Jork/Neuenfelde. Zwar gibt es deutlich weniger Äpfel als im Dürrejahr 2018 – dafür haben die Früchte, die geerntet werden, einen anderen Vorteil.

Die Frühsorten sind schon seit einigen Wochen auf dem Markt. Nach Delba, Colina und Alkmene werden jetzt die Haupt-Apfelsorten des Alten Landes gepflückt. Die ersten Steigen mit der bei den Kunden beliebtesten Altländer Sorte Elstar waren gestern schon auf den Ständen vor dem Harburger Rathaus.

Schön für die Kunden: Eine spürbare Lücke zwischen dem Ende der Elstar-Lagerbestände und der neuen Ernte gab es diesmal nicht. Das liegt daran, dass die Ernte 2018 überdurchschnittlich gut war. Im Herbst 2019 gibt es aber weniger Äpfel zu ernten – nicht nur weniger, als im Vorjahr sondern auch weniger, als im allgemeinen Jahresschnitt.

265.000 Tonnen Äpfel werden geerntet

„Wir rechnen in diesem Jahr mit 265.000 Tonnen Apfel-Ertrag im Alten Land“, sagt Dr.-Ing. Matthias Görgens von der Obstauversuchsanstalt in Jork. „Das sind 25.000 Tonnen weniger als der Jahresdurchschnitt von 290.000 und sogar 35.000 Tonnen weniger als 2018.“

Zwei Wetterereignisse sind laut Görgens für die geringeren Erträge verantwortlich: Eine lange, scharfe Frostperiode zur Blütezeit sowie ein Hagelsturm im Juli, der besonders die zweite Meile des Alten Landes, das ist der Abschnitt zwischen Lühe und Este, hart traf und das Obst an den Bäumen schädigte.

Im Alten Land geht die Apfelernte in die heiße Phase. Dirk Feindt hat schon die ersten Kisten mit der Sorte Elstar an seinem Marktstand
Im Alten Land geht die Apfelernte in die heiße Phase. Dirk Feindt hat schon die ersten Kisten mit der Sorte Elstar an seinem Marktstand © xl | Lars Hansen

„Auf der anderen Seite hat der warme Sommer mit seinen vielen Sonnentagen dafür gesorgt, dass die Äpfel eine hohe Geschmacksqualität haben, denn die Bäume haben mehr Zucker produziert“, sagt Görgens.

Sonnenschein hat seine Schattenseiten

Allerdings hat der Sonnenschein durchaus seine Schattenseiten. „Wir haben in diesem Jahr mehr Äpfel mit Brandstellen, als sonst“, sagt Ingrid Holst aus Neuenfelde, die die Ware aus ihrem Familienbetrieb auf dem Harburger Wochenmarkt direkt verkauft, „Besonders die Südseiten der Bäume waren betroffen.“

Ein Problem dabei ist der steigende Salzgehalt der Elbe, deren Wasser in vielen Teilen des Alten Landes für die Beregnung der Plantagen benutzt wird. „Wenn das Beregnungswasser verdunstet bleibt Salz auf den Blättern zurück und schädigt sie.

Die geschädigten Blätter können die Früchte nicht mehr so gut vor der Sonne abschirmen“, sagt Ingrid Holst. „Man muss sich dann entscheiden, ob man auf das Beregnen der Plantage verzichtet und kleinere Äpfel erhält, oder ob man Ausfälle durch Sonnenbrand riskiert.“

Noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen

Die um etwa neun Prozent unter dem Durchschnitt liegende Ernte können die meisten Obstbauern verkraften. Das Alte Land ist noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. In anderen Apfelbauregionen, wie dem Havelland oder der Bodenseeregion waren die Frostschäden größer und auch die europäische Konkurrenz, vor allem die polnischen Obstbauern, hat es härter getroffen.

„Woanders gibt es weniger Frostberegnung“, sagt Dirk Feindt aus Jork, Obstbauer in dritter Generation. „Und den Unterschied merke ich bei mir schon. An den Ecken der Plantage, die ich nicht beregnen kann, habe ich mehr Ausfälle. Meistens ist aber auch nicht der ganze Baum betroffen. Unten, wo es am kältesten ist, überleben weniger Blüten.“

Europaweit geringere Erträge

Der europaweit geringere Ertrag in diesem Jahr und die ebenfalls schlechten Ernten in Privatgärten sorgen dafür, dass die Erzeugerpreise höher sind, als im Rekorderntejahr 2018. „Wir haben das schon bei den Mostäpfeln gemerkt“, sagt Feindt, „die haben im letzten Jahr nicht einmal ihre Erntekosten gedeckt. In diesem Jahr geht es wieder.“

Wer sich ein eigenes Bild von der Apfelernte im Alten Land machen oder gar selbst Äpfel vom Baum knechten möchte, kann das übrigens am Wochenende besonders gut und völlig legal tun: Bei den Tagen des offenen Hofs im Rahmen der Altländer Apfeltage bieten neun Obsthöfe zwischen Neuenfelde und Neuenkirchen einen Einblick in ihre Arbeit.

www.tourismus-altesland.de/altlaender-apfeltage