Winsen. Umfrage des Stadtelternrats - Vor allem die Personalsituation in den Kitas wird kritisiert, doch auch bei der Anmeldung gibt es Ärger.

Die Eltern von Kindergarten-Kindern erhöhen den Druck auf die Stadt Winsen. Die Kitas in der Kreisstadt sind offenbar unzureichend mit Erziehern ausgestattet, so das Ergebnis einer großen Umfrage, die der Stadtelternrat Kindertagesstätten bei den Eltern von allen 22 Einrichtungen der Region durchgeführt hat. Es fehlten Erzieher, sagen die Eltern. So ergab die Umfrage, an der 546 Eltern von 714 Kindern teilgenommen hatten, dass jedes zweite Kind in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal früher abgeholt oder ganz zuhause betreut werden musste, weil nicht ausreichend Personal vorhanden war.

„Einige Eltern berichten davon, dass sie ihr Kind mehr als 30 Mal innerhalb eines Jahres wieder mitnehmen mussten“, sagt Janine Herzberger, Vorsitzende des Stadtelternrates Kindergärten in Winsen. „Das ist ein unhaltbarer Zustand, den wir so nicht weiter hinnehmen werden.“

Wird die Betreuung sicher gestellt?

Der Fragebogen, der im Juni an alle Mütter und Väter von Kitakindern verteilt worden war, liefert einen umfassenden Überblick sowohl über die Qualität der jeweiligen Einrichtung sowie die Zusammenarbeit von Krippen und Kitas mit dem Familienbüro der Stadt Winsen. Darin ging es unter anderem um die Qualität und Sicherstellung der Betreuung, die Vorbereitung auf die Schule, das Inventar und die Einrichtung der jeweiligen Kitas sowie den Anmeldeprozess.

„Wir hatten in der Vergangenheit immer wieder Beschwerden von den Eltern zur Personalsituation und räumlichen Ausstattung der Einrichtungen“, sagt Janine Herzberger. „Doch in Gesprächen mit der Stadt hieß es dann immer, es handle sich um Einzelfälle.“ Um eine handfeste Grundlage für weitere Gespräche mit der Stadt und den Einrichtungen zu schaffen, startete die Mutter von zwei vierjährigen Jungs im Juni die Umfrage, an der sich 40 Prozent aller Eltern beteiligt haben.

Räume und Ausstattung erhalten gute Noten

Die sind offenbar nicht nur mit der Personalsituation an den Einrichtungen unzufrieden. Auch die Abläufe im Familienbüro, über die der Anmeldeprozess für einen Betreuungsplatz in Winsen läuft, geben Anlass zur Kritik. So berichten Eltern von fehlender Freundlichkeit, mangelnder Information, Falschaussagen und ausbleibender Rückmeldung. Auch sind offenbar Anträge mehrmals verloren gegangen und Eltern mussten sich auf eigene Faust um einen Kita-Platz bemühen.

Gute Noten hingegen gibt es für die Ausstattung der Einrichtungen sowie die Räumlichkeiten. Auch mit der Arbeit der Erzieher sind die meisten Eltern zufrieden. Positiv bewerten die Mütter und Väter außerdem die Förderung der Kinder in ihrer Entwicklung durch den Kita-Aufenthalt. Bei der Vorbereitung der Kinder auf die Schule durch die Kita gibt es hingegen sehen viele noch Verbesserungsbedarf.

Zahl der Betreuungsplätze reicht grundsätzlich nicht aus

Als größtes Problem in der Winsener Kitalandschaft gilt allerdings auch hier, wie in den meisten anderen deutschen Kommunen, die Tatsache, dass grundsätzlich nicht genug Betreuungsplätze für Krippen- und Elementarkinder vorhanden sind. Zwar sind laut Verwaltung ausreichend Fünf-Stunden-Plätze vorhanden, jedoch müssen Eltern viel Geduld mitbringen, wenn sie eine Ganztagsbetreuung für ihr Kind brauchen.

„Das Angebot im Krippenbereich ist derzeit im Grenzbereich“, bestätigt der zuständige Dezernent Rainer Runge. „Noch können zwar Krippenkinder aufgenommen werden. Der Elementarbereich aber erfuhr aufgrund der Einführung der Beitragsfreiheit einen Run auf Ganztagsplätze, die in der Zahl nicht zur Verfügung standen.“

Neubau einer Kita soll Abhilfe schaffen

Um Abhilfe zu schaffen, sollen im kommenden Jahr 45 Krippen- und 75 Elementarplätze durch den Neubau der Kita Norderbülte neu geschaffen werden. Geplant sind sowohl drei Ganztags-Krippengruppen für 45 Kinder als auch drei Ganztags-Elementargruppen für 75 Kinder. Möglich ist, dass in dem neuen Haus zudem eine weitere Integrationsgruppe eingerichtet wird. Es wäre die sechste in der Kreisstadt – aus Sicht des Stadtelternrates ebenfalls ein Skandal. „Wir brauchen mehr Integrationsplätze“, so Herzberger, die als betroffene Mutter weiß, wie schwierig es ist, einen Integrationsplatz in einer Winsener Kita zu bekommen.

Für den Stadtelternrat ist der geplante Neubau eh nur Augenwischerei. „In die Einrichtung zieht eine bereits bestehende Kita, die aus ihrem Gebäude raus muss“, sagt Janine Herzberger. „Es werden also nicht wirklich neue Plätze geschaffen.“

Weitere Plätze im Krippenbereich geplant

Winsens Dezernent Rainer Runge hat unterdessen angekündigt, dass Die Stadt auf Sicht das Angebot im Krippenbereich weiterhin zu erhöhen gedenkt. Auch im Elementarbereich müssten weitere Plätze geschaffen werden. Dafür stellt die Stadt Winsen weitere Gelder zur Verfügung: Insgesamt beläuft sich der Zuschussbedarf der Stadt in diesem Jahr auf 10,5 Millionen Euro. In der weiteren Finanzplanung der Kommune sind noch einmal 250.000 bis 500.000 Euro vorgesehen.