Fischbek. Aldi und Bezirk Harburg einigen sich auf den Wiederaufbau des historischen Gebäudes an der B 73. Es war 2016 abgebrannt.

Die alte Fischbeker Schule an der B 73 soll wieder in der früheren Anmutung aufgebaut werden. Darauf haben sich jetzt nach Abendblatt-Information die Discounterkette Aldi und der Bezirk Harburg geeinigt. Geplant sei nun, dass Aldi auf dem Grundstück direkt neben seinem schon bestehenden Markt einen neuen und größeren bauen kann. Das Gelände dazu soll das Unternehmen bereits von der Stadt erworben haben. Im Gegenzug werde das alte Gebäude wieder aufgebaut, bestätigte Aldi-Manager Florian Scholz, der als Leiter für Immobilien und Expansion in der südlichen Metropolregion Hamburg 77 Aldi-Märkte betreut.

Diese Einigung dürfte in der Harburger Kommunalpolitik für einige Erleichterung sorgen. Man freue sich sehr, dass nun endlich eine Lösung für die alte Brandruine gefunden sei, heißt es beispielsweise bei der Bezirksabgeordneten Brit-Meike Fischer-Pinz (CDU), die sich ebenfalls lange schon für einen Erhalt des Hauses einsetzt.

Nach dem Feuer verlor die historische Reetdachkate ihren Denkmal-Status

Im März 2016 hatte ein Feuer nach einem Kabelbrand die historische Reetdachkate an der Cuxhavener Straße 400 in Fischbek weitgehend zerstört. Seitdem gibt es Bemühungen in der Harburger Bezirkspolitik um einem Wiederaufbau. Immerhin gilt das Gebäude an der stark befahrenen Bundesstraße als besonders identitätsstiftend im Stadtteil, weil es ein typisches Beispiel für die Bebauung des früheren Dorfkerns darstellt.

1869 war es als Schulgebäude gebaut worden und diente noch bis 2012 als Kita. Danach stand es aber leer, das Reetdach wurde immer mehr von Moos befallen und die Mauer mit Graffiti beschmiert. Damals schon gab es Sorgen im Bezirk, dass es verfallen könnte. Doch da stand die alte Schulkate noch auf der Hamburger Denkmalliste. Nach dem Feuer wurde sie jedoch wegen des massiven Brandschadens wieder daraus gestrichen – was vor Ort mit einigem Argwohn registriert wurde.

Denn zwischenzeitlich gab es die Befürchtung, dass der städtische Immobilienbetrieb Saga dort Wohnungsbau planen könnte. Zusätzliche Nahrung bekamen solche Gerüchte, weil lange nichts passierte. Zwar wurden die Gebäude­reste mit Planen geschützt. Zudem wurde direkt an der Straße ein großes Stützgerüst aufgebaut – das allerdings völlig zuwucherte. Wer heute hier vorbei fährt, erkennt so gut wie nichts mehr von dem alten Gebäude, vielmehr erinnert der eingerüstete Planenblock eher an ein Experiment zur Fassadenbegrünung.

Aldi wartet auf Genehmigung für den Baubeginn

Doch die Harburger Bezirkspolitik hatte sich mit einem eindeutigen Beschluss im Kulturausschuss auf eine Nachnutzung festgelegt, um so einen Abriss letztlich zu verhindern. Offensichtlich mit Erfolg: Für die Neubaupläne steht Aldi bereits seit einiger Zeit in den Startlöchern. Aber noch gibt es offene Detailfragen bei der Baugenehmigung.

„Wir warten händeringend auf die Erteilung der Genehmigung“, sagt Aldi-Manager Scholz. Er gehe nun davon aus, dass in den kommenden zwei bis drei Monaten mit dem Neubau des größeren Aldi-Marktes begonnen werden könnte. Der alte Markt werde dann komplett geschlossen und später abgerissen. „Anschließend oder auch parallel“ soll auch der Wiederaufbau der alten Schulkate starten.

Die Planung sieht dabei vor, dass im Erdgeschoss ein Backshop mit einem Café entstehen soll. Im Obergeschoss soll eine kulturelle Nutzung angestrebt werden. „Wir würden das dann als soziales Engagement betrachten“, sagt Scholz.

Süderelbe-Archiv könnte ins Obergeschoss des Hauses einziehen

Voraussichtlicher Kandidat für die neue Nutzung dort ist das Süderelbe-Archiv, das derzeit noch in der Neugrabener Bücherhalle untergebracht ist. Das Süderelbe-Archiv ist eine Art Geschichtswerkstatt, die von rund 20 Ehrenamtlichen betreut wird. Regelmäßig kommen Arbeitsgruppen zusammen, es gibt aber auch offene Treffen und Vorträge. Und in dem Archiv werden vor allem historische Fotos, Karten, Bücher und Zeitungen zur Süderelbe-Geschichte gesammelt.

Die jetzt erzielte Einigung über die Nutzung der alten Schule ist allerdings nicht völlig überraschend. Ähnliche Pläne verfolgten die städtische Saga und die Discounterkette bereits vor dem Brand. „Es gab damals sogar schon einen Notartermin“, erinnert sich der langjährige CDU-­Bezirksabgeordnete Ralf-Dieter Fischer. Doch dann kam das Feuer und damit ein neuer Verhandlungsstand. Und so gingen nun immerhin rund sieben Jahre ins Land, bis es für das leerstehende Haus eine neue Zukunft gibt.

Das Dorf Fischbek entstand im 16. Jahrhundert

1544 wurde die Siedlung „Vischbecke“ laut Süderelbe-Archiv erstmals schriftlich erwähnt, der Name leitet sich offensichtlich von einem Bach mit vielen Fischen ab.

Im späteren 18. Jahrhundert gehörte Fischbek wie Neugraben auch in der preußischen Provinz Hannover zum Amt Harburg. 1938 wurden die beiden Landgemeinden wie Harburg durch das Groß-Hamburg-Gesetz der Hansestadt Hamburg angegliedert.

1948 dann wurde der offizielle Hamburger Stadtteil Neugraben-Fischbek geschaffen, in dem heute rund 30.000 Einwohner leben.