Harburg. Äste, Sträucher und Kraut sprießen derzeit schneller, als nachgeschnitten werden kann – zu Lasten der Verkehrssicherheit.
Ausgerechnet, wenn sie Rot zeigt, sieht man die Ampel nicht – eine gefährliche Situation, die sich am Lohmannsweg Jahr für Jahr wiederholt. An der Kreuzung der vielbefahrenen Routen Lohmannsweg und Milchgrund mit der nicht minder befahrenen Heimfelder Straße wuchert die Vegetation im Sommer gerne mal bis vor die Ampel – oder „Lichtsignalanlage“, wie es im Behördendeutsch heißt. Gerade in diesen Tagen sprießt und schießt das Grün nach oben und zur Seite. Im heißen und trockenen Juni hielten sich die Pflanzen mit dem Wachsen zurück. Seit es abgekühlt ist und geregnet hat, holen sie das allerdings nach.
Radfahrer müssen dem Grün ausweichen
Das kann an manchen Stellen richtig gefährlich werden: „An dem schmalen Radweg zwischen Buxtehuder Straße und den Bahngleisen wachsen die Büsche im Sommer oft so sehr in den Weg hinein, dass Radfahrer ausweichen müssen und dabei Gefahr laufen, auf die Fahrbahn zu geraten oder zu stürzen“, sagt Hans-Hermann Stüben. Der Neugrabener kennt die Strecke als Autofahrer und als Radler. „Es dauert jedes Jahr Wochen, bis dort mal geschnitten wird. Eigentlich müssten die Büsche dort weg.“
Grünflächen sind gewünscht und beliebt
Das wäre wohl nicht im Sinne der Bahn, der das Gebüsch dazu dient, die Harburger zumindest ein wenig vor Fahrgeräuschen zu schützen und dazu, Übermütige vom wilden Queren der Gleise abzuhalten. Außerdem halten die meisten Politiker und ihre Wähler Grün im Straßenraum für wünschenswert – so nicht nur an der Buxtehuder Straße, sondern auch am Lohmannsweg und an zahlreichen anderen Stellen, an denen die Vegetation derzeit schneller wächst als die Stadtgärtner hinterherschneiden können.
Haftungsrisiko für das Bezirksamt
Damit setzt sich das Bezirksamt allerdings auch einem Haftungsrisiko aus: Verkehrszeichen und Ampeln müssen beim Fahren „beiläufig“ wahrgenommen werden können. Ist das nicht der Fall und es geschieht ein Unfall, ist der Straßenbaulastträger, und das ist meistens das Bezirksamt, in der Verantwortung, für Schäden aufzukommen.
Orte, an denen das geschehen kann, gibt es einige. Zwar ist an der Buxtehuder Straße gerade jetzt geschnitten worden, aber anderswo – siehe Lohmannsweg – sprießt und wuchert es immer noch fröhlich ins Blickfeld: Das „Vorsicht-Kinder“-Schild an der Schule In Der Alten Forst ist beispielsweise gerade ebenso zugewachsen, wie das Rechtsabbiegeverbot an der Friedhofstraße. In ganz Harburg wuchern Gehwege zu. Dass Grün kommt nicht nur von der Seite, sondern auch von unten, Derzeit sprießt es aus Fugen, Asphaltrissen und sogar aus angewehtem Erdreich.
Wetter begünstigt das Wachstum der Pflanzen
„Das Bezirksamt arbeitet regelhaft daran, die Ordnung im Straßenbegleitgrün dort wiederherzustellen, wo es zu Beeinträchtigungen kommt“, schreibt Dennis Imhäuser, Pressesprecher des Harburger Bezirksamtes. „Die Witterung in diesem Jahr ist im Vergleich zum trockenen Vorjahr besser für Pflanzen. Diese positive Entwicklung für die Natur hat zum Nachteil, dass an Orten an denen kein Grün erwünscht ist, es ein paar Tage länger dauern kann, bis der Auftrag erledigt ist und das Grün auch schneller nachwächst und häufiger geschnitten werden muss.“
Aufträge werden an Fremdfirmen vergeben
Es sind meistens auch keine Mitarbeiter des Bezirksamts, die im Straßenbegleitgrün tätig werden. „In Grünanlagen schneidet der Bauhof die Bäume zurück“, sagt Imhäuser. „Für Arbeiten an Straßen, wie beispielsweise das Freischneiden einer Ampelanlage, wird eine Fachfirma beauftragt. Darüber hinaus vergibt das Bezirksamt auch Mäharbeiten oder Freischneidearbeiten an Fremdfirmen. Es gibt Rahmenverträge über mehrere Jahre ebenso wie Aufträge für Einzelmaßnahmen.“
Falls die Wegewarte des Bezirks Bäume oder Büsche bemerken, die von private Grundstücken auf öffentliche ragen, so wird der Besitzer des Grundstückes angeschrieben und aufgefordert, Busch, Hecke, oder Baum zurückzuschneiden. Auch das braucht einige Tage, bis die Aufforderung überhaupt bei dem eingegangen ist, der ihr nachkommen soll.
Bürger und Bürgerinnen können Mängel an Straßen und an Grünanlagen über das Online-Portal „Melde-Michel“ oder telefonisch auch über den Hamburg-Service 040 115 melden. Straßenschilder werden nach Meldung durch Polizei, Feuerwehr und Wegewarte oder über den Melde-Michel von Pflanzenbewuchs befreit, damit sie für die Verkehrsteilnehmer wieder frei einzusehen sind. Diese Dienststellen melden den Pflanzenbewuchs an den Bezirks-Bauhof, woraufhin der Bewuchs auf öffentlichen Grund entfernt wird.
Seevetal hat das gleiche Problem
Das Phänomen hört an der Hamburger Ortsgrenze übrigens nicht auf: Auch auf der Seevetaler Seite der Maldfeldstraße wuchert es fleißig. Dass der Streifen zwischen Kantstein und Radweg eigentlich im Dunklen reflektieren soll merkt man vor lauter Pflanzen nicht. Auch hier gilt: Vegetationsperiode trifft auf Ferienzeit und Fachkräftemangel.