Trelde. Die junge Architektin hat den wichtigsten Preis der Branche, den Deutschen Lichtdesign-Preis, gewonnen.
Was ist der Grund, dass wir einen Raum einladend, gemütlich, stilvoll finden? Ist es die Einrichtung, die Wandfarbe, die Dekoration? Es ist vor allem eines: das Licht. „Die schönste Architektur oder das originellste Interieur verliert seine Wirkung, wenn es nicht im rechten Licht subtil inszeniert wird“, weiß Sarah Textor. Die Trelderin ist vor wenigen Wochen mit dem Deutschen Lichtdesign-Preis in der Kategorie Nachwuchspreis ausgezeichnet worden. Der Preis gilt als der Wichtigste der Branche.
Zielstrebigkeit, Ehrgeiz, Disziplin und gute Kontakte haben die 36-jährige Architektin dorthin geführt. „Ich bin ein 100-Prozent-Mensch“, sagt sie über sich selbst. Das spiegeln auch die Stationen ihres bisherigen Werdegangs wider: Sie stammt aus Limburg an der Lahn, hat viele Jahre Tischtennis auf Bundesliga-Niveau gespielt und war unter anderem Co-Trainerin der Nationalmannschaft bei den Paralympics 2012. Durch den Sport hat sie Disziplin gelernt, durch die Menschen, die sie dadurch kennengelernt hat, haben sich ihr viele berufliche Chancen eröffnet.
Das Licht hat sie schon immer interessiert
Schon als Schülerin besuchte sie Vorträge des Limburger Architekten André Kramm, während ihres Studiums belegte sie Kurse zum Thema Licht. „Licht hat mich immer interessiert“, sagt sie. Schon während ihres Studiums arbeitete sie für das Büro André und Erich Kramm und hielt auch danach Kontakt. Weitere Stationen waren „Die Lichtplaner“ in Limburg, die Gründung eines eigenen Architekturbüros mit einer Kollegin und – ganz nebenbei – Textildesign: Mit der Limburger Textilkünstlerin Elisabeth Knossalla entwarf sie das Tischtennis-Damendress „Esperanza“ für die Marke Butterfly und eine Kollektion für die Werner-Schlager-Akademie Wien.
Aus privaten und auch beruflichen Gründen wollte Sarah Textor, die seit kurzem mit dem Musikproduzenten Frank Ramond verheiratet ist, nach Hamburg umziehen. „Eigentlich schon 2012, aber dann kamen noch wichtige Projekte dazwischen...“ Nach zwei Jahren Fernbeziehung aber zog sie dann an die Elbe. Ihr Plan: für die Lichtdesignerin der Elbphilharmonie, Ulrike Brandi zu arbeiten. Daraus wurde eine anderthalbjährige Zusammenarbeit, dann machte sich die 36-Jährige mit ihrer Firma Sarah Textor Lichtdesign selbstständig.
Ihre Aufträge führten sie schon nach Moskau, New York und Ibiza, doch mit einem Fuß ist sie immer noch in ihrer alten Heimat: ihr guter Ruf beschert ihr weiterhin Aufträge in Limburg und Umgebung.
Und so empfahl ihr ehemaliger Chef André Kramm sie denn auch für das Bistum Limburg. Ihr Lichtkonzept für die Pallottinerkirche in Limburg verhalf ihr zu dem renommierten Deutschen Lichtdesign-Preis. „Den deutschen Lichtdesign-Preis beobachte ich schon lange, dass ich ihn jetzt gewonnen habe, ist für mich eine große Ehre – beweist er doch, dass ich es kann“, sagt Sarah Textor stolz. Zuvor hatte sie bereits für die St.-Maximin-Kirche in Niederbrechen ein Lichtkonzept umgesetzt. Gerade in Kirchen muss sie auch Überzeugungsarbeit leisten - etwa, weil Pendelleuchten angeschafft werden sollen. Dafür hat es der Küster einfacher: „Früher hatte die Kirche unzählige Schalter überall verteilt, heute wählt der Küster per Tablet beispielsweise eine von zwölf Lichtszenen aus“, erklärt Sarah Textor.
In Hamburg hat sie einige Projekte umgesetzt
Bald will sie ihren Tätigkeitsschwerpunkt nach Hamburg verlegen – schließlich hat sie auch hier schon einige Projekte umgesetzt, darunter vielfach in Privathäusern. Unter anderem arbeitete sie auch schon mit dem Tostedter Architekten Michael Bannehr zusammen. Beide spielen im MTV Tostedt Tischtennis, so schließt sich auch hier ein Kreis.
„Ich spreche mit den Kunden über ihre Wünsche und berate sie. Im Rahmen seines Budgets suche ich nach individuellen Lösungen“, beschreibt es Sarah Textor. Wegen des geringen Energieverbrauchs seien LED-Leuchten derzeit stark nachgefragt – nicht zuletzt bei öffentlichen Auftraggebern oder den Kirchen sind die Einsparpotenziale ein bedeutender Faktor. Ganz wichtig ist es, immer eine Lichtprobe durchzuführen. Ich bringe dann unterschiedliche Leuchten mit, von verschiedenen Herstellern und in verschiedenen Lichtstärken. Ich nenne den Preis zunächst nicht, damit der Kunde ganz neutral verschiedene Effekte vergleichen kann.“
Für Lichtproben ist es natürlich erforderlich, im Dunkeln unterwegs zu sein. Das ist im Winter einfacher zu terminieren, „aber jetzt im Sommer treffen wir uns auch schon mal abends halb elf auf der Baustelle“, sagt sie lachend.
Lichtplanung – Darauf kommt es an
Wie kann man auch ohne Leuchtkonzept die Beleuchtung in der Wohnung verbessern? Sarah Textor gibt Tipps:
Lichtpunkte setzen:
Was soll beleuchtet werden – ein bestimmter Punkt wie etwa ein großes Bild, eine Leseecke oder der ganze Raum? Sogenanntes Funktionslicht, das der Orientierung im Raum dient, wird eher hoch angesetzt, ein Leselicht eher niedrig.
Dimmer verwenden:
Das Licht kann dann für verschiedene Zwecke angepasst werden, etwa in der Küche: Zum Kochen darf das Licht hell sein, zum gemütlichen Beisammensein danach wird es gedämpft.