Harburg. Grundsteinlegung im Binnenhafen: Fraunhofer-Center für Maritime Logistik hat eigenes Forschungsgebäude mit Wasseranbindung bekommen.

Das geplante Forschungszentrum am Lotsekanal im Binnenhafen nimmt Formen an: Gestern legten Bürgermeister Peter Tschentscher und Prof. Carlos Jahn, Leiter des Fraunhofer-Centers für Marine Logistik (CML), den Grundstein für ein eigenes Forschungsgebäude im Binnenhafen. Voraussichtlich in zwei Jahren wird das achtstöckige Gebäude Büros, Labore und Werkstätten für etwa 90 Wissenschaftler, Studenten und Verwaltung bieten. Derzeit sind am Fraunhofer-CML rund 50 Mitarbeiter und Studenten beschäftigt.

Geforscht wird an Technologien zur Digitalisierung in Häfen

„Vordergründig wird hier ein Gebäude mit 2400 Quadratmetern Geschossfläche am Wasser gebaut – davon gibt es in Hamburg viele. Aber hier sollen Wissenschaftler arbeiten in einem Themenbereich, der Maritimen Logistik, der viel Zukunftspotenzial hat“, betonte Bürgermeister Peter Tschentscher. Geforscht wird an Technologien zur Digitalisierung und Automatisierung in Häfen, auf Schiffen und im Schiffbau.

Die Hälfte der Baukosten zahlt ein EU-Fonds

Der Neubau sei für das CML, das derzeit auf dem Campus der Technischen Universität untergebracht ist, ein wichtiger Schritt, so Tschentscher: „Das CML bekommt ein Zuhause, eine deutlichere Identität“. Die Stadt hat sich mit 25 Prozent an dem 20 Millionen Euro teuren Neubau beteiligt. Ein weiteres Viertel zahlt der Bund. Die andere Hälfte finanziert der Europäische Fonds für regionale Entwicklung.

Carlos Jahn verglich sein Center mit einem innovativen Schiff

Carlos Jahn verglich sein Center mit einem innovativen Schiff: „Unser Heimathafen ist die Technische Universität. Wir sind dort angefangen, haben viel Unterstützung bekommen und betreiben gemeinsame Projekte.“ Doch im Heimathafen wurde es zu eng, neue Räumlichkeiten müssen geschaffen werden. Das nun entstehende Gebäude am Lotsekanal ist für die Forscher maßgeschneidert. Rund ein Drittel der Fläche wird für Labore und Werkstätten genutzt. Zwei Drittel sind für Büroarbeit reserviert. Mit dem Neubau breche das CML-Schiff auf zu neuen Ufern, so Jahn: „Wir bekommen eine sehr gute Ausstattung, etwa Technologie für Schiffsautomatisierung und Schiffssimulatoren. Auf dem Dach unseres Gebäude werden Antennen stehen, mit deren Hilfe wir die Schiffs- und Hafenkommunikation verbessern wollen. Und im Kanal wird ein Ponton liegen, von dem wir Versuche unter Realbedingungen starten können.“

Ungewöhnlich gestaltetes Gebäude bekommt traditionelle Backsteinfassade

Architektonisch soll das am Brückenkopf der Lotsekanal-Klappbrücke gelegene Gebäude eine Landmarke im Binnenhafen werden. „Wir wollten ein besonderes Gebäude bauen, aber keinen Fremdkörper schaffen. Deshalb haben wir die außergewöhnliche Formgebung mit einer Backsteinoptik verbunden und damit die norddeutsche Architekturtradition aufgenommen“, sagte der Architekt Stefan Tebroke. Zur Blohmstraße verjüngt sich das Gebäude. Zum Hafen hin zeigt es seine Breitseite mit Laboren und Werkstätten.

So wird der Bürotrakt an der Blohmstraße aussehen.
So wird der Bürotrakt an der Blohmstraße aussehen. © Fraunhofer-CML/Architekturbüro BHBVT

Carlos Jahn nutzte die Grundsteinlegung, um der Wissenschafts- und der Wirtschaftsbehörde zu danken – „wir sind vom ersten Tag an massiv unterstützt worden“. Auch das „Mutterschiff“, das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) habe dem jungen, 2010 gegründeten Center sehr geholfen. Und natürlich die Kollegen der Technischen Universität Hamburg (TUHH) auf dem Schwarzenberg. Deren Präsident, Prof. Ed Brinksma, betonte: „Wir freuen uns mit Ihnen, dass hier ein großzügiges Gebäude am Wasser entsteht“, und wendete sich an Jahn: „Sie ziehen zwar jetzt aus, aber Sie werden uns nicht entkommen. Denn auch die TUHH befindet sich in einem Wachstumsprozess. Gleich nebenan entsteht gerade der Hamburg Innovation Port (HIP). Wir werden Ihnen folgen und dort einziehen.“

Mit der Grundsteinlegung soll nun der Hochbau starten

Wer wem folgen wird, steht noch nicht ganz fest. Der erste Bauabschnitt des HIP ist bereits errichtet und könnte noch in diesem Jahr bezugsfertig werden. Allerdings fehlt bislang noch der umfassende Mietvertrag zwischen der Stadt und dem Hauseigentümer Arne Weber (HC Hagemann). Darüber soll die Bürgerschaft im Oktober befinden.

Auf dem Grundstück des Fraunhofer-Centers hinter der Fischhalle Harburg ragen dagegen gerade erst rund 100 Gründungspfähle aus dem sandigen Boden. Hier soll mit der Grundsteinlegung nun der Hochbau starten. Allerdings fand sich in der Ausschreibung des Rohbaus kein Unternehmen, das ihn ausführen will. Jahn: „Wir haben eine zweite Ausschreibung gestartet.“ Er ist optimistisch, dass die zweijährige Bauzeit auf jeden Fall einzuhalten ist.