Harburg. Bezirkspolitiker sind verärgert über Hochbahn und Verkehrsbehörde. Warum eine Priorisierung vorerst nicht kommt.
Der Bezirk Harburg sollte bei der Umstellung auf elektrische Busse Priorität bekommen, forderten Harburgs Bezirkspolitiker in einem Beschluss vom April. Glaubt man der Stellungnahme der Verkehrsbehörde zu dem Beschluss, wird das Gegenteil eintreten: Bis in Harburg überhaupt die Voraussetzungen für flächendeckenden E-Bus-Betrieb geschaffen sind, werden Jahre vergehen und andere Bezirke deutlich früher in den Genuss der schadstofffreien Omnibusse kommen. Harburgs Politiker sind verärgert. Die Hamburger Hochbahn AG beschwichtigt: Ein Teil der Busse könne auch in einigen Jahren schon umgestellt werden.
Ab 2020 wird die Freie und Hansestadt Hamburg nur noch emissionsfreie Busse anschaffen. Für das kommende Jahr sind bereits 30 Elektro-Omnibusse aus Serienproduktion bestellt, für 2021 noch einmal. Insgesamt besteht die Busflotte der Hamburger Hochbahn AG allerdings aus 1000 Fahrzeugen. Der Großteil von ihnen wurde in den letzten zwei Jahren neu beschafft – mit Dieselmotoren. Bei einer Fahrzeug-Lebensdauer von 12 Jahren heißt das, dass die Umstellung der Hamburger Busse eher langsam beginnt, erst in einigen Jahren richtig Fahrt aufnimmt und zirka 2032 abgeschlossen ist.
Acht Buslinien im "Korridor Harburg"
Harburgs Bezirkspolitikern war das zu langsam. Sie forderten, dass die Harburger Kernregion bei der Umstellung auf emissionsfreie Busse Priorität haben sollte. Der Antrag, der einstimmig beschlossen wurde, kam von der SPD. Reiner Lokalegoismus war seine Motivation nicht: „Wir haben an der Winsener Straße und an der Moorstraße hohe Abgasbelastungen“, sagt Jürgen Heimath, scheidender Fraktionsvorsitzender der SPD. „Vor allem in der Moorstraße tragen Busse viel dazu bei.“
Durch die Winsener Straße und die Moorstraße führt der so genannte „Korridor Harburg“, acht Buslinien, die von der Jägerstraße bis zum Schlossmühlendamm denselben Weg teilen. Tagsüber fahren die Busse hier im Abstand von einer bis drei Minuten und das in zwei Richtungen. In der Moorstraße kommen noch zahlreiche andere Linien hinzu.. Hier wurden schon Abgaswerte gemessen, die höher waren, als die, die in anderen Teilen Hamburgs zu Fahrverboten führten.
Elektrobusse können in Harburg nicht geladen werden
Laut Verkehrsbehörde ist eine schnelle Umstellung der Harburger Busse nicht möglich, weil es hier an Lade- und Wartungskapazität fehlt. Eine Umrüstung des Betriebshofs an der Winsener Straße ist nicht geplant, da der Bezirk hier mittelfristig Wohnungsbau verwirklichen will. Eine geplante Ersatzfläche am Großmoordamm wurde wegen hoher Sanierungskosten verworfen. „Sobald eine geeignete und nutzbare Fläche in Harburg gefunden ist, kann mit der Planung und dem Bau eines neuen Betriebshofs, vergleichbar mit dem Betriebshof Alsterdorf, begonnen werden. Die Fertigstellung wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen.“
„Das ist unbefriedigend“, schimpft Jürgen Heimath, „bis die E-Busse nach Harburg kommen, ist der Elektroantrieb wahrscheinlich eine veraltete Technologie!“
Jürgen Marek, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen, kann die Verärgerung nachvollziehen. „Es ist ja nicht der erste Antrag zur Luftverbesserung, mit dem die Harburger SPD an den Hamburger Behörden scheitert“, sagt er, „zuvor war es die Nachrüstung von Stickoxidfiltern bei alten Hochbahnbussen, die abgelehnt wurde. Und auch wir Grünen erlitten mit unserem Wunsch nach Hybridbussen Schiffbruch. Währenddessen bleiben Moorstraße und Bremer Straße Abgas-Hotspots!“
"Harburg 2" bekommt 2023 einen Hochleistungsstromanschluss
Die ersten E-Busse könnten allerdings schon vor dem Ende der Umstellungsperiode in Harburg fahren: Der modernere zweite Harburger Busbetriebshof an der Hannoverschen Straße könnte bereits 2024 umgerüstet werden. Viele Voraussetzungen wurden beim Bau von „Harburg 2“ bereits geschaffen. Unter anderem fehlt allerdings noch der Hochleistungsstromanschluss. „Die konkreten Planungen zum Umbau von Harburg 2 starten Anfang kommenden Jahres.“, sagt Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum. „Der Stromanschluss kommt 2023.“
Die Hochbahn ist nicht der einzige Busbetreiber in Harburg. Auch die KVG Stade unterhält hier HVV-Buslinien. Wann die Stader auf Elektroantrieb umstellen, ist nicht bekannt.