Harburg. Zwischen Phoenix Center und Marktkauf-Center ist ein Unfall-Schwerpunkt entstanden. Besonders oft sind Fußgänger und Busse betroffen.

Die Moorstraße macht der Hamburger Verkehrspolitik schon seit längerem Kopfschmerzen: Lärm-Hotspot, Schadstoffschwerpunkt, Staustelle und jetzt auch noch einziger Harburger Vertreter unter den zehn gefährlichsten Straßen Hamburgs bei Unfällen mit Personenschaden: Zehn Verletzte gab es auf dieser kurzen Straße allein im Jahr 2018. Damit ist die Moorstraße in den Hamburger Top 5. Eine sehr hohe Verkehrsdichte mit vielen unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern dürfte der Grund sein. Es gibt Pläne, das zu ändern, aber Politik und Behörden sind sich nicht immer einig, wie das gehen soll.

Präzise Suche nach Unfall-Ursachen

Die polizeiliche Auswertung der Unfallzahlen geht nicht allein nach Straßennamen sondern unterteilt längere Straßen in Abschnitte von je 250 Metern. Verteilen sich die Unfälle in einer Straße auf mehrere solcher Abschnitte, ist die Straße selbst kein statistischer Schwerpunkt. So können Polizei und Politik präziser nach Unfallursachen forschen und gegebenenfalls Abhilfe schaffen.

Schon zehn verletzte Fußgänger in diesem Jahr

Überdurchschnittlich viele der zehn Verletzten auf der Moorstraße waren Fußgänger. Und überdurchschnittlich häufig stießen sie mit Linienbussen zusammen. Beides, Busse und Fußgänger, gibt es in der Moorstraße viel. Die Busse sind zwischen Bahnhof und Harburger Ring unterwegs, die Fußgänger rechtwinklig dazu zwischen Seevepassage und Phoenix-Center. Es gibt zwei Ampeln jeweils an den Enden der Moorstraße und zwei Fußgängerfurten mit so genannten Sprunginseln. Echte Fußgängerüberwege, auf denen die Fußgänger Vorrang haben, sind das nicht. Die müssten mit weißen Streifen auf der Fahrbahn gekennzeichnet sein. Die Inseln dienen im Gegenteil dazu, dass dort die Fußgänger warten können, bis die Straße frei ist. „Genau das passiert aber nicht“, weiß Rainer Bliefernicht (CDU), der bis Mai Vorsitzender des Harburger Verkehrsausschusses war. „Immer wieder queren hier Fußgänger gedankenlos die Straße und verlassen sich darauf, dass Autos anhalten müssen.“

Fußgängerbrücke als Lösung?

Bliefernicht hat deshalb in der Vergangenheit bereits einmal vorgeschlagen ,eine Fußgängerbrücke zwischen Phoenix-Center und Seevepassage zu errichten. Der Center-Mutterkonzern ECE zeigte jedoch kein Interesse an dieser Idee.

Ganz anders wollen andere Bezirkspolitiker den Verkehr in der Moorstraße entzerren. Der aktuelle CDU-Kreisvorsitzende Uwe Schneider hatte bereits 2016 als Bezirksabgeordneter den Vorschlag gemacht, den Pkw-Verkehr aus der Moorstraße zu verbannen und an Kraftverkehr nur noch Busse, Taxis und Rettungsdienste zuzulassen. Eine solche „Kommunaltrasse“ schwebt auch SPD und Grünen vor, die sich derzeit anschicken, als Koalition gemeinsam die Harburger Bezirkspolitik zu bestimmen. Bei den Grünen steht dies explizit im Wahlprogramm und auch der Fraktionsvorsitzende der SPD, Frank Richter, ist dafür. „Es gab ja schon einen entsprechenden Beschluss der Bezirksversammlung“, sagt er, „aber die Polizei hat als Straßenverkehrsbehörde ihr Veto eingelegt.“

Autoverkehr aus der Moorstraße ziehen

Der Grünen-Verkehrsexperte Michael Sander erinnert sich: „Die Polizei argumentierte, dass es dann kaum Möglichkeiten gebe, mit dem Auto schnell in den Innenstadtbereich zu kommen, aber das lässt sich bestimmt lösen“, sagt er, „Im Zusammenhang mit dem Umbau des ZOB muss die Verkehrsführung ohnehin noch einmal neu gedacht werden.“

Veloroute 1 und neue Bushaltestellen

In der Tat stehen für die Moorstraße in den nächsten Jahren Veränderungen an: Die Veloroute 11 wird über die Moorstraße und den Harburger Ring gebaut und am Bahnhofsende wird die Hamburger Hochbahn AG (HHA) den Busbahnhof erweitern. Danach, so schwebt es der HHA vor, soll ein Großteil der Busse, die jetzt noch vom Bahnhof in die Moorstraße einfahren, über die Goldschmidtstraße an den Harburger Ring herangeführt werden. Nach anfänglicher Skepsis ist mittlerweile auch die Mehrheit der Harburger Bezirkspolitiker dafür. Bis es soweit ist, wird der Verkehr auf der Moorstraße aber noch einmal wachsen, denn nach fast zwei Jahren Brückensperrung wird demnächst die Hannoversche Straße wieder durchgängig befahrbar sein.

Für Unfälle mit Verletzten muss nicht unbedingt ein Fußgänger zu Schaden kommen. Im Februar lief in der Moorstarße ein Fußgänger vor einen Bus. Der konnte noch bremsen. Dabei verletzten sich jedoch vier Fahrgäste.