbord-Radweg über. Gewöhnungsbedürftig für Autofahrer: Radfahrer, die von Harburg kommend in die Seevestraße abbiegen wollen, sollen vom Radstreifen aus die Geradeaus-Fahrspur der Kfz überfahren und auf die Linksabbiegerspur wechseln können, wenn sie nicht bis zur Ampel hinter der Kreuzung vorfahren und dort auf grün warten wollen. „Das müssen sich die Radfahrer erst einmal trauen und die Autofahrer müssen lernen, darauf zu achten“, sagt Frank Wiesner, „Das ist aber die neue Hamburger Philosophie des Miteinanders von Fahrrad und Auto auf der Fahrbahn.“
Dies ist gegenüber der ursprünglichen Verkehrsführung auf der alten Brücke aber auch die einzige Neuerung. Nur kennt die ursprüngliche Regelung fast niemand mehr, denn zwischenzeitlich war die Brücke schon mit Betonpollern für Lkw gesperrt worden.
Viele Spannbetonbauwerke müssen saniert werden
Die in den 1950er-Jahren errichtete alte Brücke war seinerzeit „für die Ewigkeit“ geplant worden. Spannbeton, so dachte man damals, kann nichts etwas anhaben. Im Laufe der Zeit stellte sich allerdings heraus, dass dies eine Fehleinschätzung war. Für alle Spannbetonbauwerke in Europa gelten deshalb mittlerweile neue Stabilitätsrichtlinien. Bei der Untersuchung aller Hamburger Spannbetonbrücken nach den neuen Werten war die Brücke der Hannoverschen Straße eine derer, die nicht bestanden.
Ursprünglich wollten Hamburgs Straßenbauer die Brücke sofort sperren und abreißen. Das scheiterte allerdings an der Bahn AG, die dafür Gleise sperren musste. Für solche Sperrtage braucht die Bahn jahrelange Vorplanungen. Die Sperrtage verschoben sich umso mehr, weil die Bahn lange Zeit nicht genau wusste, wieviel Raum sie unter der neuen Brücke noch braucht, denn auch die Harburger Bahnkreuzung muss neu geplant werden.
Umbau Kreuzung Buxtehuder Straße erst 2022
In der Zwischenzeit hatten Harburgs Bezirkspolitiker erreicht, dass wenigstens Pkw die alte Brücke noch befahren durften. Außerdem legte die Stadt eine Brückenplanung vor, die für alle von der Bahn angedachten Varianten des Schienenknoten-Ausbaus genügend Platz ließ. 2018, drei Jahre, nachdem die Lkw-Sperren errichtet wurden, konnte der Neubau begonnen werden.
Ursprünglich sollte mit der Eröffnung gewartet werden, bis die Kreuzung an der Buxtehuder Straße neu gestaltet ist. Dieser Umbau wurde aber bis mindestens 2022 verschoben. So lange sollten die Harburger doch nicht warten.