Harburg. Denkmalschutzamt ließ Status der Objekte in Harburg aufheben. CDU-Abgeordneter kritisiert Umgang der Stadt mit eigenen Gebäuden.
Im Bezirk Harburg sind in den Jahren 2014 bis 2016 insgesamt sechs Denkmäler aus der Denkmalliste gelöscht worden. In ganz Hamburg waren es in diesem Zeitraum 46 Denkmäler. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des CDU-Abgeordneten Dietrich Wersich in der Hamburger Bürgerschaft hervor.
Verschiedene Gründe haben zu dem Verlust von denkmalgeschützten Gebäuden im Bezirk Harburg geführt. Das als alte Schule bekannte Gebäude in der Cuxhavener Straße 400 fiel im Jahr 2016 einem Brand zum Opfer. Ursprünglich gehörte es wahrscheinlich zu einer Hofstelle im Ortsteil Scheideholz. 1926 wurde es von dem Architekten Heinrich Mahlmann zu einem Wohnhaus umgebaut und war bis zu seiner Zerstörung ein Zeugnis der Reformarchitektur.
Die Freie und Hansestadt Hamburg diskutiert den Denkmalschutz kontrovers . Der Denkmalrat und Oppositionspolitiker in der Bürgerschaft werden dem Senat insbesondere vor, wenig vorbildlich mit den eigenen Denkmälern umzugehen und ihrem Schutz einen zu geringen Stellenwert einzuräumen.
Modernisierungen können zu dem Verlust des Denkmalwertes führen. Mit dieser Begründung sind das um 1860 erbaute Wohnhaus in der Nartenstraße 29, das Gebäudesensemble im Hans-Dewitz-Ring und die als ein Denkmal geltenden Gebäude am Exerzierplatz 2 und Eißendorfer Straße 109 aus der Denkmalliste gelöscht worden. Letztere waren Zeugnisse des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, Mit ihrer Beschränkung auf das Notwendigste dokumentierten sie die Dringlichkeit, schnell und kostengünstig Wohnraum zu schaffen, bedeuteten für ihre Bewohner aber ein schlichtes Wohnen.
In zwei Fällen haben Unternehmen jeweils mit Erfolg im Jahr 2015 einen Abbruchantrag gestellt. Der Eisenbahnbauverein plant, an der Bremer Straße 114 bis 124 Neubauten. Die städtische SAGA Unternehmensgruppe lässt die bisher denkmalgeschützten Wohnblocks Denickestraße 46-72, Thörlweg 1-8 und Thörlstraße 17 bis 21 abreißen, um etwa 350 neue Wohnungen zu schaffen. Die Gebäudeensembles gelten in der Statistik jeweils als ein Denkmal.
Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Dietrich Wersich kritisiert, dass annähernd die Hälfte (45 Prozent) der Denkmäler, die in den vergangenen drei Jahren in Hamburg verloren gegangen sind, im Eigentum der Stadt oder öffentlicher Unternehmen seien. Das zeige, dass die Freie und Hansestadt nicht gerade vorbildlich mit dem Denkmalschutz umgehe, sagt er.
Wersich schlägt deshalb vor, ein Mediatorgremium zu installieren, das in der Diskussion um den Abriss eines Denkmals eine Stellungnahme abgeben müsse. Ein solches Verfahren würden den Abriss von Denkmälern erschweren, argumentiert Wersich. Auch der FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Jens Meyer ist der Ansicht, dass der Stellenwert des Denkmalschutzes im Senat zu gering sei. Er hat deshalb eine Kleine Anfrage an den Senat gestellt. Die Antwort steht noch aus.
Denkmäler können ihre Schutzwürdigkeit verlieren, weil ihre Denkmalqualität verloren gegangen ist oder weil eine Abrissgenehmigung trotz Denkmalschutzes erteilt wird. „Beides findet nur sehr selten statt“, antwortet die Kulturbehörde auf Nachfrage und widerspricht damit dem Eindruck bei der Opposition in der Hamburger Bürgerschaft.
Im Bezirk Harburg steht zurzeit der Erhalt von zwei Denkmälern in der politischen Diskussion. Das seit Ende 2008 leerstehende frühere Ensemble der New-York-Gummiwarenfabrik im Harburger Binnenhafen ist mit giftigen Nitrosaminen belastet, so dass eine Nachnutzung bisher gescheitert ist. Mittlerweile gilt der Erhalt der Fassade mit dem Bau eines Parkhauses offenbar als machbar, so dass das Industriedenkmal voraussichtlich keinem Abriss zum Opfer fallen wird. Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt eine Aussage von Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter im Abendblatt zu den denkmalgeschützten Hallen am Billbrookdeich. In diesem Fall werde man ein Zugeständnis an das Immobilienunternehmen ECE als großen Arbeitgeber der Stadt machen müssen, sagte er.
In der Bezirksversammlung Harburg setzen sich die Neuen Liberalen für den Erhalt der Denkmalgeschützen Gebäude in der Bremer Straße 132 bis 134 ein. Der Eisenbahnbauverein beabsichtige, die Wohnhäuser, die anfällig für Schimmelbildung seien, abbrechen zu lassen, um Neubauten zu errichten. Für die denkmalgeschützen Wohnhäuser des Ensembles 114 bis 136 sei aber noch kein Konzept entwickelt, heißt es in der Antwort des Bezirksamtes Harburg auf eine Kleine Anfrage der Neuen Liberalen. Bei den Denkmälern handelt es sich um frühere „Werkswohnungen“ für Beamte aus den früheren 1920er-Jahren.