Harburg. Pistengänger zieht es zunehmend zum Kneipenquiz ins Stammlokal. Ortstermin in der “Stumpfen Ecke“ in Harburg.
Da hat Wirtin Sabine Trefzer ihre Gäste aber hinter die Fichte geführt: „Kinderbücher“ ist das Motto des aktuellen Kneipenquizabends und das gute Dutzend Ratefreunde, das trotz Sommerwetters in die „Stumpfe Ecke“ gekommen ist, ist auf Ronja Räubertochter, Fliewatüüt und Ritter Trenk eingestellt. Doch jetzt kommt eine Fußballfrage. „Auch der Titel „Fußball – Fakten, Rekorde und Stars“ steht bei uns in der Kinderbuchecke“, sagt die Gastronomin, die in ihrem anderen Beruf Buchhändlerin ist.
Einige Quizzer nehmen die Fußballfrage mit Erleichterung auf, andere grummelnd. Schweigend machen sie ihre Kreuzchen auf den Antwortzettel. Dann gehen ihre Blicke wieder hoch auf den Bildschirm, wo schon die nächste Frage samt drei Antwortmöglichkeiten aufblitzt.
Alle zwei Wochen dienstags ist Quizabend in der „Stumpfen Ecke“ – und das schon seit zwei Jahren. Stammgäste und Wirtin hatten das gemeinsam beschlossen, um den sonst eher schwach besuchten Dienstagabend mit mehr Leben zu füllen. Mit Erfolg: „Zwischen zwölf und 20 Leute nehmen regelmäßig teil“, sagt Andreas „Audi“ Krahe, Stammgast und Quizbeauftragter. „Viele bleiben auch danach noch. Über einige Fragen wird lange diskutiert.“
Die „Ecke“ begründete mit ihrem Quiz einen Trend in Harburg, denn die Lust am Raten erfasst immer mehr Kneipen südlich der Elbe. Regelmäßig gerätselt wird mittlerweile auch im „Old Dubliner“ und in der „Fischhalle“, demnächst will auch das „Blabla“ ein Musikquiz ausprobieren.
Szenenwechsel: Die Fischhalle ist fast völlig gefüllt, das Personal holt schon weitere Klappstühle. Lutz „Eisen“ Mühlhaus erklärt die Regeln des Musikquiz’: Jeden Titel wird er 30 Sekunden anspielen. Dann sind Titel und Interpret auf dem Zettel einzutragen. nach 25 Titeln gibt es eine Trinkpause, danach noch einmal 25 Titel. Der Einsatz ist mit sieben Euro relativ hoch. Zu gewinnen gibt es dafür eine Flasche Sekt und ein gutes Gewissen: Was vom Einsatz übrig bleibt, geht an das BYRC, ein Ausbildungszentrum, das Mühlhaus und seine Lebensgefährtin Britta Rietzke im afrikanischen Sierra Leone gegründet haben. Auch in der Fischhalle gibt es heute ein Motto: Kurz vor dem Schlagermove geht es um deutsche Gassenhauer.
Rätselfreund Andreas grummelt: „Ich werde heute wohl nicht punkten und setze auf den 60er-Jahre-Abend“, sagt der Eißendorfer (68), der mit Frau und Nachbarin in die Fischhalle gekommen ist. Währenddessen outen sich die echten Experten und singen massenhaft mit. Eisen Mühlhaus’ Zeitplan gerät dadurch ins Wanken, erst recht als die Schlagerfreunde gegen Ende des Spieles schon in Schunkellaune sind. Ob Ratefuchs Andreas beim 60er-Jahre-Abend auch barfuß durch die Halle tanzt?
Erneuter Szenenwechsel: Im „Old Dubliner“ rätselt keiner für sich. Mindestens zwei Gäste tun sich zu einem Team zusammen, bei mehr als sechs im Team gibt es Punktabzug. Quizmaster Stefan fragt sich durch alle Facetten des Allgemeinwissens, von chemischen Formeln bis zu schicken Frisuren. Das sorgt dafür, dass in jeder Truppe erst gegrübelt, dann getuschelt und dann geschrieben wird. Alle Handys liegen auf dem Tisch – damit man sehen kann, dass sie ausgeschaltet sind. Auffällig: Das interdisziplinäre Jungakademikerteam der Grünen-Bezirksfraktion diskutiert immer nur kurz und wartet dann sehr gelassen auf die nächste Frage. Einmal im Monat wird im Irish Pub montags gerätselt. Eine Sommerpause gibt es nicht – bei keinem der Harburger Kneipenquizze. Die Ratelust kennt keine Saison.